Miles Flint 02 - Die Lautlosen
Flint kurz nach der Kündigung seiner Stelle als Detective getan hatte – wie vielen Verschwundenen er geholfen hatte –, sie würde in ihm einen Verräter all dessen sehen, woran sie glaubte.
Vorausgesetzt, sie glaubte überhaupt an irgendetwas.
Flint seufzte. Gumiela konnte er nicht ansprechen. Sie würde ihn bestenfalls abwürgen, schlimmstenfalls abtun.
Natürlich konnte er wie jeder andere auch das Informationsbüro nutzen, doch das würde ihn nicht weiterbringen. Und wenn er sich an alte Freunde wandte, würde er nicht besser bedient sein.
Nicht viele unter ihnen konnten sich in der Position befinden zu wissen, was mit Zweig geschehen war, und noch weniger würden versuchen, es herauszufinden.
Aber seine alte Partnerin, Noelle DeRicci, würde es tun. Sie hatten Kontakt gehalten, so gut es ging, und sie hatte mehr als einmal erwähnt, wie sehr sie ihn um seine Überzeugungen beneidete.
DeRicci teilte sie, hielt sich aber für zu alt oder zu ausgebrannt, um etwas Neues anzufangen. Sie würde niemals Lokalisierungsspezialistin werden, obwohl er einmal versucht hatte, ihr den Gedanken nahezubringen. Sie hatte nur gelacht. Ich bin kein couragierter Mensch, Miles, hatte sie gesagt.
Und das war eine Lüge: DeRicci besaß mehr Mut als er je haben würde. Aber sie schien zu glauben, sie hätte überhaupt keine Courage. Und Flint hatte nicht die Absicht, die Wahnvorstellungen anderer Leute in Zweifel zu ziehen.
Flint rief DeRicci über ihren privaten Link. Sie antwortete nicht. Nicht zu antworten, war bei den meisten Leuten unüblich, aber nicht bei DeRicci. Sie hielt Links im Allgemeinen für aufdringlich. Wenn sie fuhr, einen Verdächtigen verhörte oder schlief, schaltete sie immer aus.
Die meisten Leute hielten es kaum eine Minute ohne ihre Links aus. Was DeRicci betraf, so dachte Flint bisweilen, dass sie es kaum solange mit ihnen aushalten konnte.
Flint hinterließ ihr eine Nachricht, in der er sie bat, Kontakt zu ihm aufzunehmen, sobald ihr Link wieder online wäre.
Dann versuchte er es bei der Detective Division. Er erreichte Craig Booth, einen der diensthabenden Polizisten. Flint schaltete den Link auf visuell-holographische Darstellung. Booths Gesicht wirkte geisterhaft, als es neben der derzeit unbenutzten Tastatur über Flints Schreibtisch schwebte.
»Wenn das nicht Miles Flint ist«, sagte Booth.
Flint lächelte. »Craig. Wie läuft es so?«
»Nicht so gut wie bei dir, du Hund!« Booths Augen funkelten. »Hab gehört, du hast mehr Kohle als Gott.«
»Wer hat dir das denn erzählt?«
»Wer braucht hier schon jemanden, der etwas erzählt? Wir finden es schon selbst heraus – das weißt du doch.«
Mit anderen Worten, Booth wollte seine Quelle nicht preisgeben. Flint hatte eine Ahnung, dass er sie so oder so kannte. Vermutlich hatte DeRicci eine passende Bemerkung fallen lassen, ohne zu ahnen, dass es Flint nicht recht war, wenn seine finanziellen Angelegenheiten zum Gesprächsthema wurden. Flint hatte nur wenigen Personen erzählt, dass sich seine finanzielle Situation verbessert hatte, überwiegend, damit sie sich nach seiner Kündigung keine Sorgen um ihn machten.
»Hör mal«, sagte Flint, »ich habe versucht, Noelle zu erreichen. Hat sie einen Fall?«
»Ob sie einen Fall hat? Oh Mann, und ob sie einen Fall hat.« Booth schüttelte den Kopf, eine Bewegung, die Flint ein wenig seekrank werden ließ. Beim nächsten Mal würde er die Holo-Parameter so einstellen, dass auch der Hals der Person erfasst wurde. »Sie hat diesen Marathonalbtraum erwischt. Ich schwöre, die werden noch einen Weg finden, das Mädel auf die eine oder andere Art rauszugraulen.«
Flint runzelte die Stirn. Marathonfälle wurden normalerweise dem Nachwuchs überlassen. Andererseits würde ganz sicher niemand DeRicci einen Fall übertragen, der politisches Gespür verlangte. »Hat sie den Fall bekommen, bevor man gewusst hat, wie die Läuferin gestorben ist?«
»Du hast nicht vergessen, wie das hier läuft, oder?«, gab Booth zurück. »Noelle rehabilitiert sich, und dann sagt sie was, was irgendjemanden auf die Palme bringt, und ab geht’s: zurück mit ihr auf die Abschussliste … Du weißt schon.«
Flint wusste. In seinen letzten Monaten als Detective hatte er DeRicci auf diesem Ritt begleiten dürfen.
»Dann hat sie herausgefunden, dass es Mord war.«
»Wer sonst«, bestätigte Booth. Dann verblasste sein Grinsen. »Du bist doch nicht bei der Presse, oder?«
Würde Flint für die Presse arbeiten, hätte
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