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Milchstraße - Geschichten von der großen Liebe (German Edition)

Milchstraße - Geschichten von der großen Liebe (German Edition)

Titel: Milchstraße - Geschichten von der großen Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Ludwig
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Leben zu ändern. Und so ist er dann doch hin gegangen.
    Wir reden ohne Unterlass und zwischendurch tanzen wir.
    „Darf ich dich küssen“, fragt er auf einmal vorsichtig.
    Ich entgegne mit gespieltem Entsetzen:
    „Wie? Hier? Vor allen Leuten?“
    „Wir können ja in eine dunkle Ecke gehen.“
    „Sehe ich aus wie eine Frau, die sich in dunklen Ecken herumtreibt“ erwidere ich entrüstet.
    „Oh, Entschuldigung. Natürlich nicht“, murmelt er.
    Lachend denke ich: „So einfach mache ich es dir nicht!“
    Er nimmt meine Aussage wohl ernst und wir trinken erst mal ein weiteres Kölsch.
    Nun steht Claudia da und schlägt vor, nach Hause zu gehen.
    Er fragt, ob er mich denn mal anrufen dürfe. Ich sage:
    „Ja. Morgen fliege ich wieder heim.“
    „Wie? Du fliegst morgen wieder heim?“
    „Ich wohne bei München.“
    „Oh, äh, ja“ stammelte er erstaunt. „Kann ich dir meine Visitenkarte geben?“
    Ich lese „Dr. Irgendwas“ und sage spontan:
    „Oh nee - kein Arzt. Bitte nicht.“
    Da entgegnet er ganz schnell „Nein, nein. Ich bin Anwalt.“
    Wir flachsen einen Moment in diesem Stil weiter.
    Schließlich vereinbaren wir, dass er mich am nächsten Tag zum Flughafen bringt.
    Im Taxi auf dem Heimweg löchert mich eine neugierige Claudia. „Wer ist das denn?“
    „Das ist mein Mann! Den heirate ich.“
    „Was hast du getrunken? Du benimmst dich nicht normal.“
    „Doch, das ist mein Mann!“
    Am nächsten Tag fährt er mich zum Flughafen. Wir verabschieden uns mit Handschlag.
    In München gelandet, rufe ich ihn an. Seitdem telefonieren wir täglich. Nach vier Wochen kommt er zum ersten Mal zu mir an den Ammersee. Ich bin total aufgeregt. Was habe ich gemacht. Mir einen wildfremden Mann nach Hause einzuladen! Wie kann ich ihn hinauskomplimentieren, wenn es nicht passt? Es stellt sich heraus, dass er mindestens genauso nervös ist.
    Nach einem Jahr Fernbeziehung habe ich jetzt meinen Job gekündigt und ziehe zu ihm nach Köln. Ich freue mich darauf!
    Kristina

Sudhiros Zeremonien
    Sudhiro Miyaca Olowan gehört zum Stamm der Lakota, er ist Coyote. Coyoten sind Menschen und Tiere, die alles durcheinander bringen, Narrenfunktion haben und über sich selbst lachen. In den Himmel schauen und über sich selbst lachen, das kann Sudhiro sehr gut.
    Auf der Insel Rügen lernen wir uns kennen. Sudhiro hält dort mit uns Rituale und Schwitzhütten ab. Er ist ein kleiner, zarter Mensch mit Fehlern. Seine Zeremonien sind wahrhaftig und einfach, unaussprechlich großartig!
    Morgens, noch vor dem Duschen und Zähneputzen, treffen wir uns in einem Raum und eine halbe Stunde tun wir nichts anderes als lachen und weinen. Uns schmerzt der Bauch vor Muskelkater. Das ist befreiend. Ich lache noch heute, wenn ich daran denke.
    Sudhiro ist ein von seinem Großvater autorisierter Pfeifenträger. In der Friedenspfeife muss kein Tabak sein, es können auch Kräuter geraucht werden. Wichtig ist, dass während der Zeremonie nicht gesprochen wird. Schon während der Vorbereitung widmen alle ihre Aufmerksamkeit dem Geschehen. Wie die Pfeife ausgepackt wird, wie sie sorgfältig gestopft und angezündet wird.
    Wer sie dann bekommt, hält sie drei Mal vor sein Herz, einmal vor seinen Mund und gerade vor sich weg, zur Mitte des Kreises hin, in dem man sitzt. Nachdem man daran gezogen hat, wird nur das, was in diesem Moment aus dem Herzen kommt, gesagt. Keiner gibt einen Kommentar. Das ist ein ergreifendes Ritual.
    Eine für mich sehr wichtige Zeremonie ist „Mitakuye Oyasin - Im Namen meiner Verwandten“.
    Das ist ein Totenritual. Wir gehen für eine ganze Nacht auf die Toteninsel. Das ist der Platz, an dem sich die Gruppe die ganze Zeit aufhält. Aber diese Nacht verwandelt den Ort. Wir sind meilenweit entfernt. Wir begegnen unseren Ahnen. Wir rufen sie und wir lassen sie wieder los. Es geht immer Einer in der Mitte im Kreis, einmal rechts, einmal links herum. Das Ganze ist ein sehr langsamer Prozess. Ich wundere mich, weshalb die anderen so langsam gehen und denke mir ich gehe da schneller. Als ich an der Reihe bin, ist die Luft um meinen Körper herum nur schwer zu durchdringen. Es gibt kein schnelles Vorankommen. Während des Rituals verliere ich die Orientierung und falle fast um, weil ich den Hauch eines Ahnen am Hals spüre. Es dauert eine Ewigkeit, bis ich mich wieder sammele. Alle Anwesenden halten die Kraft für denjenigen, der sich gerade im Kreis befindet.
    Wir haben Rasseln und andere Instrumente, mit denen wir Geräusche

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