Miles Flint 03 - Die Tödlichen
sagen –, und wir wissen nicht, ob da noch mehr Leute waren, die einfach verdampft sind.«
DeRicci betrachtete das Chaos. Die Asche, die durch die Luft schwebte, sah im Licht von Brajkovics Anzug beinahe weiß aus.
»Ich wünsche mir, dass Sie die Leute schnappen, die das getan haben – nichts würde mich mehr freuen, wirklich –«, sagte er, »aber ich muss Ihnen sagen, dass das eine Aufgabe für Wissenschaftler ist, nicht für Praktiker. Es wird Wochen, vielleicht Monate dauern, das alles zusammenzustückeln.«
DeRicci hatte befürchtet, dass sie für einen persönlichen Besuch am Ort des Geschehens zu früh dran war; aber sie hatte nicht gewusst, wie sie das hätte Gumiela beibringen sollen. Also hatte sich DeRicci einfach auf den Weg gemacht. Wenigstens hatte sie ein Team der besten Forensiker des Departments zusammenstellen können, und vielleicht, falls Gumiela ihr die notwendige Befugnis erteilte, konnte sie auch noch andere Spezialisten aus allen Städten des Mondes anfordern.
»Und was kann ich dann jetzt tun?«, fragte DeRicci. »Außer, Ihnen nicht im Weg zu stehen?«
»Schätze, Sie können Tatortaufnahmen machen«, antwortete Brajkovic. »Wenn die heiße Asche überall gelöscht und die Kuppel gesichert ist, gehört hier alles Ihnen. Davon abgesehen gibt es nicht viel zu tun. Ich schätze, der Großteil Ihrer Beweise ist entweder verbrannt oder aus der Kuppel geflogen. Tut mir wirklich leid.«
DeRicci schüttelte den Kopf. »Niemand hat je behauptet, es würde einfach sein.«
Der Mann ging seiner Wege und ließ DeRicci allein vor dem Block aus Ruinen zurück, mit dem sie die nächsten Monate ihres Leben verbringen und versuchen würde, aus all den Details ein genaues Bild von dem zu entwerfen, was hier passiert war.
58
K ommen Sie mit in die Küche«, sagte Taylor. »Ich habe frischen Kaffee da – und einen Haufen anderer Waffen, sollte ich sie brauchen.«
Flint lächelte. Er konnte die Vorsicht des anderen Mannes verstehen. Sie sprach etwas in seinem Inneren an.
Er durchquerte den Eingangsbereich, blieb dabei so wachsam er nur konnte, und folgte Taylor in den Flur. Spiegel waren diskret an jeder Biegung angebracht, sodass Taylor stets sehen konnte, was hinter ihm vorging.
In diesem Haus schien es keine Stelle zu geben, die nicht voll verteidigungsbereit gewesen wäre.
Die Küche war groß, ein wohnlicher Raum – oder zumindest wäre das so gewesen, wären die Fenster nicht vergittert und abgedunkelt gewesen. In der Decke befanden sich Oberlichter, doch auch die waren abgedeckt worden, und das künstliche Licht hier war nicht annähernd so hochwertig wie die künstliche Beleuchtung auf dem Mond. Der Raum wirkte dunkel, obwohl er beleuchtet war.
Taylor schenkte aus einer Kanne, die auf dem gefliesten Küchentisch gestanden hatte, eine Tasse ein, ehe er die Kanne vor Flint hin und her schwenkte. Flint nickte und war überrascht, einen Kaffee zu erhalten, der schmeckte, als wäre er aus echten Bohnen gebraut worden.
Er legte die Hände um den Becher und setzte sich an den Tisch, den Rücken den Küchenschränken zugewandt. Taylor stellte seine Tasse auf der Tischplatte ab und setzte sich so, dass er die Tür zum Flur ebenso im Auge behalten konnte wie die zweite Tür, die in die Küche führte.
Die Waffe lag direkt neben seiner rechten Hand.
»Welches Interesse hat die Regierung von Etae, Sie wegen eines Ereignisses umbringen zu lassen, dass drei Jahrzehnte zurückliegt?«, fragte Flint.
»Das habe ich mich bereits gefragt, als ich zum ersten Mal von den Begnadigungen gehört habe«, sagte Taylor; »also habe ich ein paar Nachforschungen angestellt.«
»Haben Sie all diese Verteidigungsmaßnahmen erst in den letzten paar Monaten ergriffen?«
Taylor schüttelte den Kopf. »Ich war davon schon immer ganz angetan. Ich habe mir ausgerechnet, dass sie uns nicht in Ruhe lassen würden. Ich wusste nur nicht, wann sie kommen würden. Claire – Carolyn – hat gesagt, ich wäre paranoid.«
Flint nippte an seinem Kaffee und genoss das kräftige Aroma. Dennoch blieb er auf der Hut. Der Umstand, dass Taylor sich inzwischen ein wenig entspannt zu haben schien, besagte nicht, dass er selbst sich das auch leisten durfte.
»Was haben Ihre Nachforschungen ergeben?«, fragte Flint.
»Dass sich die ehemaligen Rebellen von Etae der Allianz anschließen wollen. Sie haben nicht viel anzubieten, weil der Krieg den ganzen Planeten verwüstet hat, aber es gibt ein paar Unternehmen, die sich dort
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