Miles Flint 01 - Die Verschollenen
los, hinaus aus den Proscenium Arches, aber sie sah noch immer niemanden. Die Straße war nach wie vor so verlassen wie zu dem Zeitpunkt, als sie sie mit dem Luftwagen passiert hatte.
Wieder fluchte sie. Dann aktivierte sie ihre Links. Zeit, um Unterstützung zu bitten.
Ekaterina hing in dem Hauseingang, dankbar für die steinerne Fassade. Ihr Rücken drückte gegen die Decke; Arme und Beine hielten sie oben fest. Ihre Muskeln zitterten. Viel länger würde sie diese Haltung nicht beibehalten können.
Sie hatte so etwas nicht mehr getan, seit sie ein Teenager gewesen war, und sie spürte die Anstrengung in jedem Teil ihres Körpers. Früher hatte sie stundenlang in dieser Weise über Türen hängen können. Es war eine großartige Möglichkeit gewesen, sich vor ihren Eltern zu verstecken, vor den Schulwachtmeistern, einfach vor jedem, vor dem sie sich verstecken wollte. ›Die ultimative Stadtkriegerin‹ hatte ein Freund sie einst genannt.
Als solche fühlte sie sich derzeit jedoch ganz und gar nicht. Ekaterina hatte nicht einmal fünfzehn Minuten hier verbracht, und schon wollten ihre Arme und Beine nachgeben.
DeRicci war vor wenigen Momenten vorbeigekommen und, wie Ekaterina hoffte, unterwegs in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Außer ihr hatte sie niemanden aus dem Wagen steigen gehört, aber das hatte nichts zu bedeuten.
DeRicci war diejenige, die sich gewaltsam aus dem Fahrzeug hatte befreien müssen. Die anderen hätten durch das Loch klettern können, das sie hinterlassen hatte.
In diesem Moment gab Ekaterinas rechter Arm nach. Sie fing sich ab, aber ihr Arm zitterte so heftig, dass sie wusste, sie konnte nicht länger hier oben bleiben.
Sie packte die Steinkante der Fassade, schwang sich herunter und landete so geräuschlos wie möglich auf dem synthetischen Gehsteig. Er fing ihren Aufprall ab, nicht aber das Geräusch, dass sie beim Landen verursachte. Es schien unter den Überbauten nachzuhallen, und Ekaterina war überzeugt, dass DeRicci es gehört hatte.
Ekaterina hielt den Atem an.
Keine Schritte, kein leises Rascheln von Kleidung. Kein fremder Atem. Ekaterina lugte um die Ecke aus dem Hauseingang hinaus. Der arme Mann lungerte noch immer in seinem Hauseingang auf der anderen Straßenseite herum. Er schien um sich herum rein gar nichts wahrzunehmen.
Der Luftwagen lag mitten auf der Straße auf der Seite, eine dunkle Masse, in deren direkter Umgebung sich nichts regte.
DeRicci stand unmittelbar unter einem Überbau. Licht strömte von ihrer Hand aus. Sie schien zu sprechen; vermutlich hatte sie über ihren Link mit irgendjemandem Verbindung aufgenommen.
Ekaterina würde keine weitere Chance bekommen.
Aber sie rannte nicht. Sie wagte es nicht. Rennen könnte zu laut sein. Stattdessen ging sie fort, presste sich an die Gebäude, atmete flach. Ihr Herz raste.
Sobald sie den Boulevard erreicht hatte, würde sie sich eine Nebenstraße suchen müssen.
Und dann brauchte sie einen Platz, an dem sie sich verstecken konnte.
Die Hafenbehörden hatten die Jacht, auf der der Disty-Rachemord stattgefunden hatte, zur Verwertungsstelle gebracht. Da Flint den Fall in der Nacht zuvor abgeschlossen hatte, wurde die Jacht nicht länger als Tatort behandelt. Der Hafen würde jetzt versuchen, die Eigentümer aufzutreiben, um festzustellen, ob es sich dabei um andere Personen als die Toten handelte, aber die Priorität, die sie dieser Aufgabe zubilligten, dürfte recht niedrig sein.
Die Verwertungsstelle befand sich im ältesten Teil des Terminals, ein Bereich, dessen technische Ausstattung so veraltet war, dass sie die Wartung nicht mehr wert war. Die Andockbereiche – oder das, was einmal Andockbereiche gewesen waren – waren kleiner als die, die heutzutage benutzt wurden, auch wenn die Decken hier höher waren. Die Wände waren mit Verbrennungsrückständen und Brandschäden von dem Raketentreibstoff überzogen, der von den ersten Kolonisten benutzt worden war, sowie von Dellen und Kerben, verursacht durch schlecht gelandete Schiffe. Selbst die Luft hier war schmutzig, Tausende Male wieder aufbereitet mit Hilfe eines uralten, geschlossenen Systems, das längst hätte außer Dienst gestellt werden müssen.
Nun wurden die Andockbereiche dazu genutzt, Schiffe zu lagern, die weiterverkauft oder zur Einzelteilverwertung demontiert werden sollten. Die meisten Schiffe wurden hier von Robotereinheiten angedockt, die sie durch unterirdische Passagen herbrachten, welche speziell zu diesem Zweck
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