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Milchschaum

Milchschaum

Titel: Milchschaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mehler
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blickte ihre Mutter forschend an. Fanni ersparte es ihr, fragen zu müssen.
    »Ich mag ihn auch, deinen Kommissar«, sagte sie.
    Es ist plötzlich so, dachte Fanni, als wären aus einer Familie zwei geworden. Sprudel und ich mit Leni und Marco auf der einen Seite; Hans Rot mit Vera und ihrem Mann auf der anderen. Minna und Max sind wie ein Gummiband, das beide Familien zusammenhält.
    Und Leo?
    Ach, Leo. Leo gehört zu sich selbst. Leo ist wie ein Traum, manchmal so echt, als wäre er greifbar, dann so flüchtig, als wäre er einem nie nahe gewesen.
    »Marco will gleich am Montag Elsie Kraft vorladen«, riss Lenis Stimme sie aus ihren Gedanken.
    »Wegen der schwarzen Kerzen?«, fragte Fanni. Gewiss hatte Sprudel davon erzählt.
    »Ja«, antwortete Leni, »aber auch weil sie das stärkste Motiv hat, Sprudel zu hassen. Er hat ihre Zukunftspläne zerstört.«
    »So sieht es wohl Elsie«, stimmte Fanni zu, »und es gibt keinen Pfarrer Winzig mehr, der ihr Vernunft predigt.«
    Winzig und Elsie, Sprudel und Elsie; Zankl junior und Winzig, Holler und Winzig, Elsie und Rosie, Togo-Franz und Winzig …
    Leni setzte den Blinker.
    »Sprudel hat erzählt«, sagte sie, »dass ihr beide glaubt, Elsie hätte nicht die nötige Entschlusskraft, Brände zu legen. ›Elsie ist eine labile Person‹, meinte Sprudel, ›die ihr Leben lang misshandelt und herumgestoßen wurde, deren einziger Halt der Dorfpfarrer war‹.«
    »Und der ist nun tot«, murmelte Fanni.
    »Ja«, antwortete Leni, »aber was wenn dieser letzte Schicksalsschlag Elsie komplett verändert hat? Was wenn der Verlust ihres einzigen Vertrauten bei Elsie Energien geweckt hat, von denen sie selbst nicht wusste, dass sie in ihr schlummern?«
    Ja, was wenn?
    Leni bog in den Erlenweiler Ring ein. »Marco möchte aber auch Rosie Hübler nicht außer Acht lassen. Wie Elsie ist sie durch Sprudel um ihre Erbschaft gebracht worden. Womöglich hat sie die nötige kriminelle Energie, Brände zu legen.«
    »Selbst wenn es ihr zuzutrauen wäre«, entgegnete Fanni, »soviel ich gehört habe, lebt Rosies Tochter in sehr guten Verhältnissen in Berlin. Einen Sohn, dem sie allerhand finanzieren müsste, hat Rosie nicht. Warum also sollte ihr so ungemein an der Erbschaft liegen?« Plötzlich sah sie Leni verwundert an. »Ermittelt Marco jetzt auch in den Brandfällen?«
    »Am Rande«, erwiderte Leni. »Im Fall Winzig ist Marcos Hauptverdächtiger natürlich dieser Holler. Da passt alles zusammen, sagt er.«
    Leni parkte in der Zufahrt zum Rot’schen Haus und legte die Hand auf Fannis Arm.
    »Sprudel und Marco wollen morgen in aller Frühe zur Hütte hinaufgehen. Sie möchten sich bei Tageslicht ein genaues Bild von dem Schaden machen, den Feuer und Löschwasser angerichtet haben. Die Stichflamme aus Urgroßmutters Kaffeekanne hat einen Teil deiner Borde versengt, bevor wir sie ersticken konnten. Ich habe Marco versprochen, mitzukommen.« Leni lachte leise. »Sprudel ist wild entschlossen, die Hütte eigenhändig wieder instand zu setzen. Er gibt sich die Schuld an dem Brand. Hätte nicht er das Saller-Anwesen geerbt, sondern Elsie und Rosie, sagt Sprudel, dann gäbe es für niemanden einen Grund, seine Wut darüber buchstäblich entflammen zu lassen.«

17
    Fanni erwachte am Sonntag um kurz vor acht Uhr und spürte als Erstes, dass ihr Hals inwendig brannte. Sie stand auf, holte sich eine Packung Lutschtabletten aus dem Badezimmer, steckte eine davon in den Mund, legte sich wieder hin und schlief noch mal ein.
    Gegen zehn fühlte sie sich ein wenig besser. Der Hals tat nur noch beim Schlucken weh.
    Fanni stand auf, zog sich an, lüftete ihr Bett, kochte Tee.
    Kurz vor elf klingelte das Telefon.
    »Spät geworden gestern«, krächzte Hans Rot. »Wir haben uns dann noch ein paar Stunden im Schützenheim aufs Ohr gelegt. Gerade eben wollten wir losfahren, da sind die Erdinger Schützen wieder angerückt – Weißwurstfrühstück.«
    Fanni wusste, dass sich bei den Schützen ein Weißwurstfrühstück mindestens bis drei Uhr nachmittags hinzog. Dankbar für den Aufschub setzte sie sich mit James Ellroy in ihren Lehnstuhl.
    Sie schlug das Buch auf und dann wieder zu.
    Ich könnte Sprudel anrufen.
    Er wird noch mit Marco und Leni bei der Hütte sein.
    Handy.
    Und was willst du ihm sagen? Dass er dir fehlt?
    Fanni schniefte, schlug das Buch wieder auf und begann zu lesen.
    Sie kam nicht weit. Gerd Hollers Bild erschien zwischen den Seiten, und Fanni fragte sich, ob er wohl der Täter gewesen

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