Miles Flint 01 - Die Verschollenen
antwortete der Dolmetscher. »Sie werden warten, bis die Rev wieder im Hafen sind, ehe sie herkommen. Ich bin sicher, die Gerüchte über die wütenden Rev sind inzwischen in ganz Armstrong verbreitet.«
»Sind Sie sicher, dass er den Rev nicht die Wahrheit erzählt hätte?« Sie konnte es nicht fassen, vor allem deshalb nicht, weil die Wahrheit doch als der beste Weg galt, mit den Rev umzugehen.
Der Dolmetscher nickte. »Er ist ein Politiker. Ein menschlicher Politiker. Wir sind so oder so nicht die ehrlichste Spezies, und Diplomaten müssen Geheimnisse bewahren. Die meisten von denen, die mit den Rev zu tun haben, wissen, dass ihr Job sie das Leben kosten könnte. Das ist vermutlich auch der Grund für sein Zuspätkommen.«
»Und warum dolmetschen Sie dann?«, fragte DeRicci.
Der Dolmetscher verzog das Gesicht und verlagerte, offensichtlich unter Schmerzen, sein Gewicht. »Normalerweise habe ich es mit geschriebenem Rev und mit Aufzeichnungen von Besprechungen zu tun, die in Rev abgehalten wurden. Ich erinnere mich nicht einmal daran, wann ich das letzte Mal eine Synchronübersetzung übernommen habe.«
Das erklärte einiges, wie DeRicci dachte, aber sie behielt ihre Gedanken für sich. »Werden sie wieder so wütend werden?«
»Nein«, antwortete der Dolmetscher. »Nicht, solange sie nicht erneut glauben, sie würden angelogen werden. Sie können das fühlen, und es macht sie verrückt. Sie waren da gerade ziemlich mutig.«
DeRicci musterte ihn einen Moment lang. Er hatte sich als loyaler Übersetzer gezeigt, obwohl er geglaubt hatte, sie hätte die Situation nicht im Griff. Das konnte sie respektieren.
»Sie haben auch mutig gehandelt«, sagte sie. Dann setzte sie sich neben ihn, damit er nicht allein auf die Sanitäter warten musste.
31
F lint war kein Detective mehr.
Die Polizeipräsidentin war nicht im Büro gewesen; also hatte er seine verbale Kündigung einer ihrer Mitarbeiterinnen vorgetragen, die das alles wirklich nicht zu interessieren schien. Sie hatte ihm einen speziellen Handheld gegeben, der ein Standardkündigungsformular enthalten hatte. Flint hatte die entsprechenden Daten und Zeitangaben eingegeben und unterzeichnet. Eine Randnotiz am Kopf des Formulars besagte, dass es an jeden geschickt werden würde, der die Information benötigte.
Mit anderen Worten, es würde überall in der Stadt verbreitet werden – und möglicherweise auch über die Stadtgrenzen hinaus. Da Flint um seine sofortige Entlassung gebeten hatte, hatte er sich einen Sonderausweis geben lassen müssen, um die Detective Unit zu betreten, damit er seinen Schreibtisch abräumen und die persönlichen Dateien aus seinem Computer löschen konnte.
Nun saß er in seinem Büro, und seine Hände zitterten ein wenig. Dies war seine letzte Chance, sich Informationen aus dem System des Departments zu beschaffen, und er hatte vor, sie zu nutzen.
Das neue Dateisystem von Disappearance Inc. war genauso leicht zu hacken, wie er vermutet hatte. Es war offensichtlich, dass die Dateien aus einem deutlich komplizierteren System übertragen worden waren. Da waren Tausende von Namen, und die Daten reichten Jahrzehnte in die Vergangenheit.
Mit all dem wäre er überschüttet worden, wäre er Detective geblieben. Aber das war er nun nicht mehr.
Flint lud die Informationen auf seinen persönlichen Handheld herunter. Es würde eine Weile dauern, die Übertragung durchzuführen, weil das System des Departments alt war und weil es ein Haufen Informationen waren. Er ließ den Handheld auf dem Schreibtisch liegen und schaltete den Bildschirm ab, damit niemand im Vorübergehen sehen konnte, was er tat.
Dann griff er nach dem Karton, den er sich unten hatte geben lassen, und fing an, seine persönlichen Sachen darin zu verstauen. Er starrte die kristallene Abschlussurkunde der Akademie an. Sie hatte ihm einmal so viel bedeutet, und er war ein wenig erstaunt, dass sie das nun nicht mehr tat.
Die Mitarbeiterin des Chiefs hatte ihn, um die Form zu wahren, gefragt, was er nun zu tun gedachte, und er hatte ihr erzählt, er wisse es nicht. Aber er hatte da so eine Ahnung. Er spielte mit dem Gedanken, für einen Verschwindedienst zu arbeiten, aber was, wenn dieser Dienst verkauft wurde und das Gleiche passierte wie bei Disappearance Inc.? Damit würde er niemals leben können.
Also musste er herausfinden, wie er seine Zukunft gestalten und Disappearance Inc. das Handwerk legen konnte. Als er das Büro des Chiefs verlassen hatte, war ihm ein
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