Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Titel: Miles Flint 04 - Das Marsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
und er atmete gleichmäßig.
    »Also«, sagte sie, als sie die Ausrüstung ergriff und aus dem winzigen Raum herauskam, »werden Sie uns jetzt erzählen, was passiert ist?«
    »Besser noch«, meinte Flint. »Ich werde es Ihnen zeigen. Aber zuerst möchte ich mich vergewissern, dass wir ihn sicher verwahrt haben.«
    Flint schloss die sichtlich verstärkte Plastiktür, öffnete die Klappe über der Steuereinheit des Schlosses und berührte die Oberfläche an fünf verschiedenen Stellen. Es kümmerte ihn nicht, dass seine Passagiere jede Bewegung verfolgten. Wie so viele Schlösser auf diesem Schiff war auch dieses auf seine Fingerabdrücke programmiert, und es mussten auch hier die Abdrücke von Fingern einer warmen, lebendigen Hand sein.
    Dann drehte er sich um. Die sechs sahen mit ihren großen Augen und den ernsten Mienen aus wie zu groß geratene Kinder. Er hatte sie in Angst und Schrecken versetzt.
    Norton hatte sie in Angst und Schrecken versetzt. Norton hatte sogar Flint selbst in Angst und Schrecken versetzt.
    Flint lächelte ihnen zu, und dieses Mal achtete er darauf, dass das Lächeln warm ausfiel – ein Lächeln, das er oft als Polizist eingesetzt hatte, wenn jemand ein schlimmes Trauma hatte erleben müssen. Ein beruhigendes Lächeln, das signalisierte, nun sei alles gut.
    »Er wollte wirklich nicht zurück zum Mars«, sagte Flint. »Und wenn man bedenkt, was Sie alle durchgemacht haben, wer wollte ihm das dann noch verübeln?«
    »Aber Sie haben auf ihn geschossen«, hielt Vajra ihm vor. Ihre Stimme klang weich. »Das hätten Sie nicht tun müssen.«
    »Ich habe keine andere Möglichkeit gesehen«, erklärte Flint.
    Die sechs rührten sich nicht. Ja, er hatte sie ebenfalls in Angst und Schrecken versetzt.
    Was vermutlich gut war. Sie würden sich während der restlichen Reise zum Mars von ihm fernhalten.

 
60
     
    S haryn Scott-Olson war mitten in der zwanzigsten Autopsie. Die Leiche, die ausgebreitet vor ihr auf dem Tisch lag, gehörte einem jungen Menschen männlichen Geschlechts. Er war mit Blutergüssen übersät. Sein Schädel war zertrümmert, und das Gleiche galt für seinen Brustkorb. Offensichtlich gehörte er unter den vielen Toten, die die Gerichtsmedizinerin an diesem Tag hatte sezieren müssen, zu denen, die zu Tode getrampelt worden waren.
    Was Scott-Olson jedoch – neben seiner Identität – herausfinden musste, war, ob er an dem zertrümmerten Schädel oder dem zertrümmerten Brustkorb gestorben war. Und wenn sie das nicht schnell ermitteln konnte, würde sie seinen Fall zurückstellen und sich der nächsten Leiche widmen, die bereits auf einem anderen Tisch wartete.
    Sie sah sich nicht um. Sie wollte die Masse an Arbeit nicht sehen, die auf sie und ihre Assistenten wartete, die alle ebenso hart arbeiteten wie sie selbst.
    Im Geiste zählte sie die Toten, die sie bereits gesehen hatte, aber sie konnte nicht mehr sagen, wie viele davon Disty und wie viele Menschen gewesen waren.
    Bis das alles zu Ende wäre, würde, das wusste sie, alles unter einem Schleier aus Erschöpfung verschwunden sein.
    Einer ihrer Links meldete sich. Seufzend fragte sie die Dringlichkeitsstufe ab, ohne die Hände von dem zerschlagenen Arm der Leiche zu nehmen. Die Antwort kam schnell: Dringend.
    Sie leitete die Nachricht auf einen nahen Wandschirm um. Ob es nun gute oder schlechte Nettigkeiten waren, sie würde ihre Leute so oder so informieren müssen, also dachte sie, sie könnten ebenso gut gleich mithören.
    Das Gesicht von Gavin Trouvelot, dem menschlichen Vertrauensmann der Disty in der Saharakuppel, erschien auf dem Schirm. Offensichtlich gestattete ihm das Bild, das an ihn zurückgesandt wurde, einen Blick auf die Aktivitäten im Labor, denn er zuckte sichtlich zurück.
    »Sharyn?« Seine Stimme klang heiser.
    »Hier«, antwortete sie. »Ich habe mehr Arbeit, als ein Mensch je bewältigen kann, also fassen Sie sich kurz!«
    »Gute Neuigkeiten«, sagte er. »Die Disty glauben, eine Möglichkeit gefunden zu haben, um die Kuppel und alle, die sich in ihr aufhalten, zu dekontaminieren.«
    Die Geräusche um sie herum verstummten. Sie ließ den Arm der Leiche los. »Wie?«
    »Sie haben Überlebende des Massakers gefunden. Sie sind gerade vom Mond aus unterwegs hierher. Es wird eine Weile dauern, aber sie werden kommen. Ich dachte, das würden Sie wissen wollen. Sie werden es alle überstehen. Wir legen jetzt die Prioritäten fest, und wir sind der Ansicht, Ihr Laden hat am längsten unter der Kontaminierung

Weitere Kostenlose Bücher