Miles Flint 02 - Die Lautlosen
Mutation – und ich schätze, davon gab es einige – hatte eine höhere Infektionsrate. Die Wissenschaftler haben gesagt, die Testgruppe sei einfach zu klein gewesen.«
Die Fahrerin stemmte die Hände auf die Hüften, sah sich zu der Limousine um und starrte dann wieder die Tür an. Sie würde herkommen, und das würde Flint nicht gefallen.
»Gegen Ende«, fuhr Wagner fort, »hätte wahrscheinlich eine von fünfhundert oder sogar tausend Personen das Virus überleben können, aber in dieser Kolonie gab es nur zweihundert Personen, nicht annähernd genug …«
»Entschuldigen Sie«, fiel Flint ihm ins Wort. »Ihre Fahrerin macht sich Sorgen um Sie. Wollen Sie sie vielleicht erst beruhigen?«
Wagner schien nicht einmal überrascht zu sein, dass Flint wusste, was außerhalb seines Büros vor sich ging. »Sind schon dreißig Minuten um?«
»Ja.«
»Sie folgt nur ihren Anweisungen. Ich soll nicht so lange fort bleiben.« Wagner ging zur Tür und riss sie auf, als seine Fahrerin sie gerade erreicht hatte. Flint verfolgte die Interaktion auf dem Monitor. Die Fahrerin konnte er über Wagners Schulter kaum sehen, aber durch das Sicherheitssystem konnte er beobachten, wie sie unwillkürlich einen Schritt zurückwich.
»Ist noch nicht soweit«, sagte Wagner, laut genug, dass Flint ihn deutlich hören konnte. »Warten Sie noch einmal dreißig Minuten.«
»Sie wissen, dass ich das nicht tun darf. Ich bin angewiesen, die Kanzlei zu informieren, wenn der Kontakt zu Ihnen für mehr als dreißig Minuten unterbrochen wird …«
»Und ich habe soeben Kontakt zu Ihnen hergestellt«, gab Wagner zurück. »Also läuft die Zeit jetzt wieder von vorn.«
Dann knallte er die Tür zu. Das ganze Gebäude bebte. Flint drückte eine Taste, woraufhin sein Sicherheitssystem erneut Wagners Links überprüfte, um sicherzustellen, dass sie nicht reaktiviert worden waren.
Die Fahrerin stand draußen und starrte die geschlossene Tür an. Sie rieb sich den Handrücken, und Flint fragte sich, ob sie vielleicht doch jemanden informiert hatte.
Nicht, dass ihm das etwas ausgemacht hätte. Es wäre nur lästig gewesen, wenn noch mehr Leute zu seinem Büro kommen und Einlass verlangen würden, nur um von ihm abgewiesen zu werden. Die einzige Person, der das wirklich etwas ausmachen mochte, war Wagner, und der schien entschlossen zu sein, das Gespräch fortzuführen.
Er bedachte Flint mit einem schiefen Grinsen. Es sah irgendwie vertraut aus, obwohl Flint wusste, dass er Wagner vor diesem Tag noch nie begegnet war.
»Meinen Sie nicht, dass ich mir mittlerweile einen Stuhl verdient habe?«, fragte Wagner. »Bis jetzt habe ich mich doch wirklich gut benommen.«
»Sie bekämen einen, würde ich noch einen weiteren besitzen«, log Flint. Er hatte nicht die Absicht, in sein Hinterzimmer zu gehen, um einen zusätzlichen Stuhl herzuholen.
»Bei all dem Geld, das Sie verdienen, sollten Sie imstande sein, sich eine ganze Wagenladung Stühle zu kaufen.« Wagner fing wieder an, im Raum umherzuwandern. »Wo war ich?«
»Beinahe überzeugt, dass Frieda Tey unschuldig ist.«
»Oh, ja.« Wagner seufzte. »Wir haben beschlossen, den Fall von zwei Seiten anzugehen: Wir wollten einen Lokalisierungsspezialisten beauftragen, Frieda Tey zu suchen, und während dieser Suche wollten wir sehen, ob wir genug Beweismaterial sammeln konnten, um ihr vor Gericht eine bombenfeste Verteidigung bieten zu können. Denn falls sie zurückkäme, würde sie sich einem Gerichtsverfahren stellen müssen. Das steht außer Frage.«
»Denken Sie allen Ernstes, jemand, der eines derartigen Verbrechens beschuldigt wird, würde sich freiwillig einem Verfahren aussetzen?«
»Wenn es um soviel Geld geht, vielleicht«, antwortete Wagner.
»Die meisten Vermögen, die an Verschwundene vererbt werden, gehen in ihren Besitz über, ob sie nun zurückkehren oder nicht.«
»Dieser Besitz ist daran gebunden, dass ihre Unschuld erwiesen wird. Anderenfalls bekäme sie nur einen Teil des Erbes.«
»Ihr Vater wollte sie bestechen, in ihr altes Leben zurückzukehren?«, fragte Flint. »Das ergibt keinen Sinn. Nicht, wenn er tot ist.«
»Ich glaube, der alte Mann hat sich mehr Sorgen um den Namen Tey gemacht als um seine Tochter. Nicht, dass das etwas ändern würde. Sie wissen, wie das ist. Die Wünsche der Klienten sind unsere Wünsche.«
»Im Grunde genommen«, entgegnete Flint lächelnd, »weiß ich das nicht.«
Wagner erwiderte das Lächeln nicht. »Wir haben die Suche hausintern in
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