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Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Titel: Miles Flint 04 - Das Marsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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verdammten Verhandlungen an sich! Jefferson hatte keine Ahnung, wie er mit diesem Problem umgehen sollte.
    Ogden hatte ihn allein gelassen. Sie hatte den Raum vorbereitet, ja – alle Gegenstände auf den Tischen entfernt, die Stühle mit einem Seil abgesperrt, sodass sich kein Mensch versehentlich auf einen davon setzen konnte, die Teilnehmer darüber in Kenntnis gesetzt, dass diese Besprechung für die Nachwelt doppelt aufgezeichnet würde. Gleich danach aber hatte sie das Weite gesucht. Sie hatte sich nicht einmal verabschiedet, was, von ihrer Seite aus, ein kluger Zug war, denn Jefferson hätte sie gebeten zu bleiben.
    Sie schien die einzig kompetente Angehörige seiner Spezies zu sein, die etwas mit diesem Durcheinander anzufangen wusste.
    Hinter Jefferson saß die menschliche Repräsentantin des Mars, eine verdrehte Frau, die zu glauben schien, Diplomatie sei nur eine Frage genetischer Modifikationen, nicht des Studiums anderer Kulturen. Hinter ihr saßen andere menschliche Repräsentanten, von denen Jefferson die meisten nicht kannte oder nicht kennen wollte. Alles, was er getan hatte, nachdem er den Leuten die Hände geschüttelt hatte, war, sie anzuweisen, dass sie Stillschweigen wahren sollten. Er allein würde für die menschliche Bevölkerung der Allianz sprechen, denn das war sein Job.
    Aber das war nicht einfach. Die Disty waren wütender, als er sie je erlebt hatte. Nummer Sechsundfünfzig schaffte es, ruhig zu bleiben, zumindest vordergründig. Aber die Disty hinter ihm – Repräsentanten von mindestens zwei großen marsbasierten Disty-Gesellschaften und ein Repräsentant von Amoma, der Heimatwelt der Disty – waren offenbar so aufgebracht, dass sie nicht auf dem Tisch sitzen wollten.
    Stattdessen standen sie hinter Sechsundfünfzig und starrten auf Jefferson herab, ein Verhalten, das in der Disty-Kultur als außerordentlich ungehörig angesehen wurde. Jefferson ignorierte sie, so gut er konnte, wusste aber nicht, ob das die richtige Taktik war. Aber da niemand etwas dazu sagte, nahm er an, dass er sich recht gut schlug.
    Doch das schien der einzige Punkt zu sein, in dem er sich gut machte. Er hatte mit Dementi angefangen – offensichtlich ein Fehler –, hatte erklärt, die Menschen hätten keine Pläne in Bezug auf den Mars und würden ganz sicher nicht versuchen, die Disty zu vertreiben.
    Das hatte die Feindseligkeit der Disty noch weiter gesteigert, und ein Disty, dessen Position Jefferson nie erläutert worden war, polterte zur Tür hinaus.
    Sechsundfünfzig hatte Jefferson daraufhin gelassen erklärt, dass alle Verhandlungen vorüber wären, wenn Sechsundfünfzig das einzig verbliebene Disty wäre.
    »Ich kann sie nicht unter Kontrolle halten«, erklärte Sechsundfünfzig absolut unaufrichtig. Jefferson wusste, dass das alles Teil von Sechsundfünfzigs Strategie war.
    Zu diesem Zeitpunkt beschloss Jefferson, dass die Wahrheit seine einzige Waffe war. »Ich habe keine Ahnung, wo diese Leichen hergekommen sind«, sagte er. »Ich habe auch keine Informationen über andere Grabstätten auf dem Mars. Ich weiß nicht, ob irgendeine Menschengruppe das vor einem Jahrhundert aus Protest gegen die wachsende Macht der Disty über die einst menschenzentrierten Kuppeln getan hat. Ich werde mein Bestes tun, es herauszufinden.«
    Damit hatte er die Aufmerksamkeit von Sechsundfünfzig errungen und die übrigen Disty tatsächlich dazu gebracht, sich auf den Tisch zu setzen. Der Tisch zitterte, als sie alle auf einmal ihre Plätze einnahmen.
    »Sie geben zu, dass das ein Plan von Menschenhand sein könnte?«, fragte Sechsundfünfzig.
    »Ich glaube, zurzeit ist alles möglich«, erwiderte Jefferson. »Aber ich kann Ihnen uneingeschränkt versprechen, dass die Menschen, die derzeit von der Allianz vertreten werden, nichts damit zu tun haben und es sogar vorziehen, den Mars unter der Herrschaft der Disty zu wissen.«
    Vorziehen war vielleicht ein bisschen zu viel gesagt. Es gab stets Stammtischgeplapper vornehmlich unter erdgebundenen Menschen, das besagte, die Disty seien zu stark, ihre Herrschaft über den Mars sei widernatürlich und sie hätten ihre überlegene Wirtschaftsmacht dazu benutzt, den Planeten Kuppel um Kuppel zu stehlen.
    Aber das war Gerede, harmloses Gerede. Zumindest hatte Jefferson es immer dafür gehalten. Inzwischen war er nicht mehr so sicher. Während einer seiner persönlichen Links ihm über ein Fenster in der rechten oberen Ecke seines Sehfelds Bild für Bild die Katastrophe offenbarte,

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