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Milchschaum

Milchschaum

Titel: Milchschaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mehler
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Pfarrer Winzig zurück ans Grab? Oder war er etwa noch da?«
    »Keinesfalls«, erwiderte Fanni. »Die ganze Gemeinde hat gesehen, wie der Pfarrer mitsamt seinen Ministranten den Friedhof verlassen hat.«
    »Gut«, nickte Sprudel. »Aber wie kommt es dann, dass er in vollem Ornat aufgefunden wurde? Warum hat er sich nicht umgezogen?«
    »Er kam nicht dazu«, bot Fanni an.
    »Er kam nicht dazu«, nahm Sprudel den Faden auf, »weil ihn auf dem Weg zur Sakristei jemand aufgehalten hat.«
    »Das hätten die Ministranten mitbekommen. Inzwischen würde der gesamte Landkreis wissen, wann und warum sich der Pfarrer von seinen Messdienern getrennt hat und zum Friedhof zurückgekehrt ist.«
    »Richtig, Miss Marple«, gab Sprudel zu. »Aber wenn der Pfarrer mit seinen Ministranten in die Sakristei hineingegangen wäre, dann hätte er dort als Erstes das Messgewand abgelegt – oder etwa nicht?«
    Fanni schwieg und brütete vor sich hin.
    »Ähem«, machte Sprudel, »würden Sie mich in Ihren Gedankengang einweihen, Miss Marple?«
    Fanni fuhr auf. »Ich kann es mir nur so vorstellen«, begann sie langsam, »dass die Ministranten, nachdem sie den Friedhof verlassen haben, viel schneller gelaufen sind als der Pfarrer. Sie waren möglicherweise schon in der Sakristei, als Pfarrer Winzig noch die letzten Meter auf dem Birkenplatz zurücklegte. In diesem Fall hätten sie nicht mitgekriegt, wenn jemand an ihn herangetreten wäre und ihn – nennen wir es ›abgefangen‹ hätte. Die Buben haben womöglich herumgealbert und erst nach geraumer Zeit bemerkt, dass der Pfarrer abhandengekommen ist.«
    »Nicht schlecht«, lobte Sprudel. »Glücklicherweise lässt sich ja recht einfach nachprüfen, ob der Pfarrer hinterherhinkte und auf dem Weg zur Sakristei verschüttging.«
    Fanni nickte. »Die Aussagen der Ministranten könnten das klären.«
    Sprudel trank einen Schluck Kaffee und sah nachdenklich aus dem Fenster. »Ich werde mit meinen ehemaligen Kollegen Kontakt aufnehmen, damit wir Einblick in die Vernehmungsprotokolle bekommen. Ich hoffe, die lassen mich noch mitspielen – am Rande wenigstens.«
    Fanni lächelte. Sprudel und sie, gemeinsam auf der Spur eines Täters. Mit Erfolg?
    Plötzlich zuckte sie zusammen. »Warum wurde Pfarrer Winzig zuerst ans Grab des Bürgermeisters entführt und nicht gleich an Ort und Stelle erschlagen?«
    »Vielleicht«, meinte Sprudel vorsichtig, »ist die Entführungstheorie doch ein wenig weit hergeholt. Der Pfarrer hat ja aus allen möglichen Ursachen plötzlich umkehren und zum Friedhof zurückeilen können. Vielleicht hat er sein Portemonnaie verloren, oder er wollte in der Friedhofskapelle nach dem Rechten sehen.«
    Fanni schüttelte vehement den Kopf. »Pfarrer Winzig hat seine Fleischmassen nie ohne zwingenden Grund irgendwohin bewegt. Wäre ihm was abhandengekommen, dann hätte er seine Messdiener ausgeschickt, es wiederzubeschaffen. Um die Friedhofskapelle kümmert sich der Frauenbund, um das Leichenhaus vermutlich der Friedhofsgärtner …«
    Sprudels Miene drückte noch immer Zweifel aus.
    Da sagte Fanni: »Und bedenke eines, Sprudel. Der Pfarrer ist weder in der Kapelle erschlagen worden noch an einer beliebig anderen Stelle des Friedhofs. Er lag tot vor dem Grab des Bürgermeisters! Wäre es nicht geradezu sträflich, diesem Umstand nicht einiges Gewicht beizumessen?«
    Sprudel dachte lange nach, bevor er antwortete: »Es wird wohl nicht schaden – zumal wir keine bessere haben –, einmal von der Theorie auszugehen, der Täter habe Pfarrer Winzig ans Grab des Bürgermeisters verschleppt, um ihn exakt an jener Stelle zu töten.«
    Fanni nickte zufrieden.
    Sprudel sagte: »Aber wozu?«
    »Wozu was?«
    »Warum soll der Täter das gemacht haben? Er ist damit ein großes Risiko eingegangen, beobachtet zu werden.«
    »Es war ihm wichtig, ein Zeichen zu setzen«, entgegnete Fanni. »Und der Zeitpunkt war günstig. Alle Welt befand sich im Dorfwirtshaus beim Leichenschmaus.«
    »Ein Zeichen setzen«, wiederholte Sprudel.
    Sie schwiegen, tranken Kaffee und aßen Linzer Schnitten dazu.
    »Wer hatte die Gelegenheit, Pfarrer Winzig zu erschlagen?«, fragte Sprudel schließlich.
    »Die ganze Gemeinde«, antwortete Fanni, »jeder einzelne Birkdorfer.«
    »Sie saßen doch alle im Dorfwirtshaus«, wandte Sprudel ein.
    »Da saßen sie«, sagte Fanni nachdenklich. »Wie ein Wald, der durchaus komplett erscheint, obwohl hier ein Baum fehlt und dort. Jeder hätte für kurze Zeit verschwinden können,

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