Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Titel: Milchgeld: Kluftingers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
Vom Netzwerk:
»Scheißdreck.«
    Strobl und Maier nickten nur. Ihr Hauptverdächtiger im Mordfall Wachter lag als »Moorleiche« mitten auf einer Lichtung in Hinterschweinhöf. Im Westallgäu.
    »Was sollen wir jetzt machen?«, fragte Maier zaghaft.
    Kluftinger schnaufte hörbar aus. »Selbst wenn Lutzenberg unser Mann ist, im Fall Wachter, meine ich, für diesen Mord wird er nicht verantwortlich gewesen sein.« Seine Worte klangen bitter.
    »Glaubst du, dass das was mit dem ersten Fall zu tun hat?«, fragte Strobl.
    »Also ich bitte dich. Das scheint ja ganz offensichtlich. Ich hab’ dir doch gesagt, dass er am Telefon so klang, als ob er Angst gehabt hätte. Wie es scheint, zu Recht.« Kluftinger fiel Lutzenbergs Satz wieder ein: Nichts ist so, wie es auf den ersten Blick scheint. Das klang in seinen Ohren jetzt geradezu sarkastisch. Noch vor wenigen Stunden hätten sie beinahe einen Mörder ausfindig gemacht, und nun hatten sie eine zweite Leiche.
    »Irgendwas gefunden?«, fragte Kluftinger die beiden Beamten der Spurensicherung, die gerade ihre Koffer wieder zusammenpackten. »Nichts von Bedeutung. Na ja, jede Menge Fingerabdrücke immerhin. Ist, als würde man auf der Insel Mainau nach Blumen suchen.«
    Kluftinger schüttelte den Kopf. Seltsame Vergleiche stellte dieser Typ an.
    Er stand auf: »Ist die Pathologie schon da?«
    »Ja, die sind schon eine ganze Weile zugange.«
    Bevor er die Hütte verließ, fragte er: »Hat mir irgendwer einen Schuh mitgebracht?«
    »Oh … das hab ich … also in der Aufregung«, druckste Maier herum.
    Mit einer wegwerfenden Handbewegung ging Kluftinger nach draußen.
    »O.k., lass mich raten: Du willst abnehmen und hast gehört, dass man das mit Fuß-Reflexzonen-Massage am schnellsten schafft«, kommentierte Georg Böhm den Aufzug des Kommissars.
    Kluftinger grinste. Dr. Georg Böhm, der Pathologe, war so ziemlich der einzige, der ihm so etwas in der jetzigen Situation ungestraft sagen durfte. Kluftinger mochte den jungen Arzt. Der sportliche Mittdreißiger brachte durch seine humorvolle Art beinahe Kluftingers Weltbild ein wenig ins Wanken. Jedenfalls im Bezug auf Ärzte.
    »Ich möchte nur wieder so leben wie unsere Vorfahren. Ganz ohne Klamotten. Und mit den Schuhen fang ich an, mich daran zu gewöhnen«, scherzte der Kommissar sogar zurück.
    »Sag mir Bescheid wenn die Hose dran ist, damit ich mir rechtzeitig meine Kontaktlinsen rausnehmen kann.«
    Kluftinger gab auf, der Schlagfertigkeit Böhms war er nicht gewachsen.
    »Was kannst du sagen, Schorsch?« Er wusste, dass Böhm es hasste, wenn man ihn Schorsch nannte.
    Böhm lüftete kurz seine blaue Baseball-Kappe, die sein dichtes, dunkelbraunes Haar verbarg und sein sonnengebräuntes Gesicht vor dem Regen schützte und sagte: »Nicht viel mehr als offensichtlich ist. Er wurde erschlagen und der Prügel da dürfte wohl die Tatwaffe sein.« Er zeigte auf einen massiven, angespitzten Zaunpfahl, der neben der Leiche lag. Der war offenbar zum Mordinstrument umfunktioniert worden.
    Kluftinger blickte einen Augenblick in Böhms blaue Augen. Er konnte kein Bedauern über diese grausame Tötungsart darin finden. Vielleicht waren die jungen Menschen von heute einfach abgebrühter, dachte der Kommissar.
    »Eins ist aber ziemlich sicher«, ergänzte Böhm. »Ihr seid nur ein klein wenig zu spät gekommen. Vielleicht ein oder zwei Stunden. Länger war er noch nicht tot.«
    Kluftinger sagte nichts dazu. Er fühlte sich auch so schon schlecht genug, diese Nachricht besserte seine Stimmungslage nicht. Er klopfte Böhm auf die Schulter und humpelte mit den Worten »Danke, Herr Doktor« zu einer Gruppe Streifenbeamter. Im Augenwinkel konnte er sehen, wie rechts neben ihm jemand seinen hinkenden Gang nachahmte. Er konnte es ihnen nicht verdenken, er gab schon eine komische Figur ab in seinem durchnässten Trachtenjanker und dem fehlenden Schuh.
    »Na, Schlammpackung?«, grinste ihn einer der Beamten an.
    Er gehörte allerdings nicht zum erlesenen Kreis derjenigen, die in einer solchen Situation die Lizenz zum Lustigsein hatten.
    »Schon irgendwas rausgefunden?«, fragte Kluftinger in einem provozierenden Ton, der nahe legte, dass er es nicht für möglich hielt, dass die Beamten tatsächlich bereits erste Erfolge vorzuweisen hatten.
    »Wir haben eine Brieftasche gefunden. Scheint sich um Andreas Lutzenberg zu handeln.«
    »Erzählt mir etwas, was ich noch nicht weiß«, bellte Kluftinger zurück. Das Grinsen wich umhegend aus den Gesichtern der

Weitere Kostenlose Bücher