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Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Titel: Miles Flint 04 - Das Marsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Nachrichten entgegengenommen. Schließlich hatte die Peyti-Delegation interveniert.
    Jefferson verstand immer noch nicht, warum Sechsundfünfzigs Stolz wichtiger sein sollte als der Tod Hunderter seiner Leute, aber andererseits hatte Jefferson inzwischen auch begriffen, dass er so gut wie gar nichts über die Disty wusste.
    Sicher, er hatte begriffen, wie sie lebten. Er war gewarnt worden, dass ihre Sektion beengt war und geeignet, klaustrophobische Zustände auszulösen, aber ihm war nicht klar gewesen, wie beengt die Wohnbedingungen in den Augen eines Menschen sein mussten. Er musste vorgebeugt gehen, und es dauerte nur wenige Augenblicke, bis sein Rücken Protest anmeldete.
    Die Beleuchtung war dürftig, und die Gänge waren so eng, dass Jefferson sich tatsächlich sogar die Schultern stieß. Dieser Durchgang hier zum Beispiel bot gerade genug Platz für einen Menschen, auch wenn Jefferson weiter vorn zwei Disty sah, die einander passierten. Glücklicherweise ging keines der Disty in seine Richtung, und er hatte den Korridor ganz für sich allein. Hätte er sich keinen Lageplan heruntergeladen und in sein Sichtfeld integriert, er hätte sich längst verirrt.
    Der ganze Bereich roch vage nach ungewaschener Haut und altem Holz. Andere Aromen – Jefferson nahm an (und hoffte), dass es sich um Küchengerüche handelte – fingen sich in seiner Nase, wann immer er an eine Kreuzung zweier Korridore gelangte, was eigentlich ständig der Fall war.
    Endlich erreichte Jefferson die Zimmerflucht, die zur Delegation von Sechsundfünfzig gehörte. Die Tür am Ende des Korridors stand offen, und ein Disty bat ihn herein.
    Jefferson hatte keine Ahnung, ob er dieses Disty schon einmal gesehen hatte oder nicht. Er hatte immer noch Probleme mit den Unterscheidungsmerkmalen und konnte nur die größten unter ihnen identifizieren. Er hoffte, dass niemand von ihm erwartete, er würde sich an einzelne Disty erinnern können.
    Im Inneren von Sechsundfünfzigs Räumlichkeiten war es so beengt wie auf dem Korridor. Jefferson konnte zwar aufrecht stehen, aber sein Kopf berührte dabei die niedrige Zimmerdecke. Er würde nicht in der Lage sein, hier auf einem Tisch Platz zu nehmen, aber er sah auch keinen Tisch. Das Mobiliar war in die Wände eingelassen – Sitzgelegenheiten, die an kleine Kisten erinnerten, schoben sich direkt aus den Wänden heraus.
    In einem anderen Raum konnte Jefferson einen Pingpongtisch sehen, doch der wurde nicht benutzt. Die Disty hatten ein paar Dinge von den Menschen übernommen, und Pingpong war eines davon. Das andere war das Spiel Go, was Jefferson stets mit Sorge erfüllt hatte. Go war ein Strategiespiel. Wer verschlagen genug war, war in der Regel auch ein guter Go-Spieler.
    Das Disty, das ihn hereingelassen hatte, führte ihn zu einer Kammer im hinteren Teil der Räumlichkeiten. Die Wände waren mit rotem Samt ausgeschlagen, und es roch nach einer Mischung aus Lilienduft, Tabak und Weihrauch. Jeffersons Augen fingen an zu tränen, und er brauchte seine ganze Beherrschung, um nicht zu niesen.
    Es dauerte einen Moment, bis er Sechsundfünfzig entdeckt hatte. Sechsundfünfzig trug eine rote Robe, die an ihm aussah, als wäre sie fünf Nummern zu groß, und er saß auf einer mit Teppich bedeckten Erhebung in der Mitte des Raums.
    »Das ist unser Verhandlungszimmer«, erklärte Sechsundfünfzig. »Wir haben es unter Berücksichtigung menschlicher Bedürfnisse umgestaltet. Wir können auf einer Plattform sitzen, daher müssen Sie sich nicht so sehr bücken.«
    »Danke«, sagte Jefferson, der nicht recht wusste, wie er sonst hätte reagieren sollen.
    »Mir wurde von einer verlässlichen Quelle mitgeteilt, dass Sie um Vergebung für Ihre vorangegangenen ungehobelten und beleidigenden Bemerkungen ersuchen«, fuhr Sechsundfünfzig fort, als wäre das eine ausgemachte Sache.
    Jefferson allerdings hatte nicht vorgehabt, irgendjemanden um Vergebung zu bitten. Er hatte sich im Zuge früherer Verhandlungen aus diversen kritischen Situationen herausgeredet, aber er hatte es nie getan, indem er sich selbst ins Unrecht gesetzt hatte.
    Dieses Mal, so schien es, hatte er keine Wahl.
    »Ja«, sagte er. »Es tut mir leid.«
    Dann senkte er den Kopf und hoffte, zerknirscht genug aufzutreten.
    »Setzen Sie sich!«, forderte Sechsundfünfzig ihn auf. »Unterbreiten Sie mir Ihren Plan!«
    Jefferson setzte sich auf die Plattform, erstaunt über die geringfügige Polsterung unter dem Teppich. Beinahe hätte er vergessen, sich zu

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