Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Miles Flint 02 - Die Lautlosen

Miles Flint 02 - Die Lautlosen

Titel: Miles Flint 02 - Die Lautlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
Mörder das auch hätte tun müssen, wenn Swann die Kamerasensoren ausgelöst hatte.
    Es sei denn, der Mörder wusste, wie man diese Sensoren ein- und ausschaltete.
    »Wie schnell folgte der nächste Läufer hinter ihnen?«, fragte DeRicci.
    »Nicht so schnell«, antwortete Swann und strafte damit ihre eigene frühere Aussage Lügen.
    »Was bedeutet das?«
    Swann zuckte wieder einmal mit den Schultern, ihre Allzweckgeste in diesem Teil des Gesprächs. »Vielleicht ein paar Minuten.«
    »Hat sich Jane Zweig bewegt, als Sie sie passiert haben?«
    »Mir ist zumindest nichts aufgefallen.« Swann blickte zu Boden. DeRicci konnte nicht beurteilen, ob sie dieses Mal die Wahrheit gesagt hatte.
    »Wie hat sie ausgesehen?«
    »Ich habe sie kaum angeschaut.«
    »Sie wären beinahe über sie gestolpert.«
    »Und habe nach vorn gesehen. Das ist die einzige Möglichkeit, hier zu laufen. Man muss vorausplanen, und wenn man es nicht tut, ist man erledigt. Warum, denken Sie, fallen so viele Leute mit Verletzungen aus?«
    DeRicci antwortete nicht darauf. Sie wartete nur.
    Swann seufzte. »Sie hat auf der Seite gelegen, die Knie beinahe bis an die Brust gezogen, fast so, als würde sie schlafen. Das ist mir aufgefallen, weil ich Platz hatte, um an ihr vorbeizukommen. Hätte sie lang ausgestreckt da gelegen, wäre ich mit Sicherheit auf sie gestürzt.«
    Also hatte Zweig bereits in der Haltung dort gelegen, in der sie gefunden worden war.
    »Sind Sie sicher, dass Sie direkt hinter ihr waren?«, fragte DeRicci.
    »Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass ich in dieser Phase des Rennens auf so etwas nicht achte.«
    »Aber Sie wussten von der Person, die hinter Ihnen war.«
    Swann seufzte. »Ich wusste, dass sie weit genug entfernt war, dass ich sie nicht sehen konnte. Jane konnte ich auch nicht sehen. Sie war zu weit vor mir. Aber ob das dreißig Sekunden oder fünf Minuten waren, kann ich Ihnen nicht sagen.«
    »Wie weit kann sie an diesem Punkt maximal vor Ihnen gelegen haben?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Natürlich haben Sie die«, gab DeRicci zurück.
    »Hat Ihre Kamera etwa die Zeit nicht aufgezeichnet?«
    DeRicci spürte, wie ihr ein Schauder über den Rücken lief. Die Zeitangaben hatten gefehlt. Gelöscht? Oder nie aufgezeichnet? Kein Wunder, dass ihnen die Zeiten entgangen waren. Die normalen Hinweise fehlten.
    Noch etwas, worüber sie mit van der Ketting reden musste.
    »Das war nicht meine Kamera«, sagte DeRicci, »und, nein, es gibt keine Zeitangaben.«
    Swann schien sich nach diesen Worten zu entspannen. »Wäre das ein 1g-Marathon, könnte ich Ihnen mehr sagen; aber bei diesem habe ich keine Ahnung. Wir waren erst an Meile Fünf, aber Jane neigte dazu, am Anfang richtig loszulegen, was dumm war, denn so hat man vor dem Ziel keine Kraft mehr für den Endspurt. Ich habe sie immer auf den letzten vier Meilen oder so geschlagen.«
    »Versuchen Sie es mit einer Schätzung«, forderte DeRicci sie auf.
    »Sie könnte im Höchstfall zehn Minuten Vorsprung gehabt haben, falls sie wirklich schnell war und gewusst hat, was sie tat.«
    Zehn Minuten waren, knapp bemessen, gerade genug Zeit, dass ihr Mörder sie hatte umbringen können. Zwei Minuten, um sie zu schnappen, ungefähr eine weitere Minute für den Kampf, dann die Zeit, die notwendig war, die Sauerstoffversorgung des Anzugs zu unterbrechen – DeRicci wusste immer noch nicht, ob das tatsächlich geschehen war –, und etwa vier Minuten, bis sie tatsächlich tot war. Die Bewusstlosigkeit trat schon früher ein, sodass der Körper in Pose gebracht werden konnte.
    Doch dann hätte Swann mehr als nur eine Bewegung in der Nähe des Felsens sehen müssen.
    »Sie glauben mir nicht, oder?«, fragte Swann.
    DeRicci blickte auf und sah sie an. Swanns Arroganz war verschwunden. Für einen kurzen Moment sah sie aus wie ein verunsichertes Mädchen.
    »Ich glaube Ihnen«, erwiderte DeRicci. »Und genau da liegt das Problem.«

 
21
     
    I ch dachte, ich hätte Ihnen gesagt, Sie sollen in die Kuppel zurückkehren.«
    Ohne seinen Umweltanzug sah der Leiter des medizinischen Teams, Mikhail Tokagawa, durchaus Respekt einflößend aus. Seine schlanke Gestalt wurde durch die weit auseinander stehenden Wangenknochen und den breiten Kieler akzentuiert, die ihm eine herrschaftliche Ausstrahlung verliehen. Sein schwarzes Haar ließ seine blauen Augen heller erscheinen, sodass sie beinahe farblos wirkten.
    Oliviari lehnte sich mit vor der Brust verschränkten Armen an die Wand. Etliche weitere

Weitere Kostenlose Bücher