Milchstraße - Geschichten von der großen Liebe (German Edition)
schauten uns in die Augen. Es ging nur darum, wer kann mehr, wer braucht mehr, was geht besser. Das war schon richtig cool.
Am nächsten Morgen packte ich meine Sachen. Ich war auf dem Weg zu meinen Eltern, die eine Stunde entfernt wohnten. Jens hatte mir eine SMS geschrieben, ob ich Zeit hätte zum Frühstücken. Ich setzte mich ins Auto und machte ein Foto von meinem Penis, schickte ihm das mit der Bemerkung, dass ich für einen Kaffee Zeit hätte und fuhr dann in das vorgeschlagene Lokal. Wir hatten eine sehr schöne Zeit. Er war nur für Party und Sex in die Stadt gekommen und musste ebenfalls nach Hause fahren.
Der Kontakt zu Jens war zäh. Er war zurückhaltend. Eines Tages war ich auf der Hochzeit meines Cousins. Ich dachte: „Was mache ich eigentlich hier?“ Ich verließ die Party, ging zum Kölner Hauptbahnhof, kaufte einen Strauß langstieliger Rosen und fuhr damit zu Jens. Da hat es gefunkt und wir sind zusammen gekommen.
Manchmal überraschte ich ihn: Kaufte mir neue Lederklamotten und fuhr zu ihm als Ledermann. Er machte mir die Tür auf und ich packte ihn sofort ins Bett. Die Spontaneität ist leider etwas verloren gegangen, der Alltag eingekehrt. Wir sind erschöpft, wenn wir nach Hause kommen. Es ist so wichtig, dem Anderen die Lampen anzumachen. Das Einzige was langfristig funktioniert ist guter Sex.
Sex ist überall verfügbar. Du kannst dich ganz einfach im Internet zum Sex verabreden. Aber du gehst eine Beziehung ein, damit du nicht am Wochenende in der Sauna oder in der schwulen Kneipe neue Akquisitionen machen musst.
Und Jens liebt mich so wie ich bin. Wenn ich zu ihm sage, „Ich hab hier einen superscharfen Hobel im Internet, der will sich mit uns treffen“ dann sagt er meist: „Nee, fahr du alleine.“
Ich kann meinen Spaß haben, vollkommen ohne schlechtes Gewissen. Jens ist da super. Aber am besten ist es, wenn wir zusammen unterwegs sind. Wir sind die Partyknaller, wenn wir gemeinsam auftreten.
Das ist genau wie auf Businesstreffen: Die stehen alle rum und keiner traut sich, jemanden anzusprechen. Wir fangen auf so einer Party miteinander an und die anderen steigen dann ein. Jens ist ja auch sehr attraktiv.
Ich bin so froh, dass ich ihn als Partner habe.
Klaus
Die Baggerburg
Ich tanze sehr gerne und mein Mann will nie mit. So habe ich angefangen, ohne ihn auszugehen, was nie ein Problem war.
Eines Abends kündigte ich an, mit Freundinnen in ein Tanzlokal bei uns in der Nähe zu gehen. „Das finde ich jetzt gar nicht gut, dass du ausgerechnet dahin gehst“ meinte er.
Normalerweise ist mein Mann sehr fürsorglich, wenn ich allein ausgehe und lässt am Haus die Lichter an. Als ich an diesem Abend heim kam, war alles stockdunkel. Er schmollte und sprach nicht mit mir. Ich wusste nicht wirklich, was los war. Nach vier Tagen konnten wir endlich miteinander reden. Es hatte ihn gestört, dass ich gegangen bin, obwohl er gesagt hatte, dass es ihm nicht gefällt. Und ich war enttäuscht, dass er nach 21 Jahren Beziehung kein Vertrauen zu mir hatte.
Nach unserer Aussprache küsste er mich und sagte: „Ich mache dir einen Vorschlag. Du gehst nicht mehr in diese „Baggerburg“, dafür gehe ich mit dir in den Tanzkurs.“ Das hat mich total gefreut, denn am liebsten tanze ich doch mit meinem eigenen Mann. Wir besuchen jetzt sogar einen Fortgeschrittenen-Kurs, weil mein Mann Spaß am Tanzen hat! Nachdem er sich zwanzig Jahre lang dagegen gesträubt hat, kommt mir das fast unheimlich vor. Eine größere Liebeserklärung hätte er mir nicht machen können.
Dass er nicht mir tanzen ging, war das einzige Manko an unserer Beziehung.
Hiltrud
Zwölfeinhalb Jahre
Wir trafen uns in einem Workshop für Persönlichkeitsentwicklung und fühlten uns sofort voneinander angezogen.
Es gab noch einen anderen Mann, an dem ich interessiert war und eine andere Frau, an der er Interesse zeigte, und so flirteten wir an den vier Kurstagen ein wenig.
Ich wollte wissen, wie alt er ist, denn er sah jünger aus als ich. Und damit hatte ich ein Problem. Man hatte mir beigebracht, dass der Junge nicht einen Tag jünger sein darf, als das Mädchen.
Also fragte ich ihn nach seinem Alter. Andrew merkte sofort, dass das für mich ein wichtiges Thema war und wollte es mir nicht sagen. „Sobald ich dir das sage, wirst du gehen.“ - „Nein, bestimmt nicht“, antwortete ich.
Er sagte es mir also und ich war schockiert! Ich wusste ja, dass er jünger war als ich, aber ich ahnte nicht, dass er so viel
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