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Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Titel: Miles Flint 04 - Das Marsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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tauchten aus dem Nichts auf und verschwanden auch wieder im Nichts, Identifikationsdaten veränderten sich, Kennnummern variierten von einer Kolonie zur nächsten, von einer Welt zur nächsten. Flint hatte es mit derart alten Daten zu tun, dass viele von diesen Dateien noch auf eine Weise verschlüsselt waren, wie es ihm seit seinen Anfangstagen als Computerspezialist nicht mehr untergekommen war. Er hatte jedoch keine Zeit zum Dekodieren, also verzichtete er darauf.
    Stattdessen nahm er, was er kriegen konnte, benutzte jedes Bruchstück an Information, so gut er konnte, und überging die Lücken in seinen Informationen. Wäre dies ein Fall, für den er statt einiger Stunden Monate oder Jahre Zeit hätte, so hätte er einen detaillierten Bericht angefertigt, in dem das Leben jedes einzelnen Überlebenden in Monatsschritten erfasst gewesen wäre.
    Aber so viel Zeit hatte Flint nun einmal nicht. Stattdessen musste er für Aufzeichnungen in Jahresschritten dankbar sein, und in einigen wenigen Fällen verteilten sich die wenigen Informationen gleich über Jahrzehnte.
    Und selbst bei diesen Fällen gab es Lücken – mehrere fehlende Jahre oder ein unerklärlicher Sprung. Im einen Moment lebte der besagte Überlebende in den Randkolonien; im nächsten war er schon wieder mitten in diesem Sonnensystem. Flint hatte mehrere Fälle wie diesen entdeckt, und sie alle hatten sich als Sackgassen entpuppt.
    Irgendwann – und er war nicht sicher, wann – würde er einfach all seine Informationen an Scott-Olson oder DeRicci oder irgendeinen Angehörigen der Allianz weitergeben, der Kontakt zu den Disty hatte.
    Irgendwann würde Flint diese Ermittlung für erledigt erklären und alles Weitere den Experten überlassen müssen. Sollten sie einen Suchtrupp in die Randkolonien schicken, um den Nachfahren eines Überlebenden herzuholen, damit dieser an irgendeinem Ritual teilnähme, das ihm selbst nichts bedeutete. Flint war gewiss nicht ermächtigt, dergleichen zu tun. Er war nicht sicher, ob irgendjemand überhaupt die Macht besäße, so etwas anzuordnen.
    Aber auch das wäre nicht sein Problem. Sein Problem war, den Reichtum der vorliegenden Informationen zu Filtern und sie so schnell wie möglich so nützlich wie möglich zu ordnen – ein Problem, von dem er nicht recht wusste, ob er es wirklich würde lösen können.

 
43
     
    R oderick Jefferson saß auf einem Tisch in einem Konferenzraum, der den sonderbaren Protokollvorstellungen der Disty angepasst worden war. Der Boden war stufenweise erhöht worden, und der Raum war mit langen Tischen ausgestattet, die am Fuß der Stufen um den Haupttisch herum angeordnet waren. Hinter diesen Tischen standen Stühle, wie sie von den meisten Allianzangehörigen bevorzugt wurden. Dies war ein Konferenzsaal ohne besondere Ausrichtung auf eine bestimmte Spezies, geschaffen für hundert oder mehr Delegierte, die alle zusammenkamen, um über ein verabredetes Thema miteinander zu diskutieren. An jedem Platz gab es Zugangsknoten, die es den Delegierten gestatteten, der Debatte in der eigenen Muttersprache zu folgen, ohne die Informationen über die persönlichen Links filtern zu müssen.
    Jefferson liebte die Formalismen solch umfangreicher Konferenzen. Er glaubte an die Diplomatie, das tat er wirklich. Es war seine wahre Religion, das, was ihn in Bewegung hielt, was sein Leben von Tag zu Tag lebenswert machte.
    Aber das hieß nicht, dass er sein Leben auch einfach fand.
    Nummer Sechsundfünfzig, ein gerissener alter Disty, saß ihm gegenüber. Jefferson hatte schon früher Zusammenstöße mit Nummer Sechsundfünfzig gehabt. Für die meisten Menschen sah Nummer Sechsundfünfzig nicht anders aus als andere Disty. Aber Jefferson kannte ihn lange genug, um die besondere Biegung seiner langen Finger zu sehen, die seltsamen, kaum sichtbaren Male an der Innenseite der Arme. Sechsundfünfzig hatte auch eine auffallend krächzende Stimme für ein Disty, was, wieJefferson nach Jahren erfahren sollte, Folge eines Unfalls oder einer Behinderung war, ein Makel, den andere Disty als abstoßend empfanden.
    Jeffersons Kopfschmerzen waren schlimmer geworden. Er war seinen Kater nicht ganz losgeworden – oder vielleicht doch den Kater, aber dafür hatten ihm die fünfzehn Minuten, die er damit zugebracht hatte, seine Stirn gegen die Tischplatte zu pressen, während er auf das Eintreffen von Sechsundfünfzig gewartet hatte, vielleicht ganz neue Kopfschmerzen eingetragen.
    Aber vielleicht lag es auch nur an diesen

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