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Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Titel: Milchgeld: Kluftingers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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später mit den Leuten aus dem Labor darüber unterhalten. Jetzt interessierten ihn vor allen Dingen die Aussagen über Wachters und Lutzenbergs gemeinsame Zeit. Laut eines weiteren Zeitungsberichts, der ein paar Tage später in einem überregionalen Blatt erschienen war, hatten die beiden sich während des Studiums kennen gelernt. Das hatte ihm auch Julia Wagner schon erzählt. Der Ehrgeiz und die Freude am Forschen habe sie zusammengebracht und gemeinsam arbeiten lassen, stand dort zu lesen. Fragt sich nur, wer den Ehrgeiz und wer die Freude am Forschen hatte, dachte Kluftinger.
    Die Preisverleihung wurde auch in mehreren Artikeln und Fachblättern aufgegriffen, so dass sich langsam ein geschlossenes Bild ergab: Lutzenberg und Wachter waren erst Kollegen und dann Freunde, die zusammen am Beginn einer großen Zukunft standen, darin waren sich alle, die damals zu Wort kamen, einig.
    Sie waren unabhängig voneinander im Allgäu groß geworden, Wachter in Kempten, Lutzenberg in Weiler. Studiert hatten sie in München, dort waren sie sich zum ersten Mal begegnet. Eine Hausarbeit, die die beiden gemeinsam schreiben mussten, hatte sie schließlich zusammengebracht. Am Ende ihres Studiums lagen ihnen lukrative Angebote aus ganz Deutschland vor; eines kam von einer riesigen Molkerei-Kette, die ihren Sitz in Köln hatte. Es stand zwar nicht explizit in den Unterlagen, aber Kluftinger gewann aus dem, was da geschrieben stand, den Eindruck, dass Lutzenberg lieber in die Forschung gegangen wäre, während Wachter vor allem das große Geld zu locken schien. Aber er konnte sich da auch täuschen.
    Kluftinger schenkte sich einen Kaffee ein, setzte sich dann sofort wieder hin und blätterte weiter. Er war neugierig. Es folgten einige Artikel aus Fachzeitschriften, in denen vor allem auf den wissenschaftlichen Gehalt ihrer Forschungen eingegangen wurde. Der Kommissar überflog sie nur kurz, daraus wurde er sowieso nicht schlau. Er wollte nun detailliert wissen, wie es zu dem Skandal kam, von dem Schönmanger erzählt hatte. Alles begann mit einer Notiz, diesmal aus dem Kölner Generalanzeiger vom Januar 1987. »Mehrere Altenheim-Bewohner an Magen-Darm-Infektion erkrankt«, hieß es da. Sofort wurde spekuliert, ob es sich um verdorbenes Essen handeln könnte.
    Einen Tag später war zu lesen, dass das Altenheim den Lieferanten ihrer Molkereiprodukte kurze Zeit vorher gewechselt hatte. Wie sich ein paar Artikel später schließlich herausstellte, waren es diese Produkte gewesen, die die Erkrankungen ausgelöst hatten. Weitere Menschen mit den gleichen Symptomen meldeten sich. Endlich wurde auch der Schuldige eingekreist: Es war ein Joghurt der neuen Firma.
    »Na, schon so fleißig?«
    Kluftinger erschrak. Strobl war hereingekommen, er hatte ihn nicht gehört.
    »Wenn’s dir nichts ausmacht, würde ich hier gern noch ein bisschen in Ruhe weiter lesen«, sagte Kluftinger, den die Berichte regelrecht fesselten.
    »Soll mir recht sein. Ich wollte mich jetzt mal um den Kram aus der Wohnung kümmern, da bin ich sicher auch eine Weile beschäftigt«, antwortete Strobl und öffnete die Tür zum Nebenzimmer.
    »Eugen?«, rief Kluftinger ihm nach. »Wenn der Richard kommt, soll er dir halt dabei helfen.« So wären die Aufgaben nicht nur gerecht verteilt, Maier würde ihn dann auch in Ruhe lassen, dachte der Kommissar.
    Er beugte sich wieder über den Papierstapel, fuhr kurz mit dem Finger suchend darüber und fand dann die Stelle, an der er vorher unterbrochen worden war.
    Über mehrere Tage hinweg wurde in der Zeitung über die Ermittlungen berichtet, schließlich startete das Unternehmen eine Rückrufaktion und nahm den Joghurt aus dem Sortiment. Und jetzt kamen auch seine beiden Allgäuer ins Spiel: Die zwei waren offenbar federführend an der Entwicklung beteiligt gewesen.
    Kluftinger blätterte weiter und hatte nun ein paar polizeiliche Unterlagen vor sich. Offenbar von den Kollegen aus Köln. Wer immer ihm den Stapel zusammengestellt hatte, hatte wirklich ganze Arbeit geleistet, dachte Kluftinger und nickte dabei anerkennend. Er nahm sich vor, den Betreffenden ausfindig zu machen und extra zu loben.
    Laut Ermittlungen konnte den beiden Entwicklern aber kein Verschulden nachgewiesen werden. Doch ihr steiler Aufstieg schien damit erst einmal beendet. Offenbar wurden die beiden entlassen, das entnahm Kluftinger aus einem Bericht in einem Fachblatt. In den Tageszeitungen fand er keinen Hinweis darauf, weder im Allgäuer noch in einem

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