Miles Flint 03 - Die Tödlichen
Dann suchte er nach möglichen Attentaten. Fünfhundert. Und endlich fiel ihm ein, dass er nach Nicht-Etaern suchen sollte, ehe ermordet worden waren, nachdem sie an diesem abgelegenen Ort als Söldner fungiert hatten, genau wie Carolyn.
Als zusätzliches Unterscheidungskriterium gab er an: Möglicherweise begnadigte Verschwundene.
Die Suche wurde langsamer, und für einen Moment dachte Flint, sie würde gar keine Ergebnisse zeitigen.
Dann wurden auf seinem Schirm drei Ergebnisse angezeigt: ein Fall auf Trieinsf’rd, einer auf Esterwk und ein möglicher Fall im Vekke-System.
Trieinsf’rd war offensichtlich. Die Frau hatte sich an einem Ort namens Nirgendwo zehn Jahre lang versteckt gehalten. Sie war von einer Art Projektilwaffe aus großer Entfernung getötet worden – das Projektil war durch sie hindurchgegangen und hatte eine Spur Gift in ihrem Körper hinterlassen.
Das war eindeutig ein Auftragsmord, und er trug die Unterschrift eines wohl bekannten und höchst wählerischen Auftragsmörders namens Kovac. Er stand nicht in Verbindung mit Etae, sie schon. Das Opfer war zur gleichen Zeit wie Carolyn Lahiri nach Etae gegangen.
Der Mord auf Esterwk erwies sich nach genauerer Betrachtung als schlichtes Verbrechen aus Leidenschaft – ein Mord, den die dortige Polizei nur deswegen für einen Auftragsmord hielt, weil das Opfer verschwunden gewesen war. Offensichtlich hatte das Opfer nicht gewusst, dass die politische Führung auf Etae gewechselt hatte, nachdem es ins Exil gegangen war. Gestorben war sie durch die Hand ihres Schwagers, der aufgrund ihrer Aufmerksamkeit gegenüber ihrem eigenen Ehemann eifersüchtig gewesen war.
Der letzte Mord war gerade erst in der Datenbank erfasst worden, die Flint durchsucht hatte. Er hatte sich in der Stadt Binh ereignet, einer kosmopolitischen Stadt im konservativen Vekke-System. Eine Bombe war mitten in einem gut besetzten Café hochgegangen und hatte Dutzende von Leuten der diversesten Spezies getötet, von Disty bis hin zu Menschen.
Eines der Opfer, das besonders nahe am Zentrum der Explosion gewesen war, war eine Verschwundene. Sie war mit Hilfe von DNA-Daten identifiziert worden und hatte, wie Carolyn und das Opfer auf Trieinsf’rd, als Söldnerin in den Etae’schen Unabhängigkeitskriegen gekämpft.
Flint atmete hörbar aus. Er hatte nach Übereinstimmungen gesucht; also sollte ihn das Ergebnis eigentlich nicht überraschen.
Und dennoch, alle drei Todesfälle hatten sich nach den Begnadigungen ereignet. Er fragte sich, was in dieser Zeit sonst noch vorgefallen war.
Warum hatte Etae die Begnadigungen überhaupt ausgesprochen?
Flint beschloss, weitere Nachforschungen in Bezug auf Etae durchzuführen und war erstaunt, als plötzlich eine Liveübertragung auf seinem Bildschirm auftauchte. Noch erstaunter war er, als er sah, wie Ki Bowles mit einer Ernsthaftigkeit berichtete, von der nichts zu spüren gewesen war, als sie sein Büro aufgesucht hatte.
Hinter ihr drängelten sich Leute auf einem kleinen offenen Platz, von dem Flint nicht mehr erkennen konnte, als dass er zu einer der anonymen Straßen in der Nähe des Hafens gehören musste. Er sah hochgereckte Hände, sah Rev, deren Emotionskrägen rot flackerten, Disty, die verzweifelt um Halt kämpften. Schilder schwebten umher, blieben aber unlesbar.
Er schaltete den Ton ein.
»… friedlichen Demonstration kam es zu Ausschreitungen.« Ki Bowles Stimme klang so bedeutungsschwer, dass Flint den Eindruck bekam, ihr eigenes Adrenalin flösse in Strömen. »Kurz nachdem sich Bürgermeister Soseki in einer zornigen Ansprache dazu geäußert hatte, dass die Generalgouverneurin Etae’schen Terroristen Zugang zur Armstrongkuppel gewährt hatte, versammelten sich die Demonstranten. Die Terroristen haben das Gebäude vor Kurzem ohne Schutztruppen verlassen. Es schien, als würde weiter nichts passieren, als plötzlich überall auf dem Platz Unruhe in der Menge ausbrach.«
Bilder einer brüllenden Menge unterbrachen ihren Vortrag. Flint konnte all dem keinen Sinn abringen – er wusste nicht, wer die Etaer und wer die menschlichen Einwohner von Armstrong waren. Nur die außerirdischen Bewohner der Stadt waren klar zu erkennen, und die schienen genauso erzürnt zu sein wie alle anderen auch.
»Die Straßen um den Hafen herum sind gesperrt worden. Die Stadt hat Polizisten und Polizeibots, die speziell dafür ausgebildet wurden, Krawalle zu vereiteln, an den Ort des Geschehens geschickt, und man hofft, die Situation
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