Miles Flint 02 - Die Lautlosen
Publikums versteckt waren? Ich glaube nicht, dass man vom Startbereich aus viel mehr sehen kann. Sie werden auch das überprüfen müssen.«
»Sie könnte rausgefahren sein und das Fahrzeug hinter dem Felsen abgestellt haben, ohne die Leiche herauszunehmen«, sagte van der Ketting. »Niemand sieht dorthin.«
»Und das würde dann auch erklären, warum es keine Bilder von Meile Sechs aus gibt«, fügte DeRicci hinzu. »Diese Kamera hätte eingefangen, was hinter dem Felsen war.«
»Denken Sie, sie ist stark genug, die Leiche zu tragen?«, fragte van der Ketting.
»Bei einem Sechstel Gravitation? Allerdings denke ich das«, antwortete DeRicci.
»Wow.« Van der Ketting rieb sich die Augen. »Ich muss dringend wach werden. Ich habe mir in den letzten paar Stunden so viel Zeug angesehen, es fängt an zu verschwimmen.«
Und das durften sie sich nicht leisten. DeRicci schenkte eine Tasse Kaffee ein und reichte sie ihm.
Van der Ketting schüttelte den Kopf. »Das Zeug wirkt bei mir nicht.«
»Das falsche Zeug vielleicht. Aber dieser Marathon hat Geld genug. Probieren Sie mal das echte.«
Van der Ketting nippte und zog die Augenbrauen hoch. Für einen Moment behielt er die Flüssigkeit im Mund, um sie zu kosten. Dann schluckte er. »Wow. Also gut.«
Er schnappte sich ein Gebäckstück und aß einen Bissen.
»Wir müssen unbedingt wach bleiben«, sagte DeRicci. »Wir haben die meiste Arbeit zu machen.«
»Um unsere Theorie zu überprüfen«, kommentierte er.
»Genauer gesagt«, entgegnete DeRicci, »um herauszufinden, in welcher Beziehung Zweig zu Eve Mayoux steht … falls es da überhaupt eine Beziehung gibt.«
»Oh Mann. Wissen Sie schon irgendetwas darüber?«
»Woher denn?«, konterte DeRicci. »Sie haben doch gesehen, wie ich mit Broduer gesprochen habe. Für mich ist das auch alles neu.«
»Mist.« Van der Ketting biss erneut in sein Gebäckstück und spülte es mit dem restlichen Kaffee die Kehle hinunter. »Das wird Stunden dauern.«
»Es darf aber keine Stunden dauern«, widersprach DeRicci. »Wir müssen diese Leute wieder an die Arbeit schicken, und zwar mit den richtigen Fragen und der richtigen Einstellung.«
Van der Ketting schüttelte den Kopf. »Ich schätze, die Gelegenheit haben wir schon verpasst. Von denen ist im Moment keiner besonders begeistert.«
»Sie werden auch über diese Neuigkeiten nicht gerade begeistert sein«, erwiderte DeRicci. »Aber sie würden noch wütender sein, hätten wir sie ihre Arbeit unter falschen Voraussetzungen weitermachen lassen.«
Van der Ketting seufzte.
»Und wir müssen noch etwas anderes herausfinden«, erklärte DeRicci. »Wir müssen in Erfahrung bringen, wer einen Groll gegen den Mondmarathon hegt. Da Mayoux schon einige Zeit tot war, hätte ihre Leiche überall abgelegt werden können. Jemand – Zweig, wenn wir richtig liegen – hat beschlossen, Mayoux hier abzulegen, auf dass sie während des Marathonlaufs gefunden wird und es so aussieht, als wäre sie eine Teilnehmerin.«
Van der Ketting riss die Augen auf. »Davon hat Broduer also gesprochen?«
»Was?«, fragte DeRicci.
»Hätten Sie es geschafft, den Helm zu zerstören, dann hätten wir keine Ahnung gehabt, dass die Tote Eve Mayoux ist. Wir hätten keinen Todeszeitpunkt gehabt – nichts außer der Startnummer, dem Umweltanzug und der Position auf der Strecke.«
DeRicci nickte. Er brauchte immer ein wenig Zeit, um mitzukommen, aber irgendwann schaffte er es. »Das ist richtig. Wir hätten angenommen, dass die lote Jane Zweig ist, ohne die DNA überhaupt zu überprüfen.«
»Und die Publicity wäre verheerend gewesen«, führ van der Ketting fort. »Jemand, der ein Geschäft leitet, das auf Extremsportarten spezialisiert ist, stirbt auf einer relativ einfachen Strecke durch einen bizarren Unfall. Indem man sich ein berühmtes – oder potentiell berühmtes – Opfer sucht, bläst man die Sache umso mehr auf. Das hätte dazu führen können, dass der Marathon für alle Zeiten abgeschafft wird.«
»Was sich wiederum auf die ein oder andere Art auf Armstrong selbst auswirken würde.« Hinter DeRiccis Augen bauten sich Kopfschmerzen auf. Sie wollte nicht über all diese Verwicklungen nachdenken. Aber jemand hatte das offenbar getan. Irgendjemand hatte eine Menge Zeit in diesen Mord investiert und anscheinend gehofft, im Zuge dessen auch gleich ein paar andere Dinge eliminieren zu können.
»Wir können das allein nicht schaffen«, sagte van der Ketting. »Wir werden mehr Leute
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