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Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Titel: Miles Flint 04 - Das Marsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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aufhielten. Sie verteilten sich über die Sofas, rührten die vor ihnen wartenden Schirme nicht an, ignorierten die Speisen, die die Servierbots beständig umhertrugen.
    Sieben Personen, die, noch vor ein paar Stunden, unschuldig ihrem Leben nachgegangen waren und auch in Zukunft nichts anderes getan hätten, hätte Flint sie nicht gefunden.
    Sie sahen anders aus, als er erwartet hatte. Er hatte damit gerechnet, dass sie sich ähneln würden, weil sie alle etwa im gleichen Alter waren und in ihrer Kindheit alle denselben Schrecken hatten durchmachen müssen. Aber die drei Frauen, die alle auf derselben Seite des Raums Platz genommen hatten, hatten alle eine unterschiedliche Figur, die eine dick, die andere dünn, eine hatte graue, eine andere widernatürlich blaue Haare, und die Gesichter offenbarten einmal das Alter, dann aber auch den Wunsch nach so viel Modifikation, dass kaum noch menschlich erschien, was einmal menschlich gewesen war.
    Die vier Männer waren nicht minder unterschiedlich. Zwei waren feingliedrig und wiesen die widernatürliche Dünnheit auf, die auf zu viel Zeit in einer Null-G-Umgebung verwies – möglicherweise hatten sie im Weltraum gearbeitet, vielleicht aber war ihr Körperbau auch eine Folge schlimmer Reisebedingungen in der Kindheit. Einer hatte einen rundlichen Körper, wie er in den Randkolonien als schick galt – Beleibtheit war hier Zeichen des Wohlstands. Der Letzte sah so normal aus, dass Flint ihn auf der Straße nicht einmal bemerkt hätte – braune Haut, braune Augen, braunes Haar, eine gewisse körperliche Weichheit, die auf einen Mangel an sportlicher Betätigung schließen ließ. Auch eine Art, mitten in einem Raum voller Menschen einfach zu verschwinden.
    Die Angehörigen des privatwirtschaftlichen Sicherheitstrupps, der die kleine Gruppe zur Emmeline gebrachthatte – ein Trupp, angeheuert aus den Reihen der besten und diskretesten Anbieter von ganz Armstrong –, hatten Flint informiert, die übrigen fünf Überlebenden hätten sich geweigert mitzukommen. Obwohl die Officers, die sie aufgespürt hatten, ihnen mit Haft gedroht hätten, hätten die fünf Personen, die zurückgeblieben waren, erklärt, ihnen sei alles recht, sogar der Tod, wenn sie nur nicht zum Mars zurückkehren müssten.
    Flint hatte das Gefühl, er hätte vielleicht, hätte er in ihrer Haut gesteckt, die gleiche Entscheidung getroffen.
    Die erste Stunde des Fluges brachte Flint damit zu, die Emmeline aus dem gesperrten Mondorbit hinauszufliegen. Einmal hatte es einen schwierigen Moment gegeben, als er eine Gruppe Disty-Schiffe hatte passieren müssen, die immer noch an der Demarkationslinie verweilte.
    Als DeRicci Flint letzte Anweisungen erteilt hatte, hatte sie ihm erzählt, diese Disty warteten einfach nur ab. Offenbar hatte man sie darüber informiert, dass Verhandlungen im Gang seien, und jede impulsive Handlung von Seiten der Kontaminierten werde nur Schaden auf allen Seiten anrichten.
    Flint fragte sich, wie lange es wohl noch so ruhig bliebe.
    DeRicci hatte ihm auch gesagt, dass er nicht auf dem Mars landen würde. Stattdessen werde ein Disty-Schiff an seiner Jacht andocken und die Überlebenden nach Lowell bringen.
    Flint hatte seine Passagiere darüber bisher nicht in Kenntnis gesetzt. Er hatte überhaupt nicht viel gesagt.
    Stattdessen hatte er, während er auf der Brücke war und dasSchiff durch das gefährliche Gebiet steuerte, die Kommunikationskanäle zum Spielbereich geöffnet und zugehört, was die Überlebenden einander zu erzählen hatten. Ihre Gespräche waren oberflächlich, beinahe so, als wären sie irgendwie genötigt zu sprechen. Als sie sich, kaum an Bord, einander vorgestellt hatten, hatte diese einfache Geste etwas Tieftrauriges gehabt, aber vielleicht lag das vor allem an den Sätzen, die im Anschluss gefallen waren.
    Ich erinnere mich an Sie.
    Ich habe Sie seit jener Nacht nicht mehr gesehen.
    Ich hatte keine Ahnung, was aus Ihnen geworden ist.
    Und so weiter und so fort, bis Flint das Gespräch am liebsten beendet hätte. Dann aber drehten sich ihre Gespräche darum, wie sie auf dieses Schiff gekommen waren:
    Sie haben mir gesagt, sie würden meine Kinder nehmen, wenn sie mich nicht bekommen könnten.
    Sie haben mir gesagt, sie sperrten mich ein, wenn ich nicht mitkäme.
    Sie haben mir gesagt, ich würde umgebracht.
    Sie haben mir gesagt. Sie haben mir gesagt. Sie haben mir gesagt. Und Flint war zu demjenigen geworden, der »sie« repräsentierte. Hatte DeRicci gewusst, wie

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