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Milchstraße - Geschichten von der großen Liebe (German Edition)

Milchstraße - Geschichten von der großen Liebe (German Edition)

Titel: Milchstraße - Geschichten von der großen Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Ludwig
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Spontan sage ich: „Ich hasse das Ding!“ Trotzdem machen wir gemeinsame Ausflüge. Jedes Mal, wenn ich die Maschine besteige, fühle ich mich bedroht. Er versteht das überhaupt nicht. „Du übertreibst!“
    Mit ihm ist jeder Tag eine Überraschung. Er steckt voller Ideen, erfindet dauernd etwas. Raphael ist ein Genie. Er zeigt mir, dass alles möglich ist. Dass du alles kreieren kannst, was du haben möchtest.
    Ich lerne eine Menge von ihm. „Das Unmögliche existiert nicht. Das Leben ist magisch. Du musst nur daran glauben.“ Er zeigt mir, was ich früher nicht sehen konnte: Ich kann mein Leben gestalten! Er ist der Beweis dafür, dass Träume wahr werden können.
    Im Sommer wollen wir nach Ibiza. Raphael bereitet alles vor für den Umzug. Hindernisse tauchen auf: Er will einen Anhänger kaufen, um das Motorrad zu überführen und findet keinen passenden. Dann fährt er mit der Maschine auf einer Landstraße. Plötzlich springt eine Katze in den Weg. Er weicht ihr aus und überschlägt sich. Zum Glück ist ihm nichts passiert. Nur das Motorrad ist beschädigt und er bringt es in eine Werkstatt in Valencia.
    Ich bin erleichtert, dass wir nun ohne dieses Monster nach Ibiza gehen. Es ist Ende Mai. Wir möchten ein Haus auf dem Land. Alle auf der Insel sagen: „Jetzt ein Haus finden? Das ist unmöglich.“ Raphael ist zuversichtlich: „Wir werden eins finden!“ Wir gehen von Tür zu Tür und fragen die Leute. Dann bekommen wir unser Traumhaus mit einem fantastischen Blick, direkt am Meer.
    Unsere Beziehung wird immer fester. Ich bemerke, wie ich immer mehr uns liebe, nicht nur ihn. Für mich ist das eine neue Erfahrung. Eine Partnerschaft kann so großartig und so poetisch sein! Er führt mich in seine Zauberkunst ein. Wir planen, dass ich seine Assistentin werde und wir gemeinsame Vorstellungen geben. Wow, mein Leben ist jetzt in Ordnung!
    Inzwischen hat Raphael das reparierte Motorrad aus Valencia geholt. Es ist Juni, die Straßen voll und er besteht darauf mit dem Motorrad, statt mit dem Auto zu fahren. Ich gebe nach.
    Jedes Mal, wenn ich mich hinter ihm auf die Maschine setze, zuckt ein kurzes Bild von einem Unfall durch meinen Kopf. Ich bin überrascht und versuche die Bilder zu vertreiben. Eines Abends möchte er unbedingt, dass ich ihn zu einem Auftritt begleite. Er ist außergewöhnlich aufgeregt. Ich kann ihn mit meiner Anwesenheit beruhigen. Während er seine Kunststücke zeigt, unterhalte ich mich mit dem Barmann. Der meint: „Was seid ihr für ein schönes Paar. Seid vorsichtig! Wenn Paare nach Ibiza kommen, trennen sie sich normalerweise. Das ist mir auch passiert.“ Ich habe von diesem Mythos gehört. wenn zwei gemeinsam auf diese Insel kommen, trennen sie sich. Wenn man hier auf der Insel zusammen kommt, soll das hingegen ewig halten.
    Auf dem Rückweg erzähle ich Raphael von diesem Gespräch. Er wird ärgerlich, lässt seine Sachen fallen und fasst mich beim Arm.
    „Weronika, ich sage es jetzt zum letzten Mal. Merke es dir gut: Es muss schon etwas wirklich Schreckliches passieren, damit wir uns trennen! Wir werden immer zusammen bleiben.“
    „Ok, ok, ich werde dieses Thema nicht mehr ansprechen“, entgegne ich ihm.
    Danach gehen wir noch tanzen. Alle Leute gehen schon und wir tanzen immer noch.
    „Ich werde dich immer lieben.“
    „Wir werden immer zusammen sein.“
    „Ich bin so voller Liebe.“
    Es ist wie ein starkes Band zwischen unseren Seelen. Es fühlt sich an, als würden wir gerade heiraten.
    ***
    21. Juni 2006
    Wir wollen in ein Internetcafé. Wir nehmen unsere Laptops und fahren in die Stadt. Auf dem Weg nach Hause ist sehr viel Verkehr auf der Straße. Raphael beschleunigt und überholt die Autos. Er ist schnell, aber innerhalb der erlaubten Geschwindigkeit. Ich schaue auf den Horizont und hänge meinen Gedanken nach. Plötzlich fühle ich ein Schütteln. Ich schaue auf die Straße und sehe ein rotes Auto sehr nahe. In diesem Moment weiß ich: „Das war es!“
    Ich fliege 15 Meter weit und lande in einer Palme.
    Raphaels Kopf schlägt gegen das linke Autolicht und er bricht sich das Genick. Er ist sofort tot.
    Sie bringen mich mit mehreren Knochenbrüchen und weiteren Verletzungen auf die Intensivstation des Insel-Krankenhauses. Keiner erzählt mir etwas von Raphael. Erst als ich die Intensivstation verlassen darf, sagt mir mein bester Freund, dass Raphael tot ist. „Was für ein geschmackloser Witz!“
    Zum Glück bin ich vollgepumpt mit Schmerzmitteln. Das hilft. Ich

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