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Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Titel: Milchgeld: Kluftingers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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macht man selber und wenn die fertigen auch hundert Mal im Regal stehen.
    Ein Glücksfall für Kluftinger, der am Tisch die Packung öffnete und auf einen Schlag ein Drittel des Inhalts über die Spatzen verteilte: Wenn sie schon einmal offen waren, sollten sie auch gegessen werden.
    Und sie schmeckten dem Kommissar nicht schlecht. Sie waren krosser als die selbst gemachten, nicht ganz so geschmackvoll, aber eben knusprig und mindestens genauso fettig.
    Nach dem dritten Löffel Spatzen hielt Kluftinger inne. Es war zu still im Haus, kein Mucks war zu hören. Er schaltete Bayern 1 ein, drehte aber schnell weiter. Ihm war nach Informationen. Bayern 5 war da die richtige Wahl.
    Das Radio war kein Ersatz für Gespräche am Tisch, aber so ging es schon besser. Man kam sich nicht mehr ganz so einsam vor. Als er die Portion Spatzen bezwungen hatte, blieb er noch etwas am Tisch sitzen. Er nahm sich die Packung Röstzwiebeln, auf der zu lesen war, dass ihr Inhalt sich auch einfach als Knabberei zwischendurch eignete und beschloss, etwas davon zum Nachtisch zu nehmen.
    Nachdem er das Geschirr in die Spülmaschine geräumt und die Klappe geschlossen hatte, verspürte er das dringende Bedürfnis noch mit jemandem zu sprechen.
    Er nahm das Telefon und überlegte, ob er nicht die Nummer wählen sollte, die seine Frau ihm hinterlassen hatte, falls er sie im Hotel in Spanien erreichen wollte. Aber er wusste keine dieser billigen Vorwahlnummern auswendig, dachte an die Umstände, die ihm sicher bevorstehen würden, bis er seine Gattin endlich an der Strippe hätte: Vermittlung, Rezeption, vielleicht verstanden die nur Englisch. Er verwarf die Idee. Morgen vielleicht, heute noch nicht.
    Er tat etwas, was er so spontan schon lange nicht mehr gemacht hatte. Er rief bei seinen Eltern an.
    Kluftinger wählte die Nummer und setzte sich in den Sessel, nicht ohne vorher die Dose Röstzwiebeln neben sich zu platzieren. Er legte die Füße auf den Couchtisch und genoss es, dass ihn heute niemand dafür rügte.
    »Inger? Ja? Hallo?«, schallte es aus dem Hörer.
    »Vatter, wie oft hab ich dir schon gesagt, dass du bei dem Telefon erst auf den Annahmeknopf drücken musst, bevor man dich hört? Griaß di, i bins.«, begrüßte er nun in alter Tradition seinen Vater.
    »Griaß di Bub! Na, wie geht’s dir Strohwitwer? Die Mutter wollt’ dich heute Abend eh noch anrufen und fragen, ob du irgendwas brauchst. Ja sag, wie hast du’s?«
    »Du, ja, geht schon. Und ihr?«, erwiderte der Kommissar wortkarg. Mit seinem Vater zu telefonieren war er eigentlich gar nicht gewohnt. Sein Vater rief ihn so gut wie nie an, er wusste wohl – so dachte sich Kluftinger oft – noch nicht einmal seine Telefonnummer.
    Wenn es etwas Wichtiges gab und sein Vater überwand sich doch einmal, dann wurde die Kommunikation auf das Nötige reduziert, sodass die Gespräche nur wenige Minuten dauerten.
    Mit seiner Mutter hingegen konnte Kluftinger auch lange, für einen Mann sehr lange, telefonieren. Er hatte ein Verhältnis zu seinen Eltern, wie er es sich besser kaum hätte wünschen können. Nur die fernmündliche Unterhaltung mit dem Vater klappte nicht recht, wobei keiner hätte sagen können, woran dies lag. Und Kluftinger musste sich, wenn er ehrlich war, eingestehen, dass dies zwischen ihm und seinem Sohn eigentlich genauso war.
    »Ja uns geht’s gut, aber jetzt erzähl, wie geht’s denn mit deinem Fall? Man hört gar nichts mehr! Macht ihr aber schon Fortschritte, sag?«, tönte es aus dem Hörer und Kluftinger, der schon auf die Worte »Ich geb’ dir die Mutter« eingestellt war, war so verblüfft, dass sein Vater nachfragte, dass er eine Weile brauchte, bis er antwortete:
    »Mei Vatter, heut ist schon einiges vorwärts gegangen, es war ein ganz schön anstrengender Tag.«
    »Jetzt lass’ dir nicht alles aus der Nase ziehen, wie weit seid ihr denn?«
    Kluftinger war sehr müde und geschafft und wollte eigentlich nicht noch einmal den Fall durchkauen. Aber er erkannte, wie in seinem längst pensionierten Vater der alte Polizistengeist wieder aufschien und da wollte er ihn nicht enttäuschen. Mit dem ernsten Hinweis, dass dies niemanden etwas anginge, schilderte er eher oberflächlich und in knappen Worten seinem Vater das Tagesgeschehen.
    »Hast aber schon angeordnet, dass diese Memminger Wohnung überwacht wird, gell?«, fragte der Vater nach.
    »Vatter, ich bin ja kein Depp, oder?«
    »Ja mei, manchmal vergisst man das und dann geht einem der Täter durch die

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