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Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Titel: Miles Flint 04 - Das Marsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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auch als kontaminiert betrachten.«
    DeRicci lehnte sich zurück. »Wie kann ich kontaminiert sein? Ich war nicht einmal in der Nähe eines Disty, und mein Freund hat nur über den Link mit mir gesprochen.«
    »Das ändert nichts«, erläuterte Menodi. »Die Disty reagieren auf ernsthafte Kontaminationen, als handele es sich um ein Virus, das sich von Hirn zu Hirn ausbreitet, nicht nur über physische Kontakte, sondern auch dadurch, die gleiche Luft zu atmen, in der gleichen Umgehung zu leben oder am gleichen Gespräch teilgenommen zu haben. Nach meinem Verständnis ist das ein alter Ritus, einer, der aus vorwissenschaftlichen Zeiten stammt. Die Disty haben diesen Ritus in dem Bemühen erfunden, sich vor Infektionen im echten Leben zu schützen, Infektionen, die schreckliche Todesfälle nach sich ziehen konnten. Sie haben ein religiös motiviertes Tabusystem eingeführt, und sie haben es nie aufgegeben. Bis heute nicht. Es ist einer der Riten, den sie besonders ernst nehmen. Und glauben Sie mir, die Disty nehmen all ihre Riten ernst!«
    DeRicci gefiel das nicht. Sie verstand es nicht einmal vollständig, aber sie hatte bei früheren Begegnungen mit Außerirdischen bereits gelernt, dass Verständnis nicht zwangsläufig vonnöten war. In manchen Fällen war es nicht einmal möglich. Alles, was man tun konnte, war, sich mit den Problemen zu befassen, die durch solche religiösen Überzeugungen aufgeworfen wurden.
    »Was schlagen Sie vor, soll ich tun?«, fragte sie.
    »Zunächst einmal«, sagte Menodi, »erzählen Sie niemandem von der Konversation mit einem Kontaminierten! Egal ob Mensch oder Disty. Lassen Sie diese Information nicht durchsickern! Ich werde es bestimmt nicht tun.«
    Menodi zwirbelte eine Haarsträhne um ihren Zeigefinger. Sie schien gar nicht zu merken, was sie tat. Vorher war sie nicht so zappelig gewesen. Vorher war sie lediglich neugierig gewesen und nicht annähernd so nervös wie jetzt.
    »Zweitens«, fuhr Menodi fort, »lassen Sie diese kontaminierten Disty nicht in die Nähe von Armstrong! Wir bekommen hier sonst genauso einen Aufruhr, wie er in der Saharakuppel stattfindet. Das wird eine Katastrophe. Je mehr kontaminierte Disty es gibt, desto mehr werden versuchen zu fliehen, und je mehr fliehen …«
    Sie beendete den Satz nicht. Sie musste ihn nicht beenden. DeRicci war sich des Problems bereits bewusst.
    »Gibt es irgendeine Lösung? Ich meine, die Disty können doch nicht ewig vor dem Tod davonlaufen«, meinte DeRicci. »So könnten sie nie eine Gesellschaft aufrechterhalten.«
    »Sie haben Reinigungsrituale, die die Familienangehörigen der Verstorbenen einbeziehen. Wenn es keine Familie gibt, gibt es andere Rituale, die häufig die Kontaminierten selbst einbeziehen. Diese Rituale werden von einer Todesschwadron durchgeführt, und das Heilmittel ist oft, eigentlich meistens, schlimmer als das eigentliche Problem. Nur wenige kontaminierte Disty überleben so ein Ritual. Menschen niemals.«
    »Na toll!«, murmelte DeRicci.
    »Und das löst immer noch nicht das Standortproblem«, fuhr Menodi fort. »Wenn ein Ort kontaminiert ist, wie die Saharakuppel etwa, dann führen die Disty ein Ritual mit den Familien durch – etwas, das ich weder in Schrift- noch in Filmform je gesehen habe. Wir haben keine Unterlagen darüber, wie es abläuft. Ich kann Ihnen nur verraten, dass es bei diesen Familienritualen keine Todesopfer gibt.«
    »Schön zu wissen«, lautete DeRiccis Kommentar.
    »Aber wenn es keine Familie gibt, dann tun die Disty etwas, das sehr an die Menschen des Mittelalters erinnert.«
    DeRicci wusste mehr über die Disty als über die Menschen im Mittelalter. »Und das wäre?«
    »Sie reinigen durch Feuer. Wenn die ganze Saharakuppel per definitionem kontaminiert ist, muss sie zerstört werden. Das gesamte Innere wird niedergebrannt, das Äußere – die Kuppel selbst – eingerissen. Der Boden kann noch auf Jahre hinaus kontaminiert sein. Der Wiederaufbau könnte Jahrzehnte lang verboten sein, vielleicht sogar Jahrhunderte.«
    DeRicci atmete hörbar aus. »Würde das auch in Wells passieren?«
    »Die Stadt, durch die der Zug gefahren ist? Ja, wenn die Disty auch von dort fliehen.«
    »Könnte es hier passieren?«
    »Ja«, lautete Menodis Antwort.
    Wieder durchlief DeRicci ein Schauer. »Sind Sie ganz sicher? Sie müssen nicht erst in Ihre Akten schauen?«
    »Ich bin sicher«, bestätigte Menodi.
    In DeRiccis Kopf drehte sich alles. »Nichts von alldem ergibt irgendeinen Sinn.«
    »Für uns

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