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Milchschaum

Milchschaum

Titel: Milchschaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mehler
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pennst du im Stehen?«

10
    Max hatte gerade seine zweite Portion Spaghetti in Angriff genommen, als es an der Haustür klingelte.
    Es war Caro. »Kann Max wieder raus?«
    Er war schon unterwegs.
    »Ivo kommt auch«, hörte man Caro rufen, bevor sich die Haustür schloss.
    Hans Rot schnitt eine Grimasse, als hätten sich die Nudeln auf seinem Teller in Tausendfüßler verwandelt. »Nichts gegen den alten Kundler«, sagte er, »obwohl er seinen Nachbarn selten die Ehre gibt, ein Wörtchen mit ihnen zu wechseln. Nichts gegen die Rimmers, anständige Leute. Aber den Tschechenbankert will ich nicht vor meiner Haustür haben.«
    Fanni stöhnte. Ivo, unehelich geboren, später durch Adoption gesetzlich einem ehelichen Kind gleichgestellt, galt als Bankert. Frau Rimmer, unehelich geboren, vom Vater jahrelang totgeschwiegen …
    »… sein sauberer Herr Großvater bald eingesperrt werden«, hörte sie Hans Rot plötzlich sagen.
    »Wieso?«, fragte Leni.
    Hans Rot blickte streng von der Tochter zur Mutter. »Die ganze Gemeinde ist davon überzeugt, dass er den Pfarrer erschlagen hat. Da kann meine Frau noch so viel dagegen ins Feld führen, diesmal ist der Alte dran.«
    »Er war es nicht«, widersprach Fanni trotzig. »Und er kann es durch ein Alibi beweisen.«
    »Aha«, machte Hans Rot, »darauf sind wir aber gespannt.«
    »Bauer Klein war an dem Mittwochnachmittag, an dem Pfarrer Winzig totgeschlagen wurde, beim Zahnarzt in Altfleck«, erklärte Fanni.
    Ihr Mann schlug sich auf die Schenkel und lachte keckernd. »An einem Mittwoch beim Zahnarzt! Fannilein, Fannilein, da musst du dir was Besseres ausdenken. Der Altflecker Zahnarzt, der hat am Mittwochnachmittag keine Sprechstunde – nie.«
    Fanni wurde blass. Hatte ihr Bauer Klein einen Bären aufgebunden? Aber weshalb? Er musste doch wissen, dass so eine Lüge schnell auffliegen würde. Fanni schüttelte den Kopf. Der Bauer hatte sie nie und nimmer angelogen. Vielleicht hatte er das Datum verwechselt, vielleicht hatte er längst vergessen, an welchem Tag Bürgermeister Zankl zu Grabe getragen worden war. Fanni beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen. Sie würde Ivo aushorchen – jetzt gleich.
    Sie räumte den Tisch ab, stellte das Geschirr in die Spülmaschine. Dann schichtete sie die Nussecken, die sie am Morgen aus der Tiefkühltruhe geholt hatte, in ein Körbchen und ging hinaus.
    »Halbzeit«, rief Max, als er die schokoladenüberzogenen Spitzen aus dem Körbchen ragen sah.
    Fanni schlug den Kindern vor, sich zum Essen auf die Hausbank zu setzen, und versprach, später noch Limonade zu bringen. Caro, Max und Ivo fielen über die Nussecken her.
    Fanni sah sich um.
    Ihr Mann war nirgends in Sicht.
    Leni legte den Schwamm beiseite, mit dem sie ihre Windschutzscheibe bearbeitet hatte, kam heran und stahl sich eine Nussecke aus dem Körbchen.
    »Papa sitzt bei Stucks auf der Terrasse«, sagte sie und blinzelte Fanni verschwörerisch zu.
    »Was macht das neue Stierkalb, geht’s ihm gut?«, wandte sich Fanni an Ivo.
    Der nickte. »Macht schon Bocksprünge.«
    »Der Bauer ist wahnsinnig stolz auf dich«, sagte Fanni. »Wenn du dich nicht getraut hättest, den Doktor anzurufen, dann wär das Kalb jetzt tot und die Resi auch.«
    Caro und Max machten große Augen. Ivo strahlte.
    »Ist denn der Bauer nicht daheim gewesen, als die Resi gekalbt hat?«, fragte ihn Leni.
    Ivo hatte sich eben das letzte Stück seiner Nussecke in den Mund geschoben. Er nuschelte »Zahnarzt«, deutete auf seine Backe und hielt drei Finger hoch.
    »Der Bauer hat an dem Tag drei Zähne gezogen gekriegt«, interpretierte Leni die Pantomime. Ivo nickte.
    »Weiter geht’s!«, rief Caro und sprang auf. Die Jungen folgten ihr auf den Rasen.
    »Klein hat die Wahrheit gesagt«, murmelte Fanni, »aber der Zahnarzt hält am Mittwochnachmittag keine Sprechstunde. Kannst du dir das erklären?«, wandte sie sich an ihre Tochter.
    »Du wirst den Zahnarzt fragen müssen«, antwortete Leni und stand auf. »Vielleicht verrät er dir die Lösung des Rätsels für drei von deinen Zähnen.«
    Fanni nahm das leere Körbchen und machte sich gerade damit auf den Weg ins Haus, als sie hinter sich die Stimme des Praml-Jungen hörte.
    »Wollt ihr mit oder wollt ihr nift mit?«
    »Komme«, rief Caro.
    »Bin schon da«, antwortete Ivo. »Kann Max auch mit?«
    »Klar«, sagte der Praml-Junge großzügig.
    »Wo soll’s denn hingehen?«, erkundigte sich Fanni.
    »Zum Miniftrantenunterricht«, erklärte ihr Pramls Sohn.

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