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Milchschaum

Milchschaum

Titel: Milchschaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mehler
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Erlenweiler recht gut eingewöhnt zu haben.«
    Frau Rimmer strahlte sie an. »Caro hat jetzt ein eigenes Zimmer, geräumig und hell. Mein Vater kümmert sich um sie, wenn ich nicht daheim bin. Ich arbeite nämlich seit ein paar Monaten vormittags in der Gärtnerei an der Hauptstraße. Und was das Schönste ist, Frau Rot«, Kundlers Tochter bekam ganz rosige Wangen, »mein Mann wohnt seit zwei Wochen auch hier bei uns. Nie wieder wird er monatelang auf Montage ins Ausland geschickt werden. Er ist neuerdings in der Plattlinger Zuckerfabrik fest angestellt.«
    Fanni schämte sich ein bisschen, als sie sagte: »Ich bin sicher, Frau Kundler würde sich freuen, wenn sie wüsste, dass Herr Kundler jetzt nicht allein leben muss.«
    »Das meint mein Vater auch«, stimmte ihr Frau Rimmer zu. »Und wir werden seine Frau nie vergessen, niemals.«
    »Sie bringen ihr oft Blumen aufs Grab«, tastete sich Fanni weiter.
    »Ich sitz ja an der Quelle«, lachte Frau Rimmer. »Wissen Sie, Frau Rot«, fuhr sie fort, »die Blüten, die wir im Laden zum Verkauf anbieten und die wir für unsere Gestecke verwenden, müssen makellos aussehen. Ein abgeknicktes Blättchen an einer Gerberablüte oder ein brauner Fleck auf einem weißen Lilienkelch verderben alles. Von dem Ausschuss, der sich den ganzen Tag über so ansammelt, lassen sich aber noch recht hübsche Sträuße binden.«
    »Als ich zur Beerdigung des Bürgermeisters auf dem Friedhof war«, sagte Fanni, »standen weiße Lilien in einer dunkellila Vase auf Frau Kundlers Grab, ein wunderschönes Arrangement. Wie schade, dass es an diesem Tag so frostig war. Ich fürchte, die Blumen haben schon nach kurzer Zeit ihre Köpfe hängen lassen.«
    Frau Rimmer lächelte spitzbübisch. »Floristen kennen da ein paar praktische Tricks: hier eine Kopfstütze aus Draht, dort ein Korsett aus Bast. Aber Sie haben recht, länger als ein, zwei Tage kommt man bei Frost auch damit nicht über die Runden.«
    »Während der Beerdingung sahen die Lilien noch taufrisch aus«, sagte Fanni und hoffte, Frau Rimmer würde den Köder schlucken. Sie tat es.
    »Das waren sie auch. Mein Mann hatte sie eben hingestellt.« Frau Rimmer kicherte. »Er wollte gerade wieder gehen, da traf der Trauerzug ein. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis er sich davonstehlen konnte. Deshalb hatte die Sparkasse auch schon zu, als er endlich dort ankam.«
    »Wie«, fragte Fanni entgeistert, »die Birkdorfer Sparkasse ist mitten am Nachmittag geschlossen?«
    Frau Rimmer musste lauthals lachen. »Sie schließt montags und mittwochs um drei. Nehmen Sie es mir nicht übel, Frau Rot, aber ein bisschen was ist schon dran an dem, was die Leute über Sie sagen.«
    Fanni wollte gar nicht hören, was die Leute über sie sagten. Denken konnte sie es sich ohnehin.
    Doch Frau Rimmer war schon dabei: »›Frau Rot wohnt auf einem anderen Stern‹, meinte Frau Praml neulich.« Sie hatte die letzte Silbe noch auf der Zunge, als Frau Pramls Kreissägenstimme durch den Garten kreischte: »Mittaaagesseeen!«
    Auf Frau Pramls Kommando hin löste sich Herr Praml vom Zaun und steuerte eilends auf seine Haustür zu. Der Kopf von Pramls Sohn verschwand vom Balkon, als hätte er nie über der Brüstung geschwebt.
    »Reif für den Kasernenhof«, murmelte Frau Rimmer.
    Das Knäuel aus vier Beinen, das sich auf Fannis Rasen um den Fußball gebalgt hatte, löste sich auf. Caro lief auf Max zu und hielt ihm in Brusthöhe die flache Hand entgegen. Max wurstelte die Finger aus einem der Gartenhandschuhe und klatschte dagegen. Inzwischen war auch der Junge herangekommen. Er klatschte Caro und Max ab. Es war Ivo.
    »Ich muss heim«, erklärte Ivo. »Um zwölf sitzt der Bauer am Tisch, und dann wird gegessen. Pünktlich, da versteht er keinen Spaß.«
    »Ich hab auch Hunger«, sagte Max. »Was gibt’s denn bei uns?«
    »Da müssen wir nachsehen«, antwortete Fanni abwesend und blickte gedankenverloren Frau Rimmer nach, die zusammen mit Caro auf das Kundler’sche Haus zusteuerte.
    Ihr Mann befand sich während der Beerdigung des Bürgermeisters auf dem Friedhof!
    Fanni zuckte die Schultern und dachte: Tausend andere auch.
    Aber Rimmer ist – vermutlich kurz vor Ende der Zeremonie – in Richtung Sparkasse gelaufen!
    Dazu musste er über den Birkenplatz.
    Eben!
    Etwas nach drei Uhr stand Rimmer vor der bereits geschlossenen Sparkasse. Um diese Zeit hatte sich der Pfarrer gerade auf den Weg über den Birkenplatz gemacht.
    Hätte ihn Rimmer nicht sehen müssen?
    »Oma,

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