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Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Titel: Milchgeld: Kluftingers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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gewesen.
    Bei der Auswertung von Lutzenbergs PC sei man noch nicht recht weiter gekommen. Aber man habe die Nummern auf seinen Telefonrechnung überprüft und sei darauf gestoßen, dass er in den letzten Wochen immer wieder bei Wachter zu Hause angerufen hatte. Die Anrufe hätten immer abends stattgefunden. Dies habe sich auch, so die Auskunft der Telekom, in dem Zeitraum, für den noch keine Rechnung vorlag, so fortgesetzt.
    Kluftinger dankte, ohne die Erkenntnisse zu kommentieren, ordnete noch kurz an, dass am nächsten Morgen bitte alle dort weitermachen sollten, wo sie aufgehört hatten. Das Exposé zum beruflichen Werdegang Wachters erwarte er am Morgen des nächsten Tages. Alle waren müde, auch er.
    Als die Konferenz von Kluftinger mit einem »Gute Nacht« beendet wurde, ergriff der Leiter der PD Kempten-Oberallgäu noch das Wort, sehr zum Leidwesen der Anwesenden.
    Alles höre sich doch recht »vuivaschbrechnd oh«, Kluftinger und die Kollegen hätten sich jetzt ja tatsächlich »ohgschdrengd«. Er sei durchaus zufrieden mit den Fortschritten.
    Die Polizisten hatten solches Lob keineswegs erwartet. Und es kam noch besser:
    Sie wüssten ja, »wia eanst die Logn« sei und würden dem auch Rechnung »trong«. Die Überstunden würden »eana olle« zu hundert Prozent ausgeglichen, dafür setze er sich schon ein, sie könnten sich darauf »verlossn«.
    Mit einem »Kemans guat hoam, meine Doman und Hean« schloss er.
    Im kurzen Vieraugengespräch mit Kluftinger wurde nur kurz besprochen, dass Lodenbacher über alles weiterhin auf dem Laufenden gehalten werden wolle und dass der Fall natürlich Weiterhin oberste Priorität hätte. Kluftinger gab sich wortkarg. Schließlich war er den ganzen Tag auf den Beinen gewesen – von seinem kleinen Büroschläfchen abgesehen. Lodenbacher war dagegen sicher nach Hause gegangen, hatte wahrscheinlich bereits ein leckeres Abendessen von seiner Frau bereitet bekommen, um danach noch einmal kurz in die Konferenz hineinzuschneien.
    Knapp verabschiedete sich Kluftinger noch von den Mitarbeitern, die sich ebenfalls auf den Weg machten. Er hatte furchtbaren Hunger.
     
    ***
     
    Kluftinger stellte seinen Wagen in der Garage ab, nahm das Stück Parmesan, das er auf den Beifahrersitz gelegt hatte, mit nach oben und ließ seine Aktentasche – er hatte sie eigentlich mitgenommen, um einige Papiere nochmals durchzusehen – wohlweislich im Kofferraum neben seiner Trommel liegen. Er öffnete die Wohnungstür, wollte gerade nach seiner Frau rufen, als er sich klar wurde, dass diese ja in Urlaub war. Die abendliche Begrüßung war ihm so in Fleisch und Blut übergegangen, dass sie unterbewusst ablief. Mit den Worten Konditionierung und Schlüsselreiz hätte sein Sohn dieses Verhalten lernpsychologisch begründet.
    Der Kommissar ging in die leere Küche, in die ihn ein schwer erträgliches Hungergefühl trieb. Er überlegte kurz, schlug den Weg in den Keller ein und holte aus der Tiefkühltruhe eine Tupperdose, in der sich – so stand in der Schrift seiner Frau zu lesen – vorgekochte Kässpatzen befanden. Vielleicht würde sein Kässpatzen-Montagsritual diesem turbulenten Tag etwas Konstanz zurückgeben.
    Nachdem er das Backrohr auf 250 Grad eingestellt und die Spatzen in eine feuerfeste Form gefüllt hatte, die ihm von seiner Frau vor deren Abreise für diesen Zweck empfohlen worden war, schob er sein Abendessen in den Ofen und ging einem weiteren durch Kaffee und Tee verursachten Bedürfnis nach, dessen Befriedigung nun keinen Aufschub mehr duldete. Er genoss es, danach die Brille oben zu lassen, was er nicht mehr durfte, seit er verheiratet war.
    Nun aber wurde das Hungerbedürfnis wieder dominant. So dominant, dass er nicht warten konnte, bis seine geliebten Spatzen aufgetaut und durcherhitzt waren. Als er feststellte, dass es weder schneller ging, wenn er vor dem Rohr kauerte und hineinsah, noch, wenn er die Tür öffnete und mit dem Fingerrücken die Temperatur des Essens prüfte, machte er sich daran, den Parmesan aus dem Papier zu befreien und schnitt sich ein Stück ab. Das Messer hatte Mühe, sich durch den harten Käse, in dem das Salz schon auskristallisiert war, zu kämpfen. Kluftinger schwante nichts Gutes bei einer solchen Konsistenz des von Langhammer so gerühmten Lebensmittels. Dennoch wollte er es versuchen. Einen Kanten Brot dazu, das würde den schlimmsten Hunger schon einmal stillen. Im Brottopf fanden sich allerdings nur altbackene Semmeln. Er ging in die Speis,

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