Miles Flint 03 - Die Tödlichen
gleichzeitig
Flint brauchte einen Moment, um zu begreifen, was diese letzte Angabe zu bedeuten hatte; dann, als es ihm klar wurde, ballte er krampfhaft die Fäuste. Der Mann konnte gerade mal mit sechs Erwachsenen auf einmal umgehen.
Umgehen war vermutlich das falsche Wort. Der Mann konnte gleichzeitig sechs erwachsene Menschen töten.
»Berechne Hologramm aus meinen Daten des Mörders in der Wohnung der Lahiris«, sagte Flint. »Führe Punkt-für-Punkt-Vergleich durch.«
Im Geiste hatte er den Mann, den er vor sich sah, bereits angeklagt und verurteilt, aber er war noch immer nicht hundertprozentig sicher, dass der Mann der Mörder war. Er brauchte die Computerverifizierung und noch etwas anderes.
Flint musste in das System einbrechen, um herauszufinden, wer dieser Mörder war und wer ihn angeheuert hatte.
Das Hologramm von der Seite drehte sich gemächlich um die eigene Achse, und während es das tat, kamen die »Umbauten« zum Vorschein. Neben den verlängerten Armen und den Messerfingern konnte der Mörder noch eine Hand voll anderer Dinge bewerkstelligen, beispielsweise seine Augenfarbe nach Belieben ändern oder Chips in kleinen Hauttaschen verstauen, die sich in seinen Fingerbeeren versteckten.
Seine Wahrnehmung war verbessert worden, sodass er Bewegungen einen Sekundenbruchteil schneller registrieren konnte als ein durchschnittlicher Mensch, und sein Gehör war so verfeinert worden, dass er auch hohe Frequenzen hören konnte, die nur wenige Säugetiere wahrzunehmen imstande waren. Seine Stimmbänder waren verändert worden, was ihn in die Lage versetzte, ein Geräusch hervorzubringen, das innerhalb von mehreren Metern Umkreis den Zugriff auf die meisten Computer blockierte.
Er war nicht wirklich menschlich, nicht mehr jedenfalls, wenn er es denn je gewesen war. Welch ein Mensch würde schon derartige Veränderungen an sich vornehmen lassen wollen?
Endlich beendete das Hologramm sein irrsinniges kleines Verkaufsprogramm. Flint ließ es aktiviert, während sein eigenes System den Punkt-für-Punkt-Vergleich zu Ende führte.
Danach würde er sein System von allen Spuren dieser Aktion reinigen. Er würde die Information dennoch behalten, damit er im Bedarfsfall von einem öffentlichen Netzzugang aus darauf zugreifen konnte.
Flint hoffte, auf andere Weise weitere Informationen über 65489 zu erhalten. Er hatte wirklich kein Verlangen danach, die Daten einer Söldnervermittlungsagentur zu durchforsten. Irgendwie hatte er das Gefühl, dabei würde er sich selbst einer Form der Überwachung ausliefern, die seiner eigenen Vorgehensweise an Raffiniertheit nicht nachstünde.
Der Computervergleich war endlich abgeschlossen. Den Messdaten zufolge, über die das System verfügte – und Flints System war fortgeschrittener als alles andere, abgesehen vielleicht von denen einiger besonders pingeliger intergalaktischer Unternehmen –, war 65489 der Mann, der in der Wohnung der Lahiris gewesen war.
Angeheuert von einem Unbekannten, um alle drei Lahiris umzubringen. Oder einen von ihnen und mit ihm alle, die zufällig anwesend waren.
Der Rest – die Säuberungsaktion, die Vernichtung von Beweisen – gehörte ganz einfach zum Geschäft.
Und das ärgerte Flint irgendwie noch mehr. Er wollte diese Sache persönlich sehen. Wenn diese Leute hatten sterben müssen, wollte er, dass sie einem Verbrechen aus Leidenschaft zum Opfer gefallen waren, nicht einem schlichten Auftragsmord durch irgend jemanden, der sie nie getroffen hatte und keinen Grund hatte, ihnen irgendeine menschliche Wertschätzung entgegenzubringen.
Flint schuldete diesen Menschen etwas. Er schuldete allen dreien etwas. Und er würde diesen Fall lösen, was auch immer ihn das kosten würde.
29
A m Ende lösten Anatolyas eigene Leute die Ausschreitungen aus.
Das Banner, das sich aus den kleinen Händen des Idonae entfaltet hatte, schwebte über der Menge:
DIE USURPATOREN VON ETAE WERDEN FÜR IHRE VERBRECHEN BÜSSEN.
Und als es Anatolya und ihre Leute erreicht hatte, brüllte es die Worte in allen sechs Etae’schen Sprachen, auf Englisch, Peyti und allen anderen ihr bekannten Sprachen hinaus. Das Schild leuchtete auf und folgte ihnen wie ein Bluthund.
Das muss ein Ende haben, übermittelte Gianni und machte Anstalten, nach dem Schild zu greifen.
Nein, widersprach ihm Anatolya erneut.
Auch die anderen Mitglieder ihres Teams übermittelten ihr die verschiedensten Argumente. Sie stimmten Gianni zu. Inzwischen bewegten sie sich
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