Miles Flint 03 - Die Tödlichen
niederlassen wollen, falls die Allianz zustimmt.«
Davon hatte Flint schon früher gehört. »Unternehmen warten mit ihren Vorstößen oft nicht auf die Zustimmung der Allianz.«
»Richtig, aber in diesem Fall wissen die Unternehmen, dass sie auf den rechtlichen Schutz durch die Allianz und vor allem auf deren Rechtsprechung angewiesen sind. Die Verhältnisse auf Etae sind immer noch instabil, und sollten die Unternehmen aufgrund der internen Konflikte auf Etae Geld verlieren, dann werden sie auf Entschädigung pochen wollen, doch das können sie ohne die Allianz nicht.«
»Warum sind die Unternehmen überhaupt an Etae interessiert?«, fragte Flint.
Taylor zuckte mit den Schultern. »Vermutlich wegen des militärischen Fachwissens. Waffen. Diese Modifikationen, vor denen ich mich zu schützen versuche, sind außerordentlich wirkungsvoll, ganz egal, welchen Körperbau Sie haben. Mit denen ist ein Mensch sogar einem Rev gewachsen, ob Sie es glauben oder nicht.«
Flint hatte schon Konfrontationen mit den Rev erlebt. Ihm fiel es schwer, sich vorzustellen, dass irgendein Mensch – selbst ein modifizierter wie Hank Mosby – es mit den Rev aufnehmen konnte.
»Aber darum geht es nicht. Um in die Allianz aufgenommen zu werden, muss man nicht nur die Wirtschaftsgrößen auf seiner Seite haben, sondern auch die Politiker. Die Diplomaten haben ein berechtigtes Interesse daran, den Frieden im Alten Universum zu wahren.«
»Sieht aus, als hätten sie Grund dazu«, sagte Flint und stellte seinen Kaffeebecher ab, »wenn man bedenkt, was gerade in Armstrong passiert ist.«
Taylor nickte. »Dazu kommen wir noch. Ich weiß, wie die Regierung von Etae arbeitet. Die tun alles, um das zu bekommen, was sie wollen.«
»Auch Leute umbringen, die sie unterstützen?«, fragte Flint.
»Leute, die sie früher unterstützt haben, aber das habe ich nicht laut gesagt«, entgegnete Taylor. »Und, ja, aufgrund dessen, was diese Leute wissen. Hätten sie uns nicht gebraucht – verdammt, hätte ich nicht sogar zu jener Zeit die Oberhand behalten –, dann wären wir längst tot.«
»Die Oberhand? Worüber?«, fragte Flint.
Taylor reckte die Hand hoch. »Ich habe die Regierung dazu gebracht, uns freizugeben und unser Verschwinden zu ermöglichen, kurz bevor die Bilder von dem Märtyrerkind in den intergalaktischen Nachrichten aufgetaucht sind.«
»Davor?«, hakte Flint nach. »Wie konnten Sie dann überhaupt wissen, was passiert ist.«
»Weil«, sagte Taylor, »ich nicht nur dafür gesorgt habe, dass wir verschwinden konnten. Ich habe auch den Märtyrer verschwinden lassen.«
»Was?«, machte Flint. »Ich habe das Bildmaterial gesehen. Das arme Kind ist getötet worden.«
Taylor setzte ein bitteres Lächeln auf. »Diesem armen Kind ist nie etwas geschehen. Einige Monate zuvor wurden vor der Hauptstadt ein paar Kinder getötet, was zu einem kleinen Aufschrei der Entrüstung geführt und den Rebellen Zuspruch eingebracht hat. Anatolya Döbryn – das Mediengenie der Gruppe – hat sich dann überlegt, dass der Tod eines Kindes, ein entsetzlicher und öffentlicher Tod, den Rebellen genau die Entrüstung bringen würde, die sie brauchten – vorausgesetzt, sie konnten den Rest des Universums davon überzeugen, dass es ein Rebellenkind war, das unter den Händen der damaligen Regierungstruppen zu Tode gekommen ist.«
Flint beugte sich vor. Sein Kaffeebecher war leer, aber er bat nicht um mehr. Er war viel zu sehr auf Taylors Bericht versessen.
»Döbryn hat sich überlegt, dass wir es nicht riskieren konnten, eines unserer eigenen Kinder zu töten – so etwas hätte auf uns zurückfallen können –, also haben sie die ganze Geschichte einfach inszeniert. Die Fremdreporter wurden mit etwas beliefert, das sie für Liveaufnahmen von einem Kind hielten, das auf einem fernen Planeten umgebracht wurde, und dann hat jemand – niemand hat je bekannt gegeben, wer es war, aber Claire war diejenige, die die eigentliche Arbeit getan hat – ein Video mit den Bildern veröffentlicht, die Sie vermutlich gesehen haben: ein Kind, das um Gnade bettelt und dann auf grausame Weise von den Regierungstruppen regelrecht abgeschlachtet wird.«
»Wir sind alle fortschrittlich genug, um gefälschte Videoaufzeichnungen zu erkennen«, sagte Flint, der nicht sicher war, ob er glauben sollte, was Taylor ihm erzählte.
»Tatsächlich?«, fragte Taylor. »Auch dann, wenn schon die Originalaufnahme ein Schwindel war? Diese Reporter waren aus dem ganzen bekannten
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