Miles Flint 04 - Das Marsgrab
gibt es so Wichtiges?«, fragte er.
»Hast du noch dein Schiff?«, antwortete sie mit einer Gegenfrage.
»Ja«, sagte er.
»Ich möchte es chartern. Ich werde dich aus den Mitteln bezahlen, über die ich frei verfügen kann. Verbuchen kann ich das nicht.«
»Was ist los, Noelle?«
»Wir haben keine Möglichkeit, die Überlebenden auf denMars zu schaffen. Ich möchte dich anheuern, damit du das übernimmst.«
Er seufzte leise. »Ich bin kein Polizist mehr, und ich arbeitete nicht als Mietpilot.«
»Miles, wir haben sonst niemanden! Entweder ich heuere dich an oder eine unbekannte Firma, und das möchte ich gern vermeiden. Zunächst einmal bist du mit den Risiken in diesem Fall vertraut. Zweitens hast du schon kritische Situationen im Raum gemeistert, als du noch bei der Raumpolizei warst. Drittens weißt du, wie man der Presse aus dem Weg geht. Und schlussendlich: Ich vertraue dir, Miles. Ich wage nicht, das irgendjemand anders anzuvertrauen.«
»Dir ist klar, dass die Disty mich als kontaminiert betrachten?«
»Das wissen wir nicht genau«, erwiderte sie, nicht weil sie dessen sicher war, sondern weil sie es schlicht vergessen hatte. Wenn Flint diesen Auftrag nicht übernähme, war sie mit ihrem Latein am Ende.
»Ich bin da ziemlich sicher«, sagte Flint.
»Dann verrate es niemandem«, gab DeRicci zurück. »Ich werde deinen Namen bestimmt nicht in diesem Zusammenhang erwähnen.«
»Wenn herauskommt, dass du mich angeheuert hast, könntest du haufenweise Schwierigkeiten bekommen.«
»Dann ist das eben so«, sagte sie. »Ich bin eh schon als fanatische, intolerante Person verschrien. Auf allen Nachrichtenkanälen heißt es, ich wolle die Disty nicht hereinlassen, weil ich sie hasste.«
Seine Miene wurde ernst. »Ich weiß. Das tut mir leid.«
»Es ist nicht deine Schuld. Du warst nicht der Partner, der diese Attacke geritten ist.«
»Niemand hätte so etwas sagen dürfen. Mir ist egal, wie neidisch der ist.«
Sie grinste. »So schätze ich die Sache auch ein.«
»Aber schlechte Presse, das ist doch nur eine Sache, Noelle! Der Chief wollte heute nicht einmal einen Ruf von mir entgegennehmen. Sie will keinen Kontakt zu einem Lokalisierungsspezialisten haben, auch nicht zu einem, der früher für sie gearbeitet hat. Mich anzuheuern könnte dich deine Karriere kosten!«
»Als würde mir das etwas ausmachen«, entgegnete sie. »Da sterben Leute.«
Flint lächelte. »Aus dir wird nie eine gute Politikerin.«
»Das hätte ich dir gleich sagen können. Ich bilde mir sogar ein, genau das längst getan zu haben.«
»Über wie viele Überlebende sprechen wir?«, fragte er.
»Alle«, sagte sie. »Hoffen wir jedenfalls.«
»Ich halte mich bereit«, sagte er und meldete sich ab.
DeRicci schlug die Hände vors Gesicht. Sie zitterte. Sie hatte Flint angelogen. Ihre Karriere war ihr wichtig. Es war nur so, dass sie die Dinge nicht mehr kontrollieren konnte.
Sie würde tun, was sie stets getan hatte – das, was sie jeweils für das Beste hielt. Bis irgendjemand sie eines Besseren belehrte.
53
F lint erreichte den Hafen von Armstrong in Rekordzeit. Der Hafen machte einen außergewöhnlich verlassenen Eindruck, nun, da keine Schiffe mehr landeten. Flint sah niemanden, den er kannte, während er zu Terminal 25 ging, wo seine Emmeline lag.
Die Emmeline trug den Namen von Flints Tochter. Er wünschte, er fände einen besseren Weg, ein Zeichen der Erinnerung an sie zu setzen. Eine Jacht nach einem Kind zu nennen kam ihm vor wie die Idee von Müßiggängern mit zu viel Geld. Viel Geld hatte er auch (auch wenn es ihm schwerfiel, das nicht zu vergessen), aber ein Müßiggänger war er mit Sicherheit nicht. Und allmählich glaubte er, er wäre der Einzige, der sich noch an das kleine Mädchen erinnerte.
Die Überlebenden des Massakers würden sich vermutlich wundern, warum sie in diesen Teil des Hafens gebracht wurden. Und für die Behördenvertreter, die sie herbrächten, galt vermutlich das Gleiche. Terminal 25 war das größte Terminal im Hafen, was teilweise an der Größe der hier liegenden Schiffe lag. Sie alle gehörten sehr reichen Leuten, und sie alle waren reichlich überdimensioniert.
Das war vielleicht auch noch ein Grund dafür, dass DeRicci ihn kontaktiert hatte. Sie wusste, dass seine Jacht groß genug war, um zwölf Personen bequem aufzunehmen.
Und sie wusste auch, dass Flint genug Waffen an Bord hatte, um sich den Weg durch den Disty-Perimeter um den Mondorbit herum freizuschießen, wenn
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