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Miles Flint 02 - Die Lautlosen

Miles Flint 02 - Die Lautlosen

Titel: Miles Flint 02 - Die Lautlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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zu Oliviari in seinem Bett und hatte die Decke bis zum Kinn heraufgezogen.
    Oliviari fror wieder. Sie wünschte, sie hätte etwas Langärmeliges an, obgleich ihr bewusst war, dass das nichts ändern würde. Sie war infiziert; nun wusste sie es sicher. Ihre Symptome waren nur noch nicht so ausgeprägt.
    Tey hatte dieses Rennen aus einem bestimmten Grund ausgewählt; Oliviari wusste nur nicht aus welchem. Aber sie wusste, dass Tey etliche Dinge einkalkuliert hatte, die Oliviari ohne Hilfe nicht hätte herausfinden können.
    So musste Tey gewusst haben, wie sich die Anstrengung, die diese Läufer ihren Körpern zugemutet hatten, auf den Verlauf der Krankheit auswirken würde. Einige dieser Läufer hatten ihre Immunsysteme gestärkt; andere hatten vermutlich seit Monaten keine derartige Anstrengung mehr auf sich genommen. Das hätte ihr Immunsystem geschädigt und sie noch angreifbarer für das Virus gemacht.
    Tey hatte diesen Punkt vermutlich bedacht, ebenso wie Stress, Erschöpfung und den puren Schrecken, den ein Rennen wie dieses seinen Teilnehmern bisweilen auferlegte.
    Tokagawa beugte sich über den Tisch und studierte die Anzeigen auf dem kleinen Monitor. Oliviari wäre am liebsten hinter ihn getreten, hätte ihm über die Schulter geschaut und ihm all die Übereinstimmungen gezeigt. Jeder, der ein bisschen Erfahrung besaß, hätte es sofort erkennen müssen; ganz sicher musste Tokagawa in diesem Punkt nicht alles doppelt und dreifach prüfen.
    Aber er hatte ihr nicht vertraut, und das aus gutem Grund. Sie war nicht ehrlich zu ihm gewesen.
    Oliviari hatte immer gefürchtet, Tey könnte das Virus ein weiteres Mal freisetzen. Sie hatte alle Nachrichtensendungen verfolgt und die medizinischen Fachzeitschriften auf Berichte über sonderbare Krankheitsausbrüche durchsucht, aber nie etwas gefunden.
    Doch Tey hätte ihre Experimente unter falschem Namen fortsetzen und ihre Spuren dennoch verwischen können. Sie wusste, wie man einen falschen Namen benutzte, und sie wusste, wie man eine falsche Fährte legte. Sogar die Zeitschriftenartikel, die sie geschrieben hatte – wunderbare Beispiele analytischen Denkens, bis Oliviari aufgegangen war, wer sie geschrieben hatte –, waren unter diversen Pseudonymen verfasst worden: kleine Fallen, die Oliviari viele Male auf die falsche Spur hatten locken sollen (was ihnen auch gelungen war).
    Aber warum sollte Tey alles aufs Spiel setzen, indem sie das Virus hier freisetzte, mitten im Hoheitsgebiet der Erdallianz? Warum sollte sie auf ihre Anwesenheit auf dem Mond aufmerksam machen? Das ergab einfach keinen Sinn.
    Es sei denn, jemand anderes war ihr ebenfalls auf der Spur; jemand anderes hatte sie aufgespürt, und jemand anderes wollte, dass sie für ihre Verbrechen bezahlte.
    Aber auch das ergab keinen Sinn. Falls Tey wusste, dass sie verfolgt wurde, dann wäre sie geflohen, statt sich dem Risiko einer Infektion auszusetzen. Allenfalls hätte sie das Virus zurückgelassen.
    Einer der Sanitäter hastete mit drei Diagnosegeräten an Oliviari vorbei. Ein anderer huschte hinter ihr entlang und hielt einen Beutel mit einem T-Shirt in der Hand, auf dem Erbrochenes klebte. Der Gestank bereitete Oliviari Übelkeit.
    Als sie aus dem Weg ging, stieß sie rücklings gegen einen kleinen Tisch. Schmerz jagte durch ihren Körper. Sie benutzte den Tisch, um sich abzustützen, und beäugte Tokagawa.
    Er war noch immer mit seinem Vergleich beschäftigt. Verdammter Pedant. In Gedanken trieb Oliviari ihn zur Eile, schickte ihm im Geiste eine Botschaft, als könne er sie hören, aber sie wagte nicht, einen Ton zu sagen – jedenfalls nicht jetzt.
    Wieder sah sie sich zu dem Bett um. Der tote Mann war nicht nur eine Nummer. Er war früh im Zelt eingetroffen; also musste er zu den führenden Läufern gehört haben. Vielleicht war er Tey begegnet und hatte sich nur zufällig angesteckt.
    Konnte das alles von langer Hand geplant gewesen sein? Wollte jemand Tey in die Pfanne hauen und dachte, wenn sie für das Verbrechen auch nicht ins Gefängnis hatte gehen müssen, dann würde sie vielleicht für dieses bezahlen? War ihr Tod ungeplant gewesen?
    »Gottverdammt«, fluchte Tokagawa. »Sie haben recht.«
    Er hatte sich von dem Tisch gelöst, war auf Oliviari zugetreten, und sie hatte ihn nicht einmal bemerkt. Sie hatte sich zu sehr auf die Betten, auf Tey und das Virus konzentriert.
    Tokagawas Gesicht war grau, und seine Unterlippe zitterte. Fältchen um Mund und Augen kündeten von seiner Anspannung. Er

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