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Milchschaum

Milchschaum

Titel: Milchschaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mehler
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werden«, sagte Fanni.
    »Also der Bub von den Webers«, setzte Frau Praml an und deutete über ihre Schulter, dorthin, wo die Erlenweiler Straße den perfekten Kreis beschrieb, der ihr den Namen »Ring« eingetragen hatte, »der ist jetzt Schreinermeister. Das hat mir neulich die Frau Weber selber erzählt. Und jeden Cent für die Ausbildung, sagt sie, hat er sich von seinem Gesellengehalt abgespart.«
    Elsie wischte sich zwei Tränen ab. »Das ist halt nicht jedem gegeben, das Knausern und Knickern.«
    Halt dich raus, Fanni!
    »Es muss sich auch niemand dazu zwingen«, sagte Fanni, »aber ebenso wenig kann derjenige, der sein Geld ausgibt, erwarten, dass ihm mehr und mehr in den Schoß fällt.«
    Elsie schluchzte. »Genau das hat Pfarrer Winzig – Gott hab ihn selig – auch gesagt. Er hat dem Buben den Kopf zurechtgesetzt und mir den Rücken gestärkt. Eine Zeit lang hab ich wirklich gedacht, der Bub verwindet die Sache mit der Erbschaft. Sogar ein Sparkonto hat er eröffnet, auf das jeden Monat automatisch dreihundert Euro von seinem Gehaltskonto überwiesen werden sollten.«
    Elsie faltete ihr Taschentuch auseinander und heulte hinein: »Aber dann ist unser Pfarrer erschlagen worden.«
    Frau Praml begann wieder zu tätscheln. »Elsie«, gurrte sie, so sanft das einer Kreissäge möglich ist, »Elsie, der Bub wird sich wieder einkriegen, wirst sehen.«
    Elsie schüttelte den Kopf und heulte lauter. »Er … ist … er ist außer Rand und Band. Am Freitag vor einer Woche hat er alle seine Ersparnisse abgehoben und ein neues Motorrad gekauft. Das Geld hat ihm natürlich nicht gereicht. Jetzt steckt er auch noch in den Schulden.«
    Sie schnäuzte sich. »Der Bub ist genauso ein Heißsporn, wie mein jüngerer Bruder einer war. Und eines Tages wird er sich umbringen auf seinem Motorrad – wie mein Bruder.«
    Was soll man dazu sagen, dachte Fanni.
    Einer Soziopathin wie dir fällt dazu natürlich nichts ein!
    Frau Praml fiel offensichtlich ebenfalls nichts dazu ein, denn sie wechselte das Thema. »Ein Jammer, dass die Polizei nicht herausfindet, wer den armen Pfarrer Winzig erschlagen hat.«
    Elsie wischte sich die letzten Tränen ab und nickte. »Rosie meint, dass es vielleicht doch Togo-Franz gewesen sein könnte. Immerhin ist er am Friedhof davongelaufen, und später hat er nicht zugegeben, dass er dort war.«
    »Stimmt«, warf Fanni ein, »das haben Sie ja selber mitbekommen.«
    »Was?«, fragte Elsie.
    »Wie Togo-Franz beim Verhör gelogen hat.«
    »Ich? Nein«, antwortete Elsie. »Rosie hat – Rosie ist zufällig an der Tür gestanden, hinter der Togo-Franz befragt worden ist. Sie hat mir dann alles erzählt.«
    Rosie Hübler hatte die Lauscher drin! Elsie hat bloß weitergetratscht!
    »Rosie hat mir auch erzählt, dass Sie, Frau Rot, erst lang nach allen anderen ins Wirtshaus gekommen sind.«
    »An Rosie ist eine Detektivin verloren gegangen«, warf Frau Praml ein, »ihr schwante von Anfang an, dass Sie den toten Pfarrer entdeckt hatten, Frau Rot. Sie hat es mir gesagt, als sie vorbeikam, um mich um Hilfe beim Seniorenabend zu bitten. Der fand zwei Tage nach Pfarrer Winzigs Hinscheiden statt.«
    Rosie Hübler ist also jene Informationsquelle gewesen!
    »Sie wollten Ihre Rolle allerdings lieber geheim halten, nicht wahr, Frau Rot?«, fügte Frau Praml spitz hinzu.
    »Daraus mussten wir natürlich gewisse Schlüsse ziehen«, trumpfte Elsie auf.
    Fanni schluckte. Es tat wieder weh.
    Zeit für ein Verteidigungsplädoyer vor dem Frauenbundtribunal, Fanni Rot!
    Bevor sie zu einer Antwort ansetzen konnte, fuhr Elsie fort: »Rosie stand in der Nähe der Tür und sprach gerade mit einem der Pfarrgemeinderäte, als Sie zum Leichenschmaus eintrafen, Frau Rot. Sie hat gleich gemerkt, wie verstört Sie waren.«
    Offenbar war Frau Praml zu dem Schluss gekommen, dass es sich nicht schickte, die Gastgeberin derart in die Enge zu treiben, denn sie sagte schnell: »Verstört schien mir auch der Dorfwirt an diesem Tag gewesen zu sein. Sein Schweinebraten war schier ungenießbar.«
    »Fett, schwammig, versalzen«, stimmte ihr Elsie zu.
    »Meine Tochter hat ihre ganze Portion verputzt. Sie musste sich dann zu Hause übergeben …« Frau Praml unterbrach sich und spitzte die Ohren. »Ihr Mann kommt nach Hause, Frau Rot!« Sie wandte sich an Elsie. »Dann wollen wir beide mal …«
    Fanni begleitete die zwei Frauen nach draußen.
    Von Hans Rot war nichts zu sehen. Leni musste heimgekommen und gleich nach oben gegangen

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