Miles Flint 04 - Das Marsgrab
er.
»Tun Sie, was Sie können, um mir einen unbegrenzten Zugang zur Regierung der Vereinigten Kuppeln zu verschaffen! Vor allem muss ich dabei sein, wenn Security Chief DeRicci ihre verhängnisvolle Entscheidung trifft. Ich will, dass das alles aufgezeichnet wird, und ich will die Reporterin sein, die in dieser Aufzeichnung auftaucht.«
»Letzteres wird mir vielleicht nicht möglich sein«, meinte er.
»Wir brauchen das«, forderte sie. »Das ist das Herzstück der ganzen Reportage! «
»Haben Sie das Gespräch mit dem Ex-Partner aufgezeichnet? Haben wir die Vorgeschichte für ihren Hass gegen die Disty?«
»Die haben wir«, erwiderte Bowles. »Ich werde sie an die Spitze sämtlicher Berichterstattung setzen, zehn Minuten, nachdem sie die Grenzen geschlossen hat.«
»Sie sind überzeugt davon, dass die Grenzen geschlossen werden?«
»Ja«, bestätigte Bowles.
»Und dass der Chief es tun wird?«
»Wenn nicht«, sagte Bowles, »dann wird sie diejenige sein, die die Empfehlung dafür ausspricht, und im Augenblick hört man auf ihren Rat. Sie hat zwei Krisen beigelegt. Sie ist diejenige mit der meisten Erfahrung. Sie begreifen einfach nicht, wie sehr das nach hinten losgehen kann.«
»Die Disty werden den Mond verantwortlich machen.«
Bowles nickte. »Das könnte das Ende der Allianz sein. Hier und jetzt.«
»Mein Gott!«, flüsterte er. »Und wir werden die Entstehung des Zusammenbruchs auf allen Links haben, und zwar in dem Moment, in dem es passiert.«
»Noch während es passiert!«
Ling runzelte die Stirn, sah sich erneut die Schiffe an und rieb mit der Hand über sein Kinn. »Das ängstigt Sie nicht?«
»Die Story?«, fragte sie.
»Nein«, korrigierte er sie, »die Auswirkungen auf das echte Leben.«
Sein Körper war nurmehr eine Silhouette vor dem Planeten und den explodierenden und treibenden Schiffen. Wenn sie ihm die Wahrheit sagte – wenn sie ihm sagte, dass diese ganze Sache in ihren Augen aussah wie das Ende von allem, was sie kannte, was sie begreifen konnte, und dass es sie mehr ängstigte, als sie in Worte fassen konnte –, nähme er ihr die Story weg. Er würde argumentieren, sie wäre nicht in der Lage, kühl und logisch an die Sache heranzugehen, obwohl kühle Logik ihre einzige Zuflucht war.
»Es ist nicht meine Aufgabe, mir Sorgen über die Auswirkungen zu machen«, erklärte sie also. »Ich muss lediglich darüber berichten.«
Überraschend legte er ihr eine Hand auf die Schulter. Beinahe wäre sie vor Schreck zusammengezuckt.
»Wir können von Glück reden, dass wir Sie haben«, sagte er. »Machen Sie sich an die Arbeit!«
41
D eRicci saß an ihrem Schreibtisch und ordnete Informationen, als wäre sie die Generalgouverneurin, nicht irgendein Exbulle, der über seinen Kompetenzbereich hinaus befördert worden war. Sie hatte einen ihrer Assistenten mit der Suche nach den Kommunikationspfaden beauftragt, von denen Flint als »Hintereingängen« gesprochen hatte, genau die Links, die es ihr ermöglichen würden, zu jemandem in der Saharakuppel Kontakt aufzunehmen. Und sie hatte Popova angewiesen, ein Meeting mit der Generalgouverneurin und dem Rat der Vereinigten Mondkuppeln anzuberaumen und deutlich zu machen, wie wichtig es sei, dieses Treffen noch in dieser Stunde abzuhalten.
Popova bezweifelte, dass alle es so schnell schaffen würden, worauf DeRicci ihr in klaren Worten gesagt hatte, dass alle anwesend zu sein hätten, und sei es über einen Videolink auf einem sicheren Kanal.
Bisher hatte niemand erwähnt, dass DeRicci gar nicht die Befugnis hatte, dergleichen anzuordnen. Aber, so nahm sie an, noch ehe dieser Tag vorbei wäre, würde sich irgendjemand daran erinnert haben. Sie konnte nur hoffen, dass bis dahin alle wussten, worum es ging.
Sie wusste es. Flint hatte ihr Angst gemacht. Oberflächliche Erkundigungen über die Disty auf dem Mars hatten in der Vergangenheit kein derartiges Verhalten zutage fördern können. Die Liste der Disty-Rituale war so lang, dass es nicht einmal den Disty gelingen dürfte, sie ganz durchzugehen, und DeRicci hatte nichts zum Thema Kontamination finden können, aber sie wusste auch nicht recht, wo sie suchen sollte.
Was sie brauchte, war eine Art Disty-Scout oder Disty-Experten. Sie kannte kein Disty persönlich – nicht, dass sie es anders hätte haben wollen; diese gruseligen, kleinen Kreaturen machten ihr auf einer beinahe schon instinktiven Ebene zu schaffen –, und DeRicci war auf keinem Gebiet je zur Expertin
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