Miles Flint 02 - Die Lautlosen
beiden anderen Frauen enthalten; dennoch bereiteten diese beiden zusätzlichen Fälle Flint Kopfzerbrechen. Entweder sie hatten ebenfalls etwas zu verbergen, oder sie waren Tey etwas schuldig gewesen.
Der Sicherheitsschirm glitt in den Schreibtisch, wie er es programmgemäß tun sollte, wenn es nichts zu überwachen gab. Dennoch erschreckte ihn die Bewegung.
Flint aktivierte die Türschlösser und stellte fest, dass er während des Lesens nicht genug auf seine Umgebung geachtet hatte.
Aber das war das erste Mal, dass er die Notizen eines anderen Lokalisierungsspezialisten lesen konnte. Er hatte ein paar von Palomas Berichten gesehen – sie hatte einige hinterlassen, in denen keine vertraulichen Daten zu finden waren, überwiegend Versicherungsinformationen von Verschwundenen, die während ihrer Abwesenheit gestorben waren –, aber er hatte noch nie zuvor Gelegenheit gehabt, sich aktuelle Notizen eines anderen anzusehen.
Sie waren knapp, und sie waren faszinierend. Und Flint war nur imstande, ihnen zu folgen, weil Paloma ihn sehr gut ausgebildet hatte.
Rabinowitz hatte sich eine Menge falscher Spuren angesehen, die Tey gelegt hatte, und er hatte die meisten ignoriert. Einige wenige hatte er bis zu den logischen Grenzen verfolgt, beispielsweise die, die zu den ähnlich aussehenden Verschwundenen führten. Diese Frauen waren beide von einer Kopfgeldjägerin namens Oliviari aufgespürt worden, deren Berichte zu diesen Fällen ebenfalls in Rabinowitz Datensätzen enthalten waren.
Oliviari hatte jene Verschwundenen der Erdallianz übergeben, und die Frauen waren als Mitverschwörerinnen im Fall der Kuppeltoten vor Gericht gestellt worden. Sie hatten aufeinander folgende Haftstrafen für jeden einzelnen Todesfall erhalten.
In den Datensätzen fanden sich Hinweise darauf, dass Tey keine Haftstrafe erhalten würde; über sie würde man wo auch immer sofort die Todesstrafe verhängen. Offensichtlich hielt man sie für zu gefährlich, um sie am Leben zu lassen – selbst, wenn sie im Gefängnis säße.
Flint runzelte die Stirn und nahm die Füße vom Tisch. Er streckte sich, als ihm einfiel, dass er noch nichts gegessen hatte. Er und Wagner hatten sich zu lange unterhalten.
Aber er war auch noch nicht sonderlich hungrig; also beschloss er, erst Rabinowitz’ Daten bis zum Ende durchzugehen, ehe er sich etwas zu essen besorgen würde.
Außerdem musste er sich überlegen, was er mit dem Handheld anstellen sollte. Er musste ihn irgendwo verwahren, denn er wollte nicht riskieren, ihn bei sich zu tragen.
Flint fuhr fort, Rabinowitz’ Notizen zu überfliegen. Rabinowitz war in seiner Untersuchung des Falls einen Schritt zurückgegangen. Offensichtlich hatte er genug Spuren verfolgt, um festzustellen, dass ihm Anomalien mehr verraten konnten als normale Ereignisse.
Rabinowitz glaubte, Frieda Teys Vater wäre der Schlüssel zu allem. Der Mann hatte sein Testament wenige Jahre vor seinem Tod geändert. Bis dahin hatte er das Tey-Vermögen in ein Treuhandkonto fließen lassen wollen, wo es bleiben sollte, bis Frieda zurückkehrte oder ihre Erben gefunden wären. Nach dem Tod des Vaters sollte einhundert Jahre lang niemand mehr nach ihr suchen, vermutlich, um ihr Zeit zu geben, ihr Leben in relativer Sicherheit zu verbringen.
Dann hatte ihr Vater sein Testament überraschend geändert. Frieda würde sein Vermögen erben, sobald ihr Name reingewaschen wäre. Das war zwei Jahre vor dem Tod des Vaters geschehen, und Rabinowitz konnte keinen offensichtlichen Grund für diese Veränderung finden.
Das einzig Vorstellbare, so postulierte er, war, dass Tey irgendwie Einfluss auf ihren Vater genommen hatte, sodass der alte Mann versprochen hatte, ihr zu helfen. Sie hatten einander einst sehr nahegestanden, und der alte Mann hatte tatsächlich stets an ihre Unschuld geglaubt.
Flint öffnete die Dateien mit den angehängten Dokumenten. Die Anhänge enthielten Kopien beider Testamente, die Notizen und Dokumente, die im Zusammenhang mit diesen Papieren angelegt worden waren – überwiegend von Justinian Wagner –, und eine von WSX angeforderte Bestätigung, dass der Vater bei seiner Testamentsänderung im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte gewesen sei.
Offenbar war auch den Wagners das neue Testament ein wenig seltsam vorgekommen.
Flint schaltete wieder zur Hauptdatei. Als er das tat, ging der Annäherungsalarm los.
Flint fluchte. Er wollte jetzt nicht abgelenkt werden. Endlich hatte er etwas gefunden, womit er sich
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