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Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Titel: Milchgeld: Kluftingers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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wenn sie seine Erleichterung bemerken würde.
    »Ja, wir haben das ausgemacht«, fuhr er deshalb mit trauriger Stimme fort. »Aber jetzt hab ich einen unheimlich wichtigen Fall bekommen, ich kann unmöglich weg.« Für den nächsten Satz musste er sein ganzes Schauspieltalent zusammenkratzen: »Meinst du, ich bin nicht enttäuscht?«
    Sie sah ihn prüfend an. »Aber was sollen wir denn jetzt machen? Ist doch alles gebucht. Ich glaub, du hast einen Knall oder was? Ich schieß doch nicht zweitausend Euro in den Wind.« Ihre Stimme klang jetzt zerbrechlich. Sie würde weinen, das war ihm klar. Herrgott noch mal, es war doch niemand gestorben.
    »Was soll ich denn machen? Da musst du doch Verständnis dafür haben. Du willst doch immer, dass ich auch an meine Karriere denke.«
    Sie zuckte, der hatte gesessen.
    »Ja, ich muss immer … Weißt du, was? Dann fahr ich eben ohne dich!«
    Jetzt fiel er aus allen Wolken. Sie waren noch nie ohne den anderen verreist.
    »So? Dann fahr halt! Das ist mir auch ganz wurscht«, sagte er, stand auf und ging ins Wohnzimmer. Das Lächeln, das die Lippen seiner Frau umspielte, konnte er nicht mehr sehen.
     
    ***
     
    Er hatte sich gerade hingesetzt und TV-Allgäu Nachrichten eingeschaltet, um zu sehen, ob trotz ihrer Entscheidung, die Presse erst am folgenden Tag zu informieren, etwas durchgesickert war, da kam seine Frau herein. Sie sah gar nicht mehr so wütend aus, was Kluftinger mehr wunderte als dass es ihn freute.
    Sie setzte sich neben ihn, nahm sich eine Zeitschrift vom Tisch, die auf dem Titelblatt die »Fünf Kilo weg mit Kohlsuppe«-Diät anpries und blätterte darin herum. Keiner sagte etwas.
    »Was ist das eigentlich für ein Fall, wegen dem du nicht weg kannst«, fragte sie schließlich beiläufig, ohne von ihrer Zeitschrift aufzublicken.
    Gott sei Dank, dachte er, ihre Neugierde hatte gesiegt. Sie würde keine Ruhe geben, bis sie die Details kannte, das war ihm klar. Dennoch ließ er sich darauf ein. Denn jetzt hatte er ganz unverhofft wieder die Oberhand, konnte sich mit seinen Informationen ein wenig ihrer Zuneigung zurückkaufen.
    »Ach, ein Mord halt. Hier in Altusried.«
    Sie legte die Zeitung weg. Ihr Mund stand offen wie bei einem Batterie-Dackel, dem der Saft ausgegangen war. Er musste ob dieses Vergleichs unwillkürlich grinsen. In seinem Lächeln lag aber auch eine gehörige Portion Selbstzufriedenheit. Auch wenn ihm der Fall an sich schwer zu schaffen machte, war er doch ein bisschen stolz darauf, ihr eine solche Sensation bieten zu können.
    »Ein Mord? Bei uns? Ja um Gotts Willen! Wer? Ich hab überhaupt nix mitgekriegt!«, sagte sie ein wenig vorwurfsvoll.
    »Der Wachter. Vom Milchwerk.«
    »Der Wachter vom Milchwerk?«, wiederholte sie. Sie brauchte ein paar Sekunden, um wieder zu Atem zu kommen. »Aber den hab ich doch gestern erst noch gesehen.«
    Kluftinger setzte sich kerzengerade hin. »Du hast ihn gesehen? Wo?«
    »Beim Bäcker halt. Da hab ich ihn öfter getroffen. Der geht eben nicht so früh zur Arbeit wie du. Ging, meine ich, ging.«
    Er überhörte den Vorwurf, der in ihren Worten mitschwang.
    »Hat er was gesagt? War jemand bei ihm?«
    »Nein, kannst ganz ruhig bleiben. Er hat nur was gekauft und ist gleich wieder gegangen. So wie immer, wenn ich ihn gesehen habe. Habt ihr schon einen Verdächtigen?«
    Kluftinger ging auf ihre Frage nicht näher ein. »Was hat er gekauft?«, wollte er wissen.
    »Weiß ich nicht. Irgendwas. Habt ihr schon jemand?«
    »Herrschaftsakrament, was er gekauft hat, will ich wissen.«
    Seine Frau zuckte zusammen, weil er plötzlich einen so scharfen Ton anschlug. Sie merkte aber, dass es ihm wichtig war und antwortete: »Ein Hörnle und zwei Vollkornsemmel. Was er immer kauft. Gekauft hat, mein ich. Gekauft hat.«
    Auf seine Frau war eben Verlass. Ihr entging nichts. Manchmal dachte er, sie wäre der bessere Kommissar geworden.
    »Und dann?«
    »Nix und dann. Dann war er weg. Habt ihr jetzt schon jemanden? Und wie ist er ermordet worden? Und wann? Jesses, mir wird ganz heiß …«
    »Nein, mit einer Schnur, gestern«, sagte Kluftinger kurz angebunden.
    »Mit einer Schnur?« Kluftinger hatte Angst, dass ihr Kopf gleich anfangen würde zu rauchen.
    »Sag ich doch. Mit der Vorhangschnur.« Der Kommissar nahm die Fernbedienung und drehte lauter. Ein Füssener Feuerwehrler erklärte gerade neue Maßnahmen zum Hochwasserschutz.
    Frau Kluftinger stand wortlos auf, ging zum Fernseher und schaltete ihn ab.
    »He, ich wollt das

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