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Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Titel: Milchgeld: Kluftingers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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die Schulter des Kommissars, »wie sieht’s denn aus mit Euren Ermittlungen? Habt Ihr schon was Konkretes?«
    Kluftinger blickte in erwartungsfrohe Augen.
    »Du weißt doch, dass ich darüber nichts sagen darf, Paul.«
    »Jetzt komm schon. Ich will ja nur wissen, ob es schon einen Verdächtigen gibt oder so was?«
    »Unsere Ermittlungen laufen derzeit in verschiedene Richtungen, etwas Konkretes können wir aber noch nicht sagen«, antwortete Kluftinger und fand selbst, dass er dabei ein bisschen Klang wie Lodenbacher, wenn er eine seiner nichts sagenden Presseerklärungen abgab.
    Auch Paul war dieser sachliche Ton nicht entgangen: »Mit mir brauchst du nicht zu reden wie mit irgend einem Fernsehfuzzi«, sagte Paul und deutete dabei mit seinem Kinn in Richtung des TV-Allgäu-Teams, das sich am Eingang der Kirche platziert hatte. Das auch noch, dachte sich Kluftinger beim Anblick der Fernsehleute.
    »Hör zu Paul, wegen neulich Nacht, da konnte ich mich leider nicht mehr melden …«, versuchte Kluftinger das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken.
    »Ja, ich weiß schon. Der Mordabend. Aber wenigstens anrufen hättest du schon können.« Paul klang beleidigt. Ob es wegen Kluftingers Informationspolitik war oder wegen seines Fernbleibens von der Musikprobe, wusste der Kommissar nicht zu sagen. Vermutlich beides.
    Ein Pfiff beendete ihr Gespräch: Die drei anderen Bläser winkten Paul zu sich. »Wir sprechen uns noch«, sagte er zu dem Kommissar und es klang fast wie eine Drohung. Kluftinger ging ebenfalls auf das Portal zu. Aus allen drei Türen strömten die Menschen ins Freie. Sogar Dieter Hösch, der Bürgermeister, war da. Kluftinger hatte ihn vorhin nicht gesehen. Er nickte ihm zu. Als der ihn erblickte, drängelte er sich an den Trauergästen vorbei auf Kluftinger zu. Der sah sich Hilfe suchend um, weil er dem Gespräch gern entgangen wäre.
    »Kluftinger, grüße dich. Wie geht’s dir? Wie laufen die Ermittlungen?« Auch Hösch war keiner, der gern um den heißen Brei herumredete.
    »Servus, Dieter. Es geht so.«
    »Es geht so? Klingt nicht sehr überzeugend. Habt ihr schon irgendeine Spur?«
    Kluftinger blickte den Bürgermeister an. Sein schwarzer Schnauzer war rechts und links zu einer Schnecke gezwirbelt, er trug einen dunklen Trachtenanzug, der ihn noch schlaksiger aussehen ließ als sonst. Für Kluftinger sah Hösch lächerlich aus. Er kam aus Bremen. Es schien, als trüge er seinen Bart und seine immer betont folkloristische Kleidung wie Insignien, die ihm, dem »Preiß’n«, die Macht als Gemeindechef in Bayern legitimeren sollten. Vielleicht gefiel er sich als Seppel aber einfach auch nur besonders gut, dachte Kluftinger.
    »Dieter, du weißt doch: Ich kann darüber nichts sagen«, versuchte Kluftinger die zweite Frage des heutigen Tages nach seinen Dienstgeheimnissen abzuwimmeln. Er sah, dass dem Bürgermeister die Zornesröte ins Gesicht stieg.
    »Ich bin nicht irgendwer, Kluftinger, das weißt du, also hör auf mit diesem Dienst-Gedöns. Wenn in meiner Gemeinde so etwas passiert, hab ich sehr wohl das Recht und auch die Pflicht, darüber Bescheid zu wissen.« Hösch musterte sein Gegenüber durchdringend. Kluftinger hatte schon von derartigen Ausbrüchen des Bürgermeisters gehört. Er wusste, dass sich viele Menschen von ihm einschüchtern ließen. Er gehörte nicht dazu.
    »Da sagt das Dienstrecht etwas anderes«, kommentierte der Kommissar die Erwähnung von »Recht« und »Pflicht« in der Rede des Bürgermeisters. Er war es nicht gewohnt, dass sich die Politik für seine Fälle interessierte, was sicher auch daran lag, dass Kluftinger für gewöhnlich keine interessanten Verbrechen bearbeitete. Immer wieder einmal hörte man zwar von versuchten Einflussnahmen, die meist ganz »harmlos« als Ratschläge, Empfehlungen oder Bitten daherkamen. Ihm selbst war ein solches Verhalten allerdings noch nicht begegnet. Und auch das Ansinnen des Bürgermeisters wertete er nicht als ein solches. Irgendwie konnte er ja sogar verstehen, dass der sich für den Fall interessierte. Nicht nur, weil es seine Gemeinde war, in der sich die schreckliche Tat ereignet hatte. Auch wusste Kluftinger von Gerüchten, dass Hösch sich zu höheren Ämtern berufen fühle. Die Begriffe Landrat und Bundestagsabgeordneter waren in diesem Zusammenhang bereits gefallen. Auch von hohen Ämtern in der Partei war zu hören. Genau wie Kluftinger wollte Hösch einen Skandal verhindern. Wenn auch aus anderen Motiven.
    Dennoch

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