Miles Flint 01 - Die Verschollenen
können.«
»Wirklich?« Flint zwang sich, ruhig zu sprechen. »Ich werde Ihnen mehr Klienten verschaffen, als Sie je hatten, und die meisten – vermutlich fünfundsiebzig Prozent oder mehr – werden Sie bezahlen. Sie werden so viel Geld machen, dass Sie gar nicht mehr wissen werden,was sie damit anfangen sollen. Sie sind schon jetzt eine reiche Frau. Tun Sie etwas für die Allgemeinheit. Betrachten Sie die übrigen fünfundzwanzig Prozent als Almosen.«
Bannerman schüttelte kaum merklich den Kopf. »Sie verstehen nichts vom Geschäft, Mr. Flint. Wenn ich diesen fünfundzwanzig Prozent helfen und all diese neuen Kunden schnell abfertigen will, muss ich ziemlich hohe Vorleistungen erbringen.«
Seine Finger spannten sich, bohrten sich ins Fleisch seiner Handrücken. »Ich habe ihre Finanzen überprüft, Mrs Bannerman. Data Systems kann sich das leisten. Und Ihre Finanzlage ist ebenfalls gut. Selbst wenn die Firma es sich nicht leisten könnte, das Geld im Voraus aufzubringen, Sie können es.«
Langsam verzog sie die Lippen zu einem Lächeln. »Sie sind gründlich.«
»Ich will nur sicherstellen, dass sich jemand um diese Leute kümmert. Um alle.« Er legte eine Pause ein. Dann: »Einschließlich Jamal Kanawa und seiner Familie.«
Ihr Blick flackerte kurz, und das reichte ihm als Bestätigung dafür, dass die Kanawas bei ihr gewesen waren. Aber natürlich würde sie niemals verbal einräumen oder abstreiten, ob sie nun hier gewesen waren oder nicht.
Sie war gut.
»Was springt für Sie dabei heraus, Mr. Flint?«
»Ein einmaliges Honorar in Höhe von zehn Millionen, zahlbar im Voraus.« Er hatte eingehend darüber nachgedacht, aber schließlich hatte er beschlossen, dass er das Geld brauchte. Er musste sich entscheiden, wann er selbst wieder arbeiten wollte.
»Das ist eine Menge Geld für einen Exbullen.«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich bin ein junger Mann, und ich möchte mich zur Ruhe setzen.«
Bannerman lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. Die Kufen knarrten leise, als sie zu schaukeln begann. Die Bewegung passte nicht zu ihr, aber das schien sie nicht zu kümmern. Sie studierte ihn, suchte vermutlich nach einem Angriffspunkt.
Nach ein paar Minuten schien sie ihn gefunden zu haben. »Sie könnten mir die Informationen einfach überlassen. Wenn Sie von mir erwarten, dass ich das aus reiner Herzensgüte tue, dann sollten Sie das Gleiche tun.«
Mit diesem Argument hatte er schon früher gerechnet. »Ich brauche einen Ansporn, um Ihnen diese Informationen zu geben.«
»Ich denke, die Sorge um andere sollte Ansporn genug sein.«
»Die Sorge um andere hat mich dazu gebracht, mir diese Informationen zu verschaffen. Nun muss ich dafür sorgen, dass die Informationen in die Hände von jemandem gelangen, der sie zu schätzen weiß.«
Zu seiner Überraschung lächelte sie. »Sie sind gut, Detective.«
Dieses Mal erhob er keine Einwände. »Und Recht habe ich auch.«
Sie nickte. »Zehn Millionen.«
Er reichte ihr seine Kontonummer auf einer Karte, so wie Paloma es bei ihm getan hatte. Nur war seine Karte von Hand beschriftet, weil er nicht viel Zeit gehabt hatte. »Im Voraus.«
Bannerman zögerte nicht. Sie legte die Karte auf ihrem Schreibtisch ab, scannte die Zahlen ein und lächelte ihm zu. »Erledigt.«
Flint kontrollierte die Zahlung über seinen Link. Sie hatte bezahlt, genau, wie sie gesagt hatte. Er fluchte im Stillen. Sie hatte ihn besser ausgespielt als er sie. Sie hatte die Höhe seines Honorars widerspruchslos akzeptiert, was bedeutete, dass er mehr hätte verlangen sollen.
Flint nahm die Karte mit der Nummer wieder an sich und steckte sie in seine Tasche. Dann gab er ihr den Handheld. Er hatte nie irgendetwas Wichtiges darauf gespeichert; dafür hatte er stets die Systeme an seinem Arbeitsplatz benutzt. Die einzige Information, die das Gerät nun enthielt, waren die Dateien von Disappearance Inc.
»War mir eine Freude, mit Ihnen Geschäfte zu machen«, sagte er.
»Mir ebenfalls.«
Sie erhoben sich; dann streckte sie die Hand aus. Flint ergriff sie, und zum ersten Mal schien sie ein wenig aufzutauen.
»Ich verspreche«, sagte Colette Bannerman, »ich werde dafür sorgen, dass all diese Leute in Sicherheit sind.«
»Darum bin ich zu Ihnen gekommen«, sagte Flint. »Weil Ihr Unternehmen zu den wenigen in diesem Geschäft gehört, das die Versprechen hält, die es gibt.«
33
D rei Tage später, nachdem er Zeit gehabt hatte, zu schlafen und die Dinge zu überdenken, suchte Flint
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