Miles Flint 02 - Die Lautlosen
zu sein, »wenn jemand den Sauerstoff in den Growing Pits lange genug abgedreht hätte, dass ein Mensch sterben würde, dann müsste auch an den Pflanzen Schaden entstehen. Hätten wir davon nicht etwas gehört?«
»Vielleicht nicht«, antwortete DeRicci.
Broduers Augen suchten in der Richtung, aus der van der Kettings Stimme gekommen war, als könne er ihn durch den Bildschirm sehen.
»Wer ist das?«
»Mein Partner«, antwortete DeRicci.
Broduer nickte, wirkte aber abgelenkt, als hätte er ihr gar nicht richtig zugehört. Offensichtlich dachte er über die neuen Möglichkeiten nach: ein Mord, der draußen stattfindet, ohne dass die Leiche dabei zerstört wird …
»Der Mörder«, sagte er, »könnte den anderen Anzug abgenommen und ihr den pinkfarbenen angelegt haben, ehe er sie zur Marathonstrecke gebracht hat.«
DeRicci nickte. Sie hätten um die Kuppel herumfahren müssen, aber das war durchaus möglich. Und niemand hätte das Fahrzeug draußen gesehen, umso weniger, wenn es einen Abstand von einer Meile oder mehr zur Kuppel gehalten hätte.
»Dann haben Sie aber noch immer keine Faserspuren«, sagte sie zu Broduer.
»Keine Spuren, die die Anzugtheorie stützen, wie wir sie bisher ausgearbeitet haben«, korrigierte er sie. »Aber sie könnte ihren Anzug abgelegt haben, als sie in den Growing Pils gearbeitet hat. Sie hatte Kratzer und Schrammen, die zu der Theorie passen würden, dass ihr der pinkfarbene Anzug erst nach dem Tod angelegt worden ist.«
»Sonst gab es keinen Kleiderwechsel?«
»Nein«, antwortete er. »Jedenfalls nicht, soweit ich es im Augenblick sagen kann. Aber ich muss meine Notizen noch einmal mit dieser neuen Idee im Hinterkopf durchsehen.«
Er bewegte den Arm, als wolle er die Verbindung trennen.
»Eines noch«, sagte DeRicci rasch. »Könnte sie innerhalb einer Luftschleuse getötet worden sein?«
»Das oder ein Schiff ist, was mir am ehesten in den Sinn kommt«, antwortete Broduer. »Irgendein geschlossener Raum, in dem es leicht fallen würde, die Luft abzudrehen und alles andere weiterlaufen zu lassen.«
»Gibt es da denn keine Sicherheitssysteme?«, erkundigte sich van der Ketting.
»Nicht auf allen Schiffen«, erklärte DeRicci. »Und niemand rechnet damit, lange genug in einer Luftschleuse zu bleiben, um in Schwierigkeiten zu geraten. Normalerweise geht man mit einem Anzug hinein, sodass gar keine Ersatzsysteme notwendig sind. Sollten Probleme auftreten, geht man entweder hinaus oder nach drinnen zurück. Die Luftschleusen dienen dazu, die Kuppel zu schützen, nicht die Leute.«
»Sollte sie in einer Luftschleuse gestorben sein, könnte das die Existenz eines Anzugs erklären, nicht aber die von zweien«, sagte Broduer. »Und es würde auch den relativ sauberen Zustand erklären, in dem sich die Leiche befunden hat. Man sollte denken, dass eine Frau, die in den Growing Pits stirbt, sich mit Erde oder Pflanzen beschmutzt haben müsse. Vermutlich ist sie irgendwann zu Boden gefallen, und dabei hätte sie am ganzen Körper dreckig werden müssen.«
»Aber Luftschleusen verfügen normalerweise über großartige Filtersysteme«, bemerkte DeRicci.
»Und manche der Neueren sind sogar selbstreinigend«, fügte Broduer hinzu. »Und die meisten Schiffe – zumindest die in Menschenhand, die in den Mondsektor fliegen, werden peinlich sauber gehalten, damit ihre Filtersysteme nicht verstopfen.«
»Das ist alles sehr hilfreich«, sagte DeRicci. »Langsam bekomme ich eine Vorstellung. Aber ich bin überzeugt, ich werde noch mehr Fragen an Sie haben.«
»Und ich hoffe, ich werde dann Antworten für Sie haben. Ich habe Ihnen im Großen und Ganzen alles gesagt, was ich im Augenblick zu sagen habe.«
DeRicci nickte. »Vielleicht werden Sie imstande sein, noch ein paar Dinge für mich zu eliminieren, so wie Sie es gerade getan haben. Danke, Ethan.«
Und damit beendete sie das Gespräch und drehte sich zu van der Ketting um.
Der hatte inzwischen einen ganzen Stapel verschiedener Dinge auf dem Tisch abgelegt und musterte DeRicci mit vor der Brust verschränkten Armen. »Was zum Teufel ist hier eigentlich los? Sie stoppen die Befragungen und rufen mich her, als wäre ich so eine Art Arbeitssklave, und Sie wollen niemandem verraten, ob Sie etwas herausgefunden haben oder nicht. Die Detectives vor der Tür stehen schon kurz vor einer Meuterei.«
»Sie sollten besser ein Abendessen planen«, entgegnete DeRicci, »denn wir werden bis spät in die Nacht hinein arbeiten müssen.«
»Das
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