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Miles Flint 02 - Die Lautlosen

Miles Flint 02 - Die Lautlosen

Titel: Miles Flint 02 - Die Lautlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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würde unter Berücksichtigung der Identität des Opfers neubewertet werden müssen.
    Nachdem DeRicci ihr Gespräch mit Broduer beendet hatte, saß sie einige Minuten allein in dem Bungalow und nippte an ihrem inzwischen kalten Kaffee. Ihre Hände zitterten, aber sie bezweifelte, dass es an dem Kaffee lag.
    Es lag am Stress.
    Sie wischte sich mit der Hand übers Gesicht. Der Raum wirkte erdrückend. Seit sie ihren Umweltanzug abgelegt hatte, hatte sie keine Gelegenheit bekommen, sich ein wenig abzukühlen, und nun fühlte sich ihre Haut zu warm an.
    Vielleicht würde sie eines Tages ausreichend Schlaf bekommen und erfahren, wie es sich anfühlte, gesund und munter zu sein. So etwas hatte sie schon seit Jahren nicht mehr erlebt.
    DeRicci schnappte sich ein weiteres Gebäckstück und erhob sich. Dann schickte sie eine Botschaft über die Links, in der sie alle Beamten, die derzeit mit Befragungen beschäftigt waren, anwies, eine Pause zu machen. Sie versandte lediglich diese eine Nachricht, ehe sie ihre Systemanbindung vollständig deaktivierte. Besser so, als sich all die neugierigen Fragen derer anzutun, die sich fragten, was um alles in der Welt sie eigentlich tat.
    DeRicci wusste selbst nicht, was sie tun sollte. Alles, was sie wusste, war, dass sie sich Ärger einhandeln würde, sollte sie die Befragungen nicht sofort abbrechen. Aber sie konnte diese neue Information auch nicht weitergeben – nicht, solange sie nicht wusste, was das für sie bedeutete.
    Zum Teil konnte sie es sich allerdings vorstellen: Es bedeutete, dass sie es mit einem Mord ersten Grades zu tun hatte und mit einem Motiv, das in irgendeiner Verbindung zum Marathon stand. Es bedeutete, dass der Mörder Zugang zur Strecke gehabt und eine wie auch immer geartete Beziehung zu Jane Zweig hatte.
    DeRicci hatte schon seit Jahren nichts mehr in dieser Art erlebt – jedenfalls nicht mit einem menschlichen Täter. Die von Aliens verübten Morde, an denen sie mit Miles Flint gearbeitet hatte, waren grausam gewesen; aber damals hatte DeRicci die schrecklichen Umstände der Verbrechen besser verarbeiten können, weil sie nicht von Menschen begangen worden waren.
    Aus irgendeinem Grund ging sie stets davon aus, dass alle Menschen dieselben Werte achten sollten wie sie selbst, und der wichtigste dieser Werte war der Schutz menschlichen Lebens.
    Einen Moment später machte sie sich auf den Weg zur Tür, öffnete sie und sah sich einigen Detectives gegenüber, die sich mit den Unis unterhielten.
    »Noelle«, sagte einer der Detectives. »Sie können die Ermittlungen nicht einfach unterbrechen. Wir sind noch weit davon entfernt, die Befragungen zu beenden. Sie wissen, was Gumiela gesagt hat …«
    »Ich weiß«, erwiderte DeRicci. »Aber wir haben gerade neue Informationen erhalten, die wir erst untersuchen müssen, ehe wir weitermachen können.«
    Sie drehte sich zu einem der Unis um.
    »Holen Sie mir van der Ketting her«, befahl sie ihm.
    »Warum schicken Sie ihm keine Nachricht? Ich bin ziemlich sicher, dass er verlinkt ist.« Der Uni sah müde aus, überarbeitet, ganz und gar nicht wie der Mann, mit dem sie schon den ganzen Tag gearbeitet hatte.
    »Das ist er bestimmt«, sagte DeRicci. »Schicken Sie ihm eine Botschaft. Sagen Sie ihm, er soll alle Daten mitbringen, die er bisher hat zusammentragen können. Er und ich müssen die Sachen durchsehen.«
    »Was ist mit dem Rest von uns?«, fragte der andere Detective. »Sollten wir nicht auch dabei sein?«
    DeRicci schüttelte den Kopf. Sie würde so oder so in Schwierigkeiten geraten; da konnte sie den Ärger auch gleich dafür kassieren, dass sie tat, was sie für richtig hielt. »Wir werden uns in etwa einer Stunde zusammensetzen, vielleicht auch früher, falls van der Ketting und ich schneller fertig werden sollten. Dann werden Sie über alles informiert werden.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, zog sie die Tür zu und lehnte sich dagegen.
    Eve Mayoux, eine Frau, die ein stilles, bescheidenes Leben geführt hatte – so still, dass niemand sie vermisst hatte, bis sie nicht zur Arbeit erschienen war –, hatte es nicht nur geschafft, die größte Touristenattraktion von Armstrong durcheinander zu wirbeln; sie hatte es auch geschafft, einen guten Prozentsatz der Polizeitruppe von Armstrong auf Trab zu halten.
    DeRicci kehrte zum Tisch zurück. Das letzte Gebäckstück, das sie sich genommen hatte, lag halb gegessen auf der Kunststoffoberfläche des Tisches. Ihre Finger hatten Flecken auf ihrer Kaffeetasse

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