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Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Titel: Milchgeld: Kluftingers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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Küche betrat, »was für Ergebnisse gab es heute?«
    »Vatter, hör mir auf. Kein guter Tag heute. Heute haben sie uns unseren Mörder umgebracht. Stell dir das vor. Wir kommen durch Zufall auf seine Spur und finden ihn tot im Schlamm vor einer Berghütte liegen. Soviel dazu. Mir reicht’s heute.«
    »Euren Mörder? Euren ehemaligen Verdächtigen, meinst du.«
    »Ja, Vatter, natürlich.«
    »Weil uns haben sie schon damals auf der Polizeischule eingebläut, dass man nie nur eine Spur verfolgen darf. Nie voreilige Schlüsse ziehen. Immer mehrgleisig fahren. Ich habe das im Beruf auch immer beherzigt.«
    »Zeig’ mir halt einen oder zwei weitere Verdächtige! Ich würde liebend gern ihre Spur verfolgen. Außerdem war das mit dem Mörder ja nicht wörtlich gemeint. Trotzdem kann es immer noch sein, dass er Wachter auf dem Gewissen hat, auch wenn er jetzt selber tot ist. Das Problem ist, dass wir einen weiteren Mord aufzuklären haben«, erwiderte Kluftinger leicht gereizt.
    »Du, vielleicht solltet ihr überlegen, ob es da nicht einen Zusammenhang gibt. Wir hatten da auch einmal einen ähnlichen Fall. Denk mal darüber nach!«
    »Ihr? Einen Mord?«
    »Nein, kein Mord, ich war ja nicht bei der Kripo. Aber das waren damals zwei Brandstiftungen, die auch zusammenhingen.«
    »Herrgott Vatter«, fing Kluftinger nun beinahe ungehalten an, milderte aber die Schärfe des Tones umgehend wieder etwas ab. »Wir gehen ja davon aus, dass es einen Zusammenhang gibt. Und eine Brandstiftung aus den fünfziger Jahren kannst du auch nicht mit einem Doppelmord vergleichen. Du warst ein guter Polizist, aber lass’ mich bitte auch meine Arbeit so machen, wie ich denke.«
    Dass sich in der weiteren Unterhaltung die Stimmung zwischen Vater und Sohn nicht weiter zum Negativen aufschaukelte, lag an der Müdigkeit Kluftingers und vor allem wohl am Eingreifen der Mutter, die einen Streit zwischen »ihren beiden Männern« nicht gut vertragen konnte.
    Kluftinger zog es vor, weitere Auseinandersetzungen durch sein Gehen zu verhindern.
    »Wenn ihr jetzt wieder eine Leiche habt, da musst du sicher morgen wieder ins Fernsehen. Dann kannst du doch noch einmal den Anzug anziehen! Der steht dir fei wirklich gut. Das macht was her. Wo habt ihr denn den gekauft?«, begleitete seine Mutter seinen Weg zur Tür mit einem kontinuierlichen Redestrom.
    »Was weiß ich, ich glaub’ beim Horten. Jedenfalls im Schlussverkauf. Ich war froh, dass wir einen gefunden haben, der der Erika auch gefallen hat. Der war auch nicht mal teuer. Und wenigstens mussten wir nicht nach Metzingen fahren, da hat nämlich die Erika hingewollt, weil es da so günstige Designersachen gibt. Da war mir das schon lieber. Weißt ja, was ich von diesem Zeug halte. Ein Janker tut’s da grad so gut.«
    Kluftinger legte seine Hand auf die Klinke der Haustür.
    »Aber nicht immer den Janker, wenn du ins Fernsehen kommst. Zieh den Anzug halt noch mal an. Mir zuliebe.«
    »Ist schon gut.«
    Gerade, als er nach Draußen gehen wollte, schaute sich seine Mutter verschwörerisch um, streckte ihm die Hand entgegen und flüsterte: »Da, hast noch was.«
    Kluftinger verdrehte die Augen: »Mama, ich brauch kein Geld. Ich verdiene gut genug.«
    Frau Kluftinger machte ein beleidigtes Gesicht: »Aber früher hast dich doch auch immer gefreut, wenn wir dir dein Milchgeld für die Schule mitgegeben haben. Und ab und zu auch mal so …«
    »Ja früher. Aber jetzt bin ich 56 und aus dem Gröbsten raus.«
    Seine Mutter schien das nicht verstehen zu wollen. »Dann halt nicht«, sagte sie trotzig, und steckte den Geldschein – der Kommissar meinte, eine 50-Euro-Banknote zu erkennen – in ihre Kittelschürze.
    Kluftinger war genervt. Vielleicht hätte er doch nicht herkommen sollen.
     
    ***
     
    Das Telefon im Büro des Kommissars klingelte.
    »Kluftinger?«
    »Grüß Gott, Stoll ist mein Name. Wir kennen uns, aber Sie werden sich nicht an mich erinnern können. Ich bin der Inhaber der Käserei in Böserscheidegg.« Der Mann klang bedrückt.
    »Ich muss Ihnen was sagen, Herr Kommissar. Ich hab das gelesen, von dem Mord auf der Berghütte. Das hat doch den jungen Lutzenberg erwischt, oder?«
    Kluftinger stutzte. Der Anrufer konnte eigentlich nicht wissen, dass es sich bei dem Todesopfer um Andreas Lutzenberg handelte, der Name war nicht veröffentlicht worden.
    »Woher wissen Sie das, Herr Stoll?«, fragte Kluftinger sofort nach.
    »Das ist eine blöde Geschichte. Ich fühle mich daran nicht ganz unschuldig,

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