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Milchschaum

Milchschaum

Titel: Milchschaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mehler
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Vereinsheim. Er war nach Dienstschluss vom Büro aus gleich dorthin gefahren, weil einer der Vereinsbrüder Geburtstag feierte und deshalb warmen Leberkäs mit Kartoffelsalat spendierte.
    Der Kartoffelsalat, der Leberkäs und etliche Pils hatten Fanni jene freien Stunden geschenkt, die sie mit Sprudel in ihrer Hütte verbracht hatte.
    Hans Rot warf seinen Schlüsselbund so heftig auf die Anrichte, dass er rasselnd darüber hinwegschlitterte und auf der anderen Seite in die Bodenvase fiel. »Kreuzkruzitürken!«
    Fanni zuckte zusammen. Das Hütterl, dachte sie, jemand hat Sprudel und mich im Hütterl beobachtet.
    Jetzt wird’s stürmisch, Fanni!
    »Du musst morgen früh um zehn zur Polizei, eine Aussage machen«, schnappte Hans Rot.
    »Aus… Aussage«, stotterte Fanni, während sie sich vom Sofa erhob. »Worüber?«
    »Ja, verflucht, wer hat denn einen toten Pfarrer entdeckt?«, blaffte Hans Rot. »Böckls Jagdhund vielleicht?«
    Fanni verbiss sich das Lachen. Hans war aufgebracht, weil sie von der Polizei befragt werden sollte. Fürchtete er, man würde sie kurzerhand einsperren?
    Könnte gut sein, wenn man bedenkt …
    »Da zitiert mich doch heut früh so ein Wicht von Kommissar vor seinen Schreibtisch«, schimpfte Hans Rot, »und gibt keine Ruh, bis ich ihm sag, wer den toten Pfarrer als Erstes gesehen hat.«
    Fanni beugte sich über die Bodenvase, um den Schlüsselbund herauszuangeln. »Dieser Kommissar hat sicherlich sämtliche Schützen vor seinen Schreibtisch zitiert.«
    »Schon«, gab Hans Rot zu, »aber die haben ja nicht gewusst, wer den Pfarrer gefunden hat. Von mir jedenfalls nicht.«
    »Von mir auch nicht«, versicherte ihm Fanni.
    Hans Rot nickte grimmig. »Elsie, das Großmaul.«
    »Elsie Kraft?«
    »Wer sonst?«, kam die barsche Antwort. »Kirchenliederjodeln ist der doch längst nicht genug. Sie muss auch noch jede Menge Klatsch in die Welt setzen.« Hans Rot riss die Kellertür auf, stiefelte die Treppe hinunter und kam mit einem Sechserpack Bier wieder herauf.
    Fanni sah ein, dass aus ihrem Mann im Moment nichts weiter herauszuholen war. Sie musste die losen Fäden selbst verknüpfen.
    Also setzte sie sich mit ihrem Glas Wein an den Esszimmertisch und dachte über Elsie Kraft nach.
    Woher wusste Elsie …?
    Sie hat dich nach der Beerdigung verspätet ins Dorfwirtshaus kommen sehen. Als publik wurde, dass der Pfarrer tot aufgefunden worden ist, hat sie zwei und zwei zusammengezählt und mit dem Ergebnis nicht hinterm Berg gehalten! Frau Praml hat sie es vermutlich als Erstes gesteckt!
    Richtig, Elsie saß beim Leichenschmaus in der Gaststube. Sie muss gesehen haben, wie ich hineinstürmte. Sie hat beobachtet, wie Hans aufstand, wie er mit dem Vereinsvorstand sprach und wie daraufhin der Schützenverein geschlossen das Wirtshaus verließ. Elsie Kraft hat sich alles zusammengereimt.
    Und was hatte sie davon, ihre Beobachtung samt Rückschlüssen stante pede hinauszuposaunen?
    Sie wollte sich wichtig machen!
    Kann sein.
    Sie wollte, dass Fanni Rot in Verdacht gerät!
    Fanni blinzelte erschrocken. Hatten sich die Birkdorfer Pfarrkinder letztendlich auf drei Sündenböcke eingeschossen? Auf Togo-Franz, den Ausländer, auf Bauer Klein, den Querulanten, und auf Fanni Rot, die Soziopathin?
    Na und! Viel interessanter ist doch, dass Elsie Kraft womöglich vor allen anderen wusste, wie Pfarrer Winzig ums Leben kam!
    Am Freitag läutete schon zeitig das Telefon. »Guten Morgen, Fanni«, meldete sich Sprudel. »Darf ich dir zu deinem Auftritt im Kommissariat meine Begleitung antragen?«
    »Glaubst du, ich habe Beistand nötig?«, fragte Fanni.
    »Nein«, sagte Sprudel mit einem Lachen und wurde dann wieder ernst. »Ich hatte gestern Abend eine lange Unterredung mit einem Kommissar aus meiner früheren Dienststelle. Er kennt nun auch die Fakten, die wir zusammengetragen haben, und er kennt einen Teil unserer Überlegungen dazu. Er wird dich nicht lange verhören. Marco Liebig, so heißt der junge Mann, hat nichts dagegen, mit uns zusammenzuarbeiten. Er rät allerdings zur Vorsicht. Das tue ich auch, Fanni. Keine Alleingänge, hörst du? Kein Eindringen in fremde Häuser, kein Wühlen in fremden Kellern.«
    »Natürlich nicht«, beteuerte Fanni, als wäre der Mädchenmord am Falkenstein nicht akkurat durch einen solchen Alleingang aufgeklärt worden. Dann fügte sie hinzu: »Danke, Sprudel.«
    Marco Liebig machte es kurz. Sprudel habe ihm bereits alles erzählt, sagte er, aber er müsse halt jeden wichtigen

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