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Milchschaum

Milchschaum

Titel: Milchschaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mehler
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Geldprobleme, Mama?«
    Fanni sah entgeistert auf. »Wie kommst du denn auf so was?«
    »Das silberne Kaffeeservice von der Urgroßmutter. Hast du es verkauft?«
    Fanni wurde rot. Sie hatte niemandem von der Hütte im Birkenweiler Wald erzählt – nicht einmal Leni, obwohl sie ihr absolut vertraute. Aber jetzt war der Zeitpunkt gekommen, ihre Tochter ins Bild zu setzen.
    Sie räusperte sich.
    Nachdem sie zu Ende berichtet hatte, grinste Leni übers ganze Gesicht. Sie kam jedoch nicht mehr zu Wort, weil sich Max die Kopfhörer von den Ohren riss und »Aaaus!« grölte.
    »Schlafenszeit«, sagte Fanni, und Max folgte ihr ergeben ins Obergeschoss.
    »Repariert Opa morgen den Gartenzaun?«, fragte Max, als er in Leos ehemaligem Kinderzimmer im Bett lag.
    »Versprochen hat er es«, antwortete Fanni.
    »Ich helfe ihm«, erklärte Max.
    Der Samstagmorgen zog sonnig auf. Hans Rot verlangte nach seiner grünen Latzhose, und Fanni holte sie aus dem Schrank im Keller. Sie nahm sich vor, ebenfalls nach draußen zu gehen, sobald sie im Haus mit dem Aufräumen fertig war. Es sollte wohl nicht schaden, den Rasen mit einem Rechen zu bearbeiten und die Erde in den Beeten zu lockern.
    Leni kündigte an, sie wolle heute sämtliche Winterbrösel aus ihrem Auto saugen.
    Fanni seufzte. Dieser Samstag würde wieder einer jener Frühlingstage werden, die sämtliche Nachbarn in ihre Gärten trieben. Zum Arbeiten würde Hans nur wenig kommen. Ein Schwatz mit Praml, ein Plausch mit Stuck, ein »Was machen die Bandscheiben?« mit Weber, ein »Waidmannsheil« mit Böckl.
    Fanni hoffte, dass ihr Mann nicht die ganze Meute zu Kaffee und Kuchen ins Haus schleppte. Vorsichtshalber holte sie einen Tiefkühlbeutel mit Nussecken aus der Gefriertruhe.
    Als sie aus der Terrassentür trat, lehnten Praml und Böckl mit Hans palavernd am Gartenzaun. Fanni ging zur Garage, griff sich den Rechen aus seiner Halterung, bog ums Hauseck und bremste abrupt.
    Auf dem Rasenstreifen zwischen dem Rot’schen Haus und dem Praml’schen Grundstück – direkt vor den Johannisbeerstauden, bei denen Fanni vor Jahren die tote Mirza Klein gefunden hatte – steckten im Abstand von gut einem Meter zwei Spaten senkrecht im Rasen.
    Fanni benötigte etliche Augenblicke, bis sie die Vorrichtung als Fußballtor identifiziert hatte.
    Max, der Torwart, hüpfte zwischen den Spaten auf und ab, als wäre er an einem Gummiband aufgehängt. Seine Finger verloren sich in Fannis Gartenhandschuhen.
    Vor dem Tor kämpften zwei Jungen um den Fußball. Der eine setzte alles daran, den Ball durchs Tor zu schießen; der andere versuchte, ihn daran zu hindern. Zwei Paar Beine kickten und strampelten. Dann lag einer der Jungen am Boden.
    Im selben Moment tönte es »Foul« vom Balkon des Praml’schen Hauses. »Foul und defhalb Freiftof.«
    Fanni blickte hinauf und sah das Gesicht von Pramls Sohn über der Brüstung schweben. Dort, wo gestern früh noch ein rechter Schneidezahn gewesen war, gähnte nun ein Loch. »Freiftof für Ivo.«
    »Diese Rabauken werden Ihren Rasen ruinieren und Ihre Krokusse zertrampeln«, sagte eine Stimme hinter Fannis Rücken.
    Fanni drehte sich um und sah sich Frau Rimmer gegenüber, der Tochter von Herrn Kundler.
    »Tut mir leid«, sagte Frau Rimmer, »Caro ist einfach nicht zu bändigen. Sie treibt es wilder als eine Horde Buben.« Sie seufzte. »Ich wüsste wirklich nicht mehr ein noch aus, wenn wir immer noch in dieser kleinen Wohnung in der Stadt hausen müssten.«
    Fanni sah von Frau Rimmer zu den beiden Jungen, und erst jetzt merkte sie, dass der eine ein Mädchen war – Caro, Kundlers Enkelin.
    »Mein Vater meint«, sagte Frau Rimmer, »die Kinder sollten in unserem Garten weiterspielen, da ist dem Rasen sowieso nicht mehr zu helfen.«
    »Dieses Spiel, fürchte ich«, antwortete Fanni, »muss da ausgetragen werden, wo der Schiedsrichter die beste Übersicht hat. Aber machen Sie sich keine Sorgen, der Rasen erholt sich wieder, und für die Krokusse hat sowieso das letzte Stündlein geschlagen – es wird zu warm in der Sonne.«
    Apropos sterben! Apropos Blumen! Frau Rimmer müsste doch wissen, wer die weißen Lilien auf Frau Kundlers Grab gestellt hat. Frag!
    Ich kann doch nicht einfach … Ich sollte lieber Frau Praml …
    Die wird darüber doch allenfalls Vermutungen anstellen! Wenn du eine konkrete Antwort willst, dann sieh zu, dass du die Gelegenheit jetzt nutzt und das Gespräch auf die Lilien bringst!
    Fanni sagte hölzern: »Caro scheint sich in

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