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Milchrahmstrudel

Milchrahmstrudel

Titel: Milchrahmstrudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mehler Jutta
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befühlte es. Zehn Sekunden später wusste sie, dass es sich um ein Handy handelte.
    Rolands Handy! Man hat es sicherlich ausgeschaltet, bevor man es neben seine Leiche warf!
    Ja, dachte Fanni und spürte Übelkeit aufsteigen. Es muss ausgeschaltet sein. Wenn nicht, dann ist der Akku längst leer. Planlos drückte sie auf ein paar Knöpfe.
    Um es einzuschalten, bräuchte man den pin-Code!
    Befindet sich der Einschaltknopf nicht oft an der Schmalseite?, wehte ein uneinsichtiger Gedanke durch Fannis Hirn. Sie drehte das Handy, befingerte die Schmalseiten.
    Was willst du ohne pin-Code – pin-Code – pin-Code …

14
    Fanni war nur kurz bewusstlos gewesen. Schon nach wenigen Minuten kam sie wieder zu sich.
    Seit man sie in den Kühlkatafalk geschoben hatte, war nun eine knappe Viertelstunde vergangen, seit sie Luises Zimmer verlassen hatte, gut vierzig Minuten.
    Aber in jener Viertelstunde, die Fanni vom Leben abgeschnitten gewesen war, hatte sich eine ganze Menge ereignet:
     
    Tante Luise fragte sich seit einiger Zeit, wie lang es maximal dauern könne, bis ein gesunder Mensch auf zwei Beinen die Strecke zum Parkplatz und wieder zurück hinter sich gebracht haben würde.
    Sie wollte gerade nach einer der Schwestern klingeln, um sie nach Fannis Verbleib forschen zu lassen, sagte sich dann aber, dass es ja wohl nicht anging, Fanni zu kontrollieren wie ein Schulmädchen.
    Da kam Schwester Monika zum Blutdruckmessen.
    Luise betrachtete das als glückliche Fügung und schickte sie zum Parkplatz hinunter, um nach Fanni zu sehen.
    Schwester Monika kehrte schon nach einer Minute mit der Auskunft zurück, Fannis Auto stünde zwar nach wie vor an der gleichen Stelle, wo sie Fanni habe aussteigen sehen, als sie gegen elf für ein Zigarettchen draußen gewesen war, Fanni selbst sei jedoch nirgends zu entdecken.
    Da wurde Luise ein bisschen mulmig zumute. Und weil sie nicht wusste, was sie nun machen sollte, wurde ihr von Sekunde zu Sekunde mulmiger.
    Während des Blutdruckmessens ging ihr auf, dass sie jemanden zu Hilfe holen musste. Jemanden, dem sie vertrauen konnte. Jemanden, dem auch Fanni vertraute. Hans Rot? Nein! Sprudel!
    Nachdem Schwester Monika ihr Zimmer wieder verlassen hatte, griff Luise in die Seitentasche ihres Rollstuhls und angelte ihr Merkbuch heraus. Sie blätterte auf die dritte Seite, wo Fanni neulich Sprudels Telefonnummer für sie aufgeschrieben hatte. Nur Fannis Handynummer hatte sie griffbereit in dem Kästchen auf der Kommode.
    Sprudel meldete sich beim ersten Läuten. Als ihm klar wurde, was Luise umtrieb, rief er: »Ich bin in zehn Minuten da!«, und legte ohne Abschied auf.
     
    Während Fanni weggesperrt war, kam Hans Rot nach Hause. Zufällig war er an diesem Tag eine halbe Stunde früher dran als sonst, weil im Musterungszentrum eine neue Telefonanlage installiert wurde und der Techniker gerade in seinem Büro zugange war.
    Hans sah die Kartoffeln im Spülbecken, den Krauttopf auf dem Herd, und zuvor schon hatte er registriert, dass Fannis Auto nicht in der Garage stand.
    Hans Rot kannte seine Fanni. Sie würde nicht extra zum Supermarkt fahren, nur weil ihr eine Spur Majoran für die Kartoffeln abging oder drei Wachholderbeeren fürs Kraut. Auf Zutaten, die nicht im Haus waren, würde Fanni verzichten.
    Hans schenkte sich ein Glas Bier ein und starrte die Kartoffeln an. Sie mussten noch geschält, gewürzt und wieder warm gemacht werden.
    Das würde doch einige Zeit in Anspruch nehmen, oder etwa nicht?
    Es war aber schon fast halb zwölf, und Fanni hatte noch nie …
    Wo ist sie bloß?, fragte sich Hans Rot alarmiert.
    Bei einem tiefen Schluck Bier fiel ihm ein, dass Benat neulich erwähnt hatte, Fanni würde schier täglich einen Besuch bei Luise machen. Hatte sie sich mit der Tante verplaudert?
    Hans Rot griff zum Hörer.
    Luises Antworten hörten sich seltsam an. »Ja, Fanni ist da. – Nein, im Zimmer ist sie nicht. – Ich weiß nicht, wo sie ist. – Er wird sie schon finden.«
    Da beschloss Hans Rot, selbst nachzusehen, wo seine Frau war.
     
    Während Fanni im Kühlkatafalk die Kälte in die Wäsche kroch, kam Schwester Inge aus dem Zimmer eines quengelnden Neuzugangs und entschied, dass sie sich eine Zigarettenpause verdient habe.
    Sie begab sich über die Hintertreppe auf den rückwärtigen Parkplatz, wo die Schwestern in jener Nische zwischen den Säulen ihre Zigaretten zu rauchen pflegten.
    Als sie hinaustrat, sah sie Dr. Benat soeben seine Wagentür öffnen.
    »Herr Dr. Benat«,

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