Miles Flint 01 - Die Verschollenen
gewandt hatte.
Die Rev tapsten zurück und machten einen Pfad zwischen DeRicci und einem nicht verbesserten Mann mit langem grauem Haar und einem Schmerbauch frei.
»Was machen Sie da?«, fragte der Mann erneut, und offensichtlich sprach er mit ihr. »Es gab eine Anforderung für einen Diplomaten, und ich bin gerade erst eingetroffen. Sie hingegen sind nicht befugt, mit den Rev zu verhandeln.«
»Ich habe Sie angefordert«, schnappte DeRicci, »und Sie kommen ziemlich spät. Die Probleme, mit denen ich gerechnet hatte, haben bereits angefangen. Der Chief wollte, dass ich das regele, und das habe ich getan; also kümmern Sie sich um Ihren eigenen Mist.«
»Sie hat ihnen gerade erzählt, die Wahrheit wäre nicht wichtig«, sagte der Dolmetscher, der noch immer am Boden lag. Er hatte eine Hand auf sein Bein gelegt, und sein Knie war in einem schaurigen Winkel abgespreizt.
»Haben Sie?«
»Ich sagte, sie wäre nicht das Thema«, korrigierte DeRicci.
Einer der Rev ergriff das Wort. Sein hochtönendes Knurren dauerte einige Minuten an, während derer der Diplomat DeRicci unentwegt anstarrte. Dann antworte er in Rev, die Hände am ausgestreckten Arm zu Fäusten geballt.
Nachdem der Austausch beendet war, sagte er: »Offensichtlich denken sie, die Angelegenheit sei bereits erledigt. Sie haben ihnen die Wahrheit gesagt. Sie behaupten, sie könnten das erkennen. Sie glauben, dass Sie die einzige Person sind, die sie hier bei uns verstanden hat, und sie sind dankbar für alles, was Sie getan haben.«
Er hörte sich an, als missbillige er alles, was er ihr gerade erzählte.
DeRicci stieß den Atem aus, von dem sie gar nicht gemerkt hatte, dass sie ihn angehalten hatte. Sie hatte sie aufgehalten. Sie konnte es nicht glauben.
»Mit Rücksicht auf Ihre Wünsche«, fuhr der Diplomat fort, »werden sie auf ihr Schiff zurückkehren und dort auf neue Informationen über die Flüchtige warten. Und falls wir bei der Suche nach ihr Hilfe benötigen, werden sie uns unterstützen, so gut sie können. Als die Frau die Jacht in ihre Gewalt gebracht hat, haben sie erkannt, dass sie eine heimtückische Person ist, und sie glauben, dass es einige Zeit dauern kann, sie zu schnappen.«
DeRicci lehnte den Kopf an die Wand. Kunststoff zerbröselte hinter ihr; also richtete sie sich ruckartig wieder auf.
»Sie danken Ihnen noch einmal für alles, was Sie getan haben, und dafür, dass sie der einzige Mensch in dieser Behörde sind, der ihren Wunsch nach Ehrlichkeit ernst genommen hat.«
DeRicci fühlte sich, als würde sie vorübergehend das Leben eines anderen Menschen führen. »Danken Sie ihnen in meinem Namen.«
Er sprach noch einen Moment mit den Rev. Die Rev blickten sie an, und ihre Emotionskragen verblassten alle zugleich. Einer nach dem anderen verschwand wieder in der Haut an ihrem Hals. Dann watschelten sie den Korridor hinunter, kehrten offensichtlich auf dem Weg zurück, den sie gekommen waren.
DeRicci rief über ihren Link nach einem Sanitäter. Der Dolmetscher stöhnte und ließ sich flach zu Boden sinken.
Der Diplomat musterte sie finster. »Sie haben also etwas über die Rev gelernt, was?«, sagte er, nachdem die Rev außer Sichtweite waren.
Sie schüttelte den Kopf. »Ich dachte, sie würden mich umbringen.«
»Das hätten sie tun können, jemand hätte ihnen schon früher von der vermissten Frau erzählen sollen.«
»Ich war früher nicht hier.«
»Tja, dann haben sie mit Glück den einzigen Weg eingeschlagen, der sie beschwichtigen konnte. Ich würde ja sagen, gute Arbeit, aber sie haben versäumt, ihnen zu erzählen, wer die Gefangene eigentlich verloren hat.«
Dann bedachte er sie mit einem letzten finsteren Blick, offenbar, um seine Worte zu unterstreichen, und ging davon. DeRicci atmete erneut geräuschvoll aus. Was für eine furchtbare Stunde. Und es war wirklich erstaunlich. Tat sie das Richtige, erhielt sie einen Tadel, und tat sie das Falsche, rettete sie den Tag – und erhielt einen Tadel.
Sie fragte sich langsam, ob sie je wieder in irgendjemandes Gunst stehen würde.
»Machen Sie sich um den keine Gedanken«, sagte der Dolmetscher zu ihrer Überraschung. Sie hatte angenommen, er könne sie nicht leiden, und nun versuchte er sie zu trösten. Vielleicht war er auch einfach nur erleichtert, dass die Rev fort waren. »Der ist nur sauer, dass Sie etwas getan haben, was er nicht einmal in Erwägung gezogen hätte.«
DeRicci ging zu dem Mann hinüber. »Ich habe die Sanitäter gerufen.«
»Ich auch«,
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