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Milchschaum

Milchschaum

Titel: Milchschaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mehler
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schöpft aus dem kollektiven Wissen des Frauenbundes. Diese Quelle ist nicht zu unterschätzen.«
    »So schwach die Spur auch ist«, resümierte Sprudel, »wir sollten sie schon deshalb verfolgen, weil wir keine andere haben.«
    »Wir haben ja noch Togo-Franz«, sagte Fanni, »der war nach dem Begräbnis definitiv auf dem Friedhof. Die Schützen haben ihn gesehen, als sie dem Pfarrer zu Hilfe kommen wollten.«
    »Welches Motiv könnte man ihm unterstellen?«, fragte Sprudel.
    Fanni zuckte die Schultern.
    Sprudel straffte sich und sagte mit Nachdruck: »Wir müssen uns mehr Informationen besorgen, Fanni. Vor allem sollten wir uns ein Bild vom Opfer machen. War Pfarrer Winzig beliebt? Was hat er in seiner Freizeit gemacht? Hatte er Freunde? Feinde? Und wir müssen mit Togo-Franz reden«, fügte er nach kurzem Zögern an.
    Fanni feixte. »Das wird nicht ganz einfach sein. Togo-Franz kommt aus Westafrika und spricht nur sehr unzulänglich Deutsch. Wie steht’s bei dir mit afrikanischen Dialekten, Sprudel?«
    »Extrem schlecht«, gab Sprudel zu.
    »Er soll allerdings auch ganz passabel Französisch können«, sagte Fanni. »Wie sieht’s damit bei dir aus?«
    Sprudel begann zu strahlen. »Endlich können sich die Kurse an der VHS einmal bezahlt machen.«
    Fanni musste lachen, doch Sprudel fragte ernst: »Wie komme ich an diesen Gastpriester heran? Im Beichtstuhl?«
    Fanni schüttelte den Kopf. »Die Beichte ist ein Sakrament, da gelten … Regeln. Das Beste wäre, wenn sich außerhalb der Kirche ein ganz zufälliges, zwangloses Gespräch herbeiführen ließe.«
    Sprudel klappte seine Wangenfalten in Richtung Ohren.
    Fanni furchte nachdenklich die Stirn. Plötzlich sprang sie auf. »Sehen wir uns doch mal seinen Terminkalender an.«
    Sie griff in ihren Rucksack und angelte einen Packen Papier heraus. »Ich bringe immer ein wenig Altpapier mit hierher, es hilft, wenn das Holz nicht richtig anbrennen will.«
    Sie klaubte und raschelte herum, bis sie ein eng bedrucktes Faltblatt fand. Triumphierend wedelte sie damit vor Sprudels Nase herum. Es handelte sich um den Pfarrbrief für März.
    Zwei grauhaarige Köpfe beugten sich über die Liste der kirchlichen Anzeigen.
    »März«, murmelte Fanni, »heute ist der 6. Morgen ist Freitag, der 7., hier schau: von neun bis elf Sprechstunde. Da muss Togo-Franz im Pfarrbüro für Fragen und Anliegen zur Verfügung stehen. Um zwei Uhr muss er dann eine Seniorenmesse halten und am Abend einen Ehevorbereitungskurs. Ich würde die Seniorenmesse empfehlen.«
    Sprudel schnitt eine Grimasse. »Sagtest du nicht ›außerhalb der Kirche‹?«
    »Du musst ihn nach der Messe am Kirchenportal abpassen«, entschied Fanni.
    Sie machten den Abwasch gemeinsam. Sprudel pumpte Wasser aus dem Brunnen bei der Buche, füllte es in einen Topf und stellte ihn auf den Herd, damit es sich erwärmte.
    Fanni packte inzwischen die Thermoskanne und die Plastikbox, die vier Linzer Schnitten enthalten hatte, in ihren Rucksack. Dann stellte sie Teller und Tassen in die Spülschüssel. Als das Wasser im Topf auf dem Herd handwarm war, goss sie es darüber.
    Fanni spülte, Sprudel trocknete ab und räumte das Geschirr aufs Bord zurück.
    Nachdem alles wieder dort stand, wo es hingehörte, das Spülwasser die paar Heidelbeerstauden neben der Hütte wässerte (was ihnen, wie Fanni hoffte, guttat) und das Geschirrtuch zum Trocknen aufgehängt war, zogen sie ihre Schuhe an.
    Fanni schloss die Tür ab und reichte Sprudel den unförmigen Schlüssel. »Der ist für dich. Komm her, so oft du magst.«
    Sprudel nahm den Hüttenschlüssel wortlos entgegen. Er wagte offenbar nicht zu sagen, was er dachte, doch es stand ihm ins Gesicht geschrieben: Ich würde am liebsten für immer hierbleiben – mit dir.
    Fanni nahm ihn bei der Hand und führte ihn von der Hütte weg auf die Steilstufe jenseits des Plateaus zu. Nach ein paar Schritten blieb Sprudel stehen und schaute zurück. Die Südseite der Eremitage war bereits völlig von der Buche verdeckt. Der Ostgiebel mit der Eingangstür darunter lugte noch halbwegs hervor, nur die Nordseite lag frei einsehbar da.
    »Da steht ja noch ein Häuschen«, sagte er.
    Fanni folgte seinem Blick auf den telefonzellengroßen Verschlag, der sich an die Nordwand der Hütte lehnte, und gluckste. »Ein Plumpsklo, Sprudel, nur für Notfälle zu empfehlen.«

7
    Daran, wie Hans Rot ins Haus polterte, merkte Fanni, dass er schon wieder schlechte Laune hatte. Erstaunlich, denn Hans kam direkt vom

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