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Miles Flint 02 - Die Lautlosen

Miles Flint 02 - Die Lautlosen

Titel: Miles Flint 02 - Die Lautlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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werden.«
    Gönnerhaft abgewiesen. Oliviari glaubte allmählich, dass alle Leute, wo immer sie auch lebten, sich, sobald sie einen Doktortitel hatten, einbildeten, sie wären schlauer als alle anderen um sie herum.
    Dann schrillte ein Panikalarm in ihrem Helm. Unwillkürlich zuckte sie zusammen und wünschte sich, sie hätte eine Möglichkeit, den verdammten Lärm abzuschalten. Am unteren Ende ihres Visiers erschienen die Eingangsdaten: Läuferin, Alter fünfunddreißig, gerissener Anzug (in Reparatur), rechte Kniescheibe ausgerenkt, mehrere Bänderrisse im rechten Bein. Meilenstand 14,3.
    Oliviari wollte gerade antworten, als Datenfluss und Alarmton versiegten. Jemand anderes aus ihrem Team hatte den Ruf beantwortet.
    Sie machte sich auf den Weg zurück zum Scooter, aber Tokagawas Hand spannte sich um ihre Schulter. Ihr war nicht einmal bewusst gewesen, dass er sie immer noch berührte, bis er sie an Ort und Stelle festgehalten hatte.
    »Ohne funktionierende Links können Sie nicht ausrücken«, sagte er.
    »Aber ich bin bei Team Fünf«, entgegnete sie. »Wir sind dran.«
    Ganz zu schweigen davon, dass das Opfer weiblich und in der richtigen Altersgruppe war; das war die Gelegenheit, auf die Oliviari gewartet hatte.
    »Keine Sorge«, sagte Tokagawa. »Ich werde ein Mitglied von Team Zehn abziehen. Sie können ausrücken, wenn die gerufen werden, vorausgesetzt, Ihre Links sind bis dahin repariert worden.«
    »Meine Standardkommunikationslinks funktionieren offenbar einwandfrei, und da der Rest des Teams …«
    »Nein«, widersprach Tokagawa und ließ ihre Schulter los. »Sie werden in die Kuppel gehen und dafür sorgen, dass die technischen Probleme gelöst werden.«
    Der Scooter schoss an ihnen vorbei. Oliviari musterte ihn mit gerunzelter Stirn und sah zwei Personen im Inneren, als er auf den vorgegebenen Weg einschwenkte. Ihr Platz hätte an Bord dieses Scooters sein sollen, und sie hatte ihn verspielt. Und die Chancen standen gut, dass ihre Links immer noch nicht funktionieren würden, wenn Team Zehn ausrücken musste.
    Oliviari seufzte und ging zum Tisch der Organisatoren zurück. Inzwischen waren alle auf den Beinen und starrten in Richtung Ziellinie.
    Oliviari drehte sich um, um ebenfalls einen Blick zu riskieren.
    Ein einzelner Läufer, gebückt, lief auf das Band zu. Ein weiterer war am Horizont in Sicht gekommen und näherte sich mit großen, tiefen Sprüngen.
    Ein Kopf-an-Kopf-Rennen vor der Ziellinie, eine Chance, dieses Jahr ein echtes Finale zu erleben.
    Oliviari vergaß ihre Mission ebenso wie den tiefen Ärger über sich selbst und verfolgte den Wettkampf. Der erste Läufer lief im gleichen Tempo weiter. Offensichtlich hatte er eine Art persönlicher Grenze erreicht. Der zweite Läufer kam näher, und seine Sprünge waren erstaunlich effektiv.
    Sie waren Seite an Seite, als sie sich der Ziellinie näherten. Dann versuchte es der erste Läufer mit einem Sprung …
    … und der zweite überschritt mit hoch erhobenen Armen die Ziellinie.
    Der erste Läufer hatte zu viel Energie dafür aufgewandt, hoch statt voran zu kommen. Der Wechsel in seinem Laufstil hatte ihm ein bis dahin wunderbares Rennen ruiniert.
    Oliviari schüttelte den Kopf. Das war ganz genau das, was sie selbst sich auch angetan hatte. Sie hatte ein wunderbares Rennen bestritten und dann, in der letzten Minute, alles zunichte gemacht, weil sie zu neugierig gewesen war.
    Sie schaute zu, wie die beiden Läufer sich bemühten, ihr Tempo zu drosseln. Freiwillige versammelten sich um sie herum, um sie zu unterstützen, der Anfang vom Ende der Veranstaltung, zu dem die abschließenden Untersuchungen ebenso gehörten wie die Trophäen und die Pressekonferenzen.
    Vielleicht konnte Oliviari die Situation doch noch retten.
    Tokagawa war auf dem Weg zur Ziellinie und achtete überhaupt nicht mehr auf Oliviari.
    Sie atmete tief durch und ging zum Versorgungszelt. Ein Wachmann hielt sie auf, und sie zeigte ihm ihre Freigabe als Sanitäterin. Der Wachmann ließ sie passieren.
    Sie trat in die Luftschleuse und spürte, wie ihre eigenen Bewegungen langsamer wurden, als sich die stärkere Gravitation bemerkbar machte, bevor sie die Tür zum Versorgungszelt öffnete.
    »Tolles Rennen, was?«, bemerkte sie, als sie eintrat. Dann deaktivierte sie die Verschlussmechanismen, um ihren Helm zu lösen.
    Ein Medizintechniker, den sie nicht erkannte, musterte sie mit gerunzelter Stirn.
    »Ich habe gerade mit Tokagawa gesprochen«, sagte Oliviari. »Er hat mich aus

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