Miles Flint 02 - Die Lautlosen
Büro routinemäßig tut, ohne die Klienten darüber zu informieren.«
Wagner zuckte regelrecht zusammen, tarnte die Bewegung aber mit einem Kopfschütteln. »So etwas tun wir nicht. Wir verletzen die Privatsphäre unserer Klienten nicht auf solche Weise.«
»Halt«, sagte Flint. »Wir beide wissen, dass Privatunternehmen selbst bestimmen können, welche Netze in ihren Büros funktionieren. Solange die Leute direkten Zugriff auf die Notdienste haben, verstößt die Unterbrechung der Links unter diesen Umständen nicht gegen das Gesetz.«
Wagner ließ die Schultern sacken, als würden sie und nur sie eine Niederlage einräumen. »Die Leute sagen, wenn Paloma Sie ausgebildet hat, müssen Sie der Beste sein. Offensichtlich haben sie recht damit.«
»Mein Wissen über das Gesetz hat nichts mit meinen Fähigkeiten als Lokalisierungsspezialist zu tun«, erwiderte Flint. »Versuchen Sie nicht, mir zu schmeicheln oder mich zu manipulieren, Mr.. Wagner. Ich traue Ihnen schon jetzt weniger als irgendeinem durchschnittlichen Besucher, der über meine Schwelle tritt.«
»Und denen trauen Sie überhaupt nicht.«
Flint lächelte. »Das ist richtig.«
Wagner nickte. Den Wunsch zugehen, schien er völlig vergessen zu haben. »Also gut. Wenn ich mich auf Ihre Bedingungen einlasse, was passiert dann?«
»Dann können Sie mir von dem Fall erzählen.«
Wagner nickte erneut. »Also gut. Dann gibt es wenigstens darüber keine Missverständnisse …«
»Mr.. Wagner«, fiel ihm Flint ins Wort. »Bisher haben Sie mir nicht gesagt, was Sie von meinen Bedingungen halten.«
Wagners Wangen röteten sich ein wenig. Es war unverkennbar, dass er versucht hatte, die Sache zu umgehen, weil er sich nicht festlegen wollte.
Anwälte. Flint musste vor diesen Leuten nicht erst gewarnt werden. Er hatte schon als Detective mehr als genug mit ihnen zu tun gehabt. Anwälte hassten es, sich in irgendeiner Weise festzulegen.
»In Ordnung«, sagte Wagner im Tonfall größten Widerstrebens. »Ich akzeptiere Ihre Bedingungen. Was habe ich zu tun? Muss ich etwas unterschreiben?«
»Eine verbale Vereinbarung reicht in diesem Fall«, sagte Flint, »wie Sie sicher selber wissen.«
»Solange es eine Aufzeichnung davon gibt.« Wagner streckte die Hände vor. Die Handrücken waren mit fleischfarbenen Links gespickt. »Ich habe keine angefertigt.«
Flint lächelte. »Ich habe zwei.«
Tatsächlich hatte er vier Aufzeichnungen angefertigt und, um ganz sicherzugehen, verschiedene Systeme dazu benutzt; aber das musste Wagner ja nicht erfahren.
»Ich werde dafür sorgen, dass Sie eine Kopie erhalten«, erklärte Flint.
Wagner verschränkte die Arme vor der Brust. »Kann man sich hier irgendwo setzen?«
»Nein«, antwortete Flint. »Tut mir leid.«
Diese kleine List von Paloma gefiel ihm immer noch sehr gut, und er hatte vor, sie weiter anzuwenden. Das Fehlen eines Stuhls sorgte dafür, dass sich mächtige Personen noch unbehaglicher fühlten, als sie es so oder so schon taten, wenn sie Flint um Hilfe baten. Und es nahm ihnen jegliches Gefühl der Überlegenheit, das sich ansonsten einzustellen pflegte, wenn eine Person eine andere auffallend überragte.
»Na schön«, sagte Wagner, »wenn ich nichts unterschreiben muss, dann können wir doch jetzt fortfahren, richtig?«
»Richtig«, stimmte Flint ihm zu. »Danach werde ich mir ein paar Tage Zeit nehmen, um zu entscheiden, ob ich interessiert bin, und mich bei Ihnen melden. Für diese Tage werden Sie mir eine Anzahlung leisten, die nicht zurückerstattungsfähig ist. Und aller Wahrscheinlichkeit nach werde ich Ihren Fall nicht übernehmen.«
»Woher wollen Sie das wissen?«, fragte Wagner.
»Weil Menschen lügen«, antwortete Flint. »Normalerweise können sie gar nicht anders. Aber wenn eine dieser Lügen für mich oder den Verschwundenen nachteilig wäre, würde ich den Fall ablehnen.«
»Sie haben mich bereits überprüft«, sagte Wagner. »Sie wissen, dass ich Sie nicht belügen werde.«
»Jeder belügt mich, Mr.. Wagner«, widersprach Flint ihm, ohne abzustreiten, dass er ihn überprüft hatte. »Sie werden auch nicht anders sein. Sie haben Geheimnisse, von denen ich nichts erfahren soll. Das werden Lügen in Form von Auslassungen sein. Es wird Dinge geben, die Sie für unwichtig, aber unangenehm halten. Das wird zu kleinen Lügen führen, harmlosen Lügen, werden Sie meinen, und mit etwas Glück werden Sie damit recht behalten. Und dann sind da noch die großen Lügen, Dinge, die niemals zu
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