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Milchschaum

Milchschaum

Titel: Milchschaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mehler
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»Togo-Franz – äh, unser Gaftpriefter hat gesagt, wir Miniftranten dürfen zum Unterricht Freunde mitbringen, die vielleicht auch einmal Miniftranten werden wollen – sogar Mädchen.«
    Caro streckte ihm die Zunge heraus.
    »Waf kann denn ich dafür«, verteidigte sich der Praml-Junge, »daf der Pfarrer Winzig keine Mädchen in die Sakriftei gelaffen hat und keinen …«
    Max ersparte es ihm, nach einem gesitteten Wort für Tschechenbankert zu suchen. »Darf ich mit? Oma, bitte.«
    Was hätte dagegengesprochen? Der Praml-Junge war schon elf Jahre alt, und er war ordentlich erzogen. Zwischen Erlenweiler und Birkdorf führte ein ununterbrochener Bürgersteig entlang. In Birkdorf angekommen, würden die Kinder in der Kirche bestens aufgehoben sein.
    »Wann seid ihr zurück?«, fragte Fanni den Praml-Jungen.
    Ivo antwortete an seiner Stelle: »Pünktlich zur Stallarbeit«, und Max nickte so ernst dazu, als dürfe er das Füttern und Melken am allerwenigsten versäumen.
    Fanni sah ihnen nach. Ivo und Caro hatten die Hosen voller Grasflecken, und bei Max klebten Erdklümpchen am Pullover. Fanni hoffte, das würde Togo-Franz nicht stören.
    Der hat jetzt andere Sorgen! Er ist nämlich die einzig bekannte Person, die zur Tatzeit auf dem Friedhof gewesen sein müsste! Abgesehen von Fanni Rot natürlich!
    Fanni schüttelte sich wie ein nasser Hund. Togo-Franz ist von einem guten Dutzend Schützen gesehen worden. Aber wer hat ausgesprengt, dass ich da gewesen bin? Hans sagt, er war’s nicht. Ich weiß, dass ich selbst mich nicht verplappert habe. Hatte Frau Praml die Information von Elsie, die einfach eine Vermutung zum Besten gab?
    Oder stammt die Kundgabe vom Mörder? Um von sich abzulenken und eine falsche Fährte zu legen?
    »Ich hab zugenommen«, jammerte Leni am Sonntagmorgen und knöpfte ihren grauen Blazer wieder auf.
    »Sitzt gut«, versicherte ihr Fanni. »Toll siehst du aus.«
    Okay, du hast eine hübsche, kluge Tochter. Deshalb musst du nicht gleich platzen vor Stolz.
    Leni sah auf ihre Armbanduhr. »Ich muss los. Um zehn beginnt die Tauffeier.«
    Die Wanduhr in der Küche zeigte halb zehn. »Halb!«, sagte Fanni. »Mit dem Wagen brauchst du doch keine fünf Minuten.«
    Leni schaute sie einen Augenblick lang verwirrt an, dann klärte sich ihr Blick. »Hab ich es gar nicht erwähnt? Jonas’ Tochter wird in der Kirche am Bogenberg getauft.«
    »Am Bogenberg«, echote Fanni erstaunt.
    »Du weißt doch, Mama«, erklärte ihr Leni, »Jonas’ Frau Eva stammt aus Tschechien, und es hat ihr gar nicht gefallen, wie Pfarrer Winzig mit Olga umgesprungen ist, als sie Ivo taufen lassen wollte.« Leni deutete aus dem Küchenfenster auf das Haus der Böckls schräg vis-à-vis. »Ein Kind der Familie Böckl hätte Winzig natürlich mit Handkuss getauft. Schließlich sind die Böckls wer in Birkdorf. Außerdem haben ihn Jonas und sein Vater immer reichlich mit Reh- und Wildschweinbraten versorgt. Aber Eva hat sich geweigert, Winzigs Dienste in Anspruch zu nehmen. Was allerdings beträchtlichen Ärger gab.«
    »Innerhalb der Familie Böckl?«, fragte Fanni.
    »Nein, nein«, antwortete Leni, »Ärger mit dem Pfarrer. Wer sein Kind in einem anderen Sprengel taufen lassen will, der braucht vom Pfarrer des eigenen Sprengels so eine Art Freibrief. Winzig wollte aber so eine Bescheinigung für die Böckls nicht herausrücken. Soweit ich Jonas verstanden habe, muss es zwischen ihm und dem Pfarrer ziemlich heftig zur Sache gegangen sein.«
    Leni hatte die Hand bereits auf der Türklinke, als sie den letzten Satz sagte. Plötzlich lief sie zurück ins Esszimmer, nahm ein zusammengefaltetes Blatt vom Mosaiktischchen und steckte es in ihre Jackentasche. »Jonas hat mich dazu verdonnert, die Fürbitten zu lesen«, rief sie Fanni zu und verschwand.
    Fanni starrte die Tür an.
    Pfarrer Winzig scheint sich ja mit Vorliebe Feinde gemacht zu haben, dachte sie.
    Feinde! Was für eine Übertreibung.
    Was dann?
    Allenfalls Kritiker.
    »Oma, wollen wir zusammen die Pfannkuchen für Minna backen?« Max zupfte an ihrem Ärmel.
    Fanni nickte.
    »Und wenn wir damit fertig sind«, sagte Max, »dann spielen wir Autoquartett.«
    Leni kam gegen zwei Uhr von der Tauffeier zurück. Sie hatte rote Wangen und glänzende Augen.
    »Du siehst aus, als hättest du eine Menge Spaß gehabt«, schmunzelte Fanni. »Ich wusste gar nicht, dass Tauffeiern so vergnüglich sind.«
    Lenis Wangen färbten sich noch eine Nuance röter.
    Da ist doch was im Busch!
    Fanni

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