Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Titel: Miles Flint 04 - Das Marsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
ich sagen, sie haben es selbst appliziert.«
    Gennefort fühlte, wie ihr Körper vor Entsetzen erbebte. Sie lehnte sich zurück, weg von der Hand, die der Gerichtsmediziner immer noch hielt, und sah sich die Leiche an, die am nächsten lag. Die großen Augen waren offen. Winzige blaue Linien liefen über die Pupillen. Das ganze Gesicht war vage bläulich verfärbt.
    Das konnte kein angenehmer Tod gewesen sein.
    »Warum?«, fragte sie.
    Der Gerichtsmediziner schüttelte den Kopf. »Die Disty haben uns nie an ihre Toten herangelassen. Sie überlassen das den Todesschwadronen, daher habe ich nie ein totes Disty untersuchen können. Ich habe ein paar gesehen und etwas darüber gelesen, wie kompliziert es ist, eine Autopsie an ihnen durchzuführen, aber ich selbst habe nie eine gemacht.«
    »Man sollte meinen, hier gäbe es momentan mehr als genug Studienobjekte für einen Gerichtsmediziner«, bemerkte Gennefort.
    Eccles seufzte. »Ich glaube, das waren Brutlinge.«
    Gennefort stierte ihn an. Er stierte den Haufen an, so wie sie es gerade eben noch getan hatte. »Die geschlechtslosen Disty? Ich dachte, sie wären nur ein Mythos, um die Menschen zu erschrecken!«
    »Offensichtlich nicht«, entgegnete Eccles. »Aber nicht einmal ich kann da sicher sein.«
    »Es würde eine Menge Dinge erklären«, sagte der Gerichtsmediziner. »Es würde …«
    Ein roter Schleier färbte Genneforts Blickfeld ein, und sie hörte auf, dem Mann zuzuhören. Eine Notfallmeldung. Sie stand auf, wischte sich die Hände an der Hose ab, obwohl sie nichts angerührt hatte, und trat mitten auf die Straße.
    Gennefort stieß sich den Kopf an einem nahen Sims und duckte sich daraufhin, auch um sichergehen zu können, nicht plötzlich in eine vorspringende Gebäudeecke zu rennen.
    Sie antwortete auf den Ruf. »Was?«
    Die Stimme eines ihrer anderen Assistenten füllte ihren Kopf aus. »Die Disty haben uns kontaktiert. Sie glauben, sie haben eine Möglichkeit gefunden, die Kuppel zu dekontaminieren.«
    »Sie machen Witze!«, stieß Gennefort hervor.
    »Sie werden uns in ein paar Stunden genauer informieren. Bis dahin sollen wir die Disty-Leichen von den menschlichen trennen und auf einer Art Karte kennzeichnen, wo die Todesfälle aufgetreten sind. Sie sagen, es wird eine Weile dauern, aber sie glauben, sie können die ganze Sache in Ordnung bringen.«
    »Das sind wunderbare Neuigkeiten!«, sagte sie.
    »Abgesehen davon«, sagte ihr Assistent, »dass sie von uns eine Garantie dafür wollen, dass unter dem Boden keine Gräber versteckt sind.«
    Gennefort verzog das Gesicht. In den Stunden, die seit Beginn des Durcheinanders vergangen waren, hatte sie erfahren, wie die ganze Krise entstanden war. Für sie ergab das alles immer noch keinen richtigen Sinn. Ganz allmählich erkannte sie, wie wenig sie doch über die Disty wusste. Für sie war das ein ziemlicher Schock. Früher hatte sie immer geglaubt, sie würde sie verstehen und sie nicht nur tolerieren wie die meisten anderen Menschen.
    »Wie sollen wir das garantieren?«, fragte sie. »Ich bin überzeugt, in der Saharakuppel hat niemand von dem Massengrab gewusst.«
    »Sie werden nichts tun, ehe wir ihnen nicht diese Garantie liefern«, entgegnete ihr Assistent.
    Gennefort seufzte. Für einen Moment wünschte sie, sie könnte ihre Bildsynthese-Ausrüstung dazu benutzen, nachzusehen, was sich unter der Oberfläche des Kuppelgeländes befände. Aber erstens war fraglich, ob die Ausrüstung auch woanders als auf offenem Gelände funktionierte. Und zweitens, selbst wenn die Möglichkeit zum Einsatz auch hier bestünde, bliebe eine weitere technische Frage zu klären: War es möglich, Messdaten auch aus Tiefen zu gewinnen wie der, in der das Massengrab in der Saharakuppel gefunden worden war?
    Nach allem, was Gennefort wusste, konnten Gräber unter sämtlichen Gebäuden überall in Wells verborgen sein. Schließlich war die Kuppel einmal eine Grenzstadt gewesen, wie so viele Kuppeln auf dem Mars.
    Aber sie hier in Wells brauchten die Dekontamination. Sie mussten zu einem normalen Leben zurückfinden. Ohne Dekontamination würde die ganze Kuppel sterben. Niemand könnte noch Handel mit den Bewohnern treiben, wie die Dinge derzeit standen.
    Niemand könnte auch nur Lebensmittel schicken.
    »Garantieren Sie es!«, sagte sie.
    »Was?« Ihr Assistent hörte sich schockiert an.
    »Tun Sie, was Sie können, um diese Garantie nicht offiziell zu erteilen!«, setzte Gennefort hinzu und meldete sich ab. Dann lehnte sie

Weitere Kostenlose Bücher