Miles Flint 02 - Die Lautlosen
Flint. »Ich brauche nur eine Bestätigung dessen, was mir erzählt wurde.«
»Miles, du bringst mich in eine heikle Lage.«
Er hob die Hand. »Hör mich erst an.«
Paloma nippte an ihrem Wasser und blickte nach draußen. Es war sehr hell im Zimmer. Der echte Mondtag dauerte im Gegensatz zum Kuppeltag zwei Wochen. Flint fragte sich, ob es in diesem Raum immer so hell war, oder ob das Fenster, aus dem er gerade schaute – und das ein Teil der neuen Kuppel war – die Farbe ebenso änderte wie der Rest der Kuppel.
Ablenkung. Er zwang sich, den Blick abzuwenden und konzentrierte sich stattdessen auf die Wasserperlen, die an der Seite seines Glases hingen.
»Hat die Anwaltskanzlei Wagner, Stuart und Xendor, Limited, dich früher regelmäßig beschäftigt?«, fragte er.
Paloma sah ihn an. Ihre braunen Augen wirkten größer als noch vor einem Moment. »Warum?«
»Sie haben eine Mitarbeiterin zu mir geschickt und gesagt, sie hätten immer schon mit dir zusammengearbeitet. Die Frau hatte noch nie zuvor mit einem Lokalisierungsspezialisten zu tun, und sie hat angenommen, ich wäre für den Auftrag dankbar.«
Paloma grinste. »Sie kannte dich wohl nicht, hm?«
»Ich habe ihr gedankt und sie weggeschickt. Dann ist Mr.. Wagner Junior, der Sohn vom Oberboss persönlich, in einem der Studentencafes aufgetaucht, die ich bisweilen für meine Nachforschungen nutze, während ich dort gearbeitet habe.«
Palomas Grinsen verschwand. »Du hast dich zurückverfolgen lassen?«
»Ich habe damit gerechnet«, antwortete Flint. »Diese Mitarbeiterin hat mich neugierig gemacht, und ich dachte, WSX würde sie in irgendeiner Weise benutzen. Mir ist nur eine Möglichkeit eingefallen: Sie haben damit gerechnet, dass ich Nachforschungen über sie anstelle, und diesen Umstand wollten sie möglicherweise ausnutzen, um Zugriff auf meine Dateien zu erhalten. Darum bin ich ins Café gegangen.«
Paloma nickte. Offenbar war sie mit seiner Erklärung zufrieden.
»Und dort haben sie dich konfrontiert? Persönlich?«, fragte sie.
»Wagner Junior hat das getan«, entgegnete Flint. »Was mir einen Hinweis darauf geliefert hat, wie ausgereift ihr Trackingsystem ist. Er hat mich schnell und problemlos gefunden. Als ich später gegangen bin, habe ich alle Verbindungen zu mir neutralisiert, aber in Zukunft werde ich im Umgang mit WSX sehr viel vorsichtiger sein.«
»Das will ich doch hoffen«, sagte Paloma.
Flint erkannte den Ton. So hatte sie während ihrer Lehrstunden mit ihm gesprochen, wenn sie der Ansicht gewesen war, dass er einen Anfängerfehler begangen hatte. Er versuchte nicht, sich zu verteidigen; aber er wusste, dass Paloma trotz all ihrer Erfahrung und ihrer Fähigkeiten in diesem Fall auch nicht gemerkt hätte, dass jemand ihr auf der Spur war.
»Außerdem habe ich auf diese Weise erkannt, wie sehr sie daran interessiert sind, dass ich für sie arbeite«, fügte er hinzu.
»Umso mehr ein Grund, nein zu sagen.«
»Ich bin geneigt, mir anzuhören, was sie von mir wollen«, sagte Flint. »Aber zuerst muss ich wissen, welche Art von Lügen sie erzählen. Hast du für sie gearbeitet?«
Paloma nickte. »Ich habe für die meisten Anwälte von Armstrong hin und wieder gearbeitet. Ich habe etliche vordergründige Ermittlungen angestellt: herausgefunden, ob jemand, der als Verschwundener galt, wirklich verschwunden war, alte Klienten aufgespürt, festgestellt ob eine Prozesspartei noch am Leben war oder nicht und so weiter.«
»Und hast du Aufträge übernommen, oder warst du ein Teil der Belegschaft?«
Ihre Schultern spannten sich. Die Frage hatte sie verärgert. »Ich habe niemals für jemanden anderen gearbeitet, Miles.«
»Sie haben dich für jeden Auftrag einzeln bezahlt?«
Sie nickte.
»Hast du viele Aufträge für sie übernommen?«
»Anfangs ja«, antwortete sie. »Aber in den letzten zehn Jahren oder so nicht mehr. Die meisten Aufträge habe ich von Wagner senior bekommen. Er gehört der Kanzlei immer noch an, tritt aber schon seit fünfzehn Jahren oder mehr nicht mehr als Anwalt in Erscheinung. Und die nachrückenden Leute haben mir nicht gefallen.«
»Warum nicht?«
»Weil sie ausgeklügelte Trackingsysteme benutzen und Dinge tun, die man besser einem Profi überlassen sollte«, sagte sie.
»Jemandem wie uns.«
Paloma nickte. »Meinem Eindruck nach brauchen sie keinen Lokalisierungsspezialisten. Soweit ich es beurteilen kann, haben sie, als ich aufgehört habe, für sie zu arbeiten, beschlossen, dass sie von nun an
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