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Miles Flint 01 - Die Verschollenen

Miles Flint 01 - Die Verschollenen

Titel: Miles Flint 01 - Die Verschollenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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erbaut worden waren.
    Der erste Andockbereich beherbergte die Neuankömmlinge. Dies war eine Art Sortierstelle, an der Spezialisten die Rechtsansprüche feststellten und entschieden, ob der Wert eines Schiffs als intakte Einheit oder als Summe seiner Teile höher war.
    Flint hatte es schon immer gehasst, diesen Ort aufzusuchen. Oft hatte er herkommen müssen, um ein Schiff zurückzufordern, das ordnungswidrig beschlagnahmt worden war. Es zu finden, konnte einen ganzen Tag dauern. In jenen Fällen hatten die Schiffseigentümer allerdings schon umfassende und zeitaufwändige Gerichtsverfahren hinter sich bringen müssen, und das Schiff – oder das, was noch von ihm übrig war – war in einer der Myriaden von Sortierstationen in den anderen alten Dockanlagen begraben.
    Dieses Mal suchte er ein Schiff, das gerade erst hergebracht worden war, und das war ein gewaltiger Unterschied. Die Jacht, die ersuchte, lag zwei Reihen weiter in der Nähe einiger ähnlich altmodischer Kreuzer.
    Die Luke zur Luftschleuse war geschlossen, aber nicht verriegelt. Flint ging hinein und wünschte sich sogleich, er hätte es nicht getan. Er hatte den Gestank vergessen. Wenn sich überhaupt etwas geändert hatte, dann war er jetzt noch schlimmer als zuvor: moderndes Fleisch und verfaulendes Blut, gemischt mit einem Hauch Fäkalausdünstungen.
    Flint wusste, dass die Leichen fort waren. Es war nicht gestattet, Leichen in den geborgenen Schiffen zurückzulassen, aber niemand hatte sich die Mühe gemacht, hier sauber zu machen. Er fragte sich, ob er überhaupt imstande sein würde, die Steueranlagen im Cockpit zu berühren. Als er sie zum letzten Mal gesehen hatte, waren sie mit Gedärmen bedeckt gewesen.
    Flint legte einen Streifen Protectovlies über Mund und Nase und hoffte, der Stoff würde den schlimmsten Teil des Geruchs ausfiltern. Dann betrat er den Hauptteil des Schiffes.
    Die Mitarbeiter aus dem Büro des Leichenbeschauers hatten sich nicht mit den üblichen Nettigkeiten aufgehalten. Flüssigkeiten bedeckten den Boden, wo vorher keine gewesen waren. Dutzende von Fußabdrücken zeichneten den Standardteppich. Weil es sich bei dem Schiff nicht länger um einen Tatort handelte, hatten die Leute aus der Gerichtsmedizin die Leichen wegschaffen können, wie immer es ihnen beliebte, ohne sich Gedanken um die Vernichtung von Beweisen machen zu müssen.
    Flint war an diesem Teil der Jacht auch nicht interessiert. Alles, was ihn interessierte, waren die Logbücher.
    Im Schiffsinneren war die Luft stickig. Jemand hatte die Umweltsysteme abgeschaltet. Immerhin wusste Flint, dass sie den Hauptcomputer nicht abgeschaltet haben konnten. Den brauchten sie, um die Eigentümer der Jacht festzustellen – falls das überhaupt möglich war. Es wäre sinnlos gewesen, abzuschalten und alles wieder hochfahren zu müssen, obgleich eine vollständige Abschaltung gar nicht nötig war.
    »Computer«, sagte Flint. »Ich gehöre zu den Ermittlungsbehörden der Armstrongkuppel und untersuche ein mögliches Verbrechen. Um fortzufahren, brauche ich Licht und frische Luft im Cockpit.«
    »Ihre Autorisation, bitte.« Die androgyne Computerstimme hörte sich genauso an wie die in der anderen Jacht.
    »Die bekommst du, sobald ich das Cockpit betrete. Von meiner derzeitigen Position aus kann ich sie dir nicht geben. Ich bitte dich nicht, Verschlussdateien offenzulegen; ich bitte lediglich um grundlegende Lebenserhaltung in einem Bereich des Schiffs.«
    »Verstanden.«
    Vor ihm wurde es hell. Flint konnte den Lichtschein sehen, der sich in den Korridor zum Cockpit ergoss. Flint stählte sich innerlich, ehe er zum Cockpit ging und gleich hinter der Tür stehen blieb.
    Die Steuerelemente waren mit getrocknetem Blut überzogen – und vermutlich auch mit anderen Substanzen. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, sie abzuwischen.
    Flint verzog das Gesicht und ging weiter. Der Monitor des Piloten war nutzlos, weil er so sehr verdreckt war. Aber der Schirm des Copiloten hatte nur ein paar Spritzer abgekriegt.
    Flint legte den Finger darauf.
    »Ich schicke jetzt meine Identifikation ins System«, sagte er zu dem Computer. »Ich muss mir die Kommunikationslogbücher anhören. Nur Audio, aber ich möchte sie außerdem in meinen eigenen Link herunterladen.«
    Er übermittelte die Kennzeichnung des Links. Dann zog er den Finger vom Schirm und widerstand dem Wunsch, sich die Hände an der Hose abzuwischen. Dies war der widerwärtigste Tatort, den er je betreten hatte. Er konnte nur

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