Miles Flint 04 - Das Marsgrab
sie wirken lassen wollten. Aber hier war wenigstens das Kuppeldach sichtbar, und die Gebäude ragten einzeln vor ihr auf. Echte Straßen, kein Kaninchengehege, keine Notwendigkeit, bei jedem Ortswechsel den Kopf einzuziehen.
Die Armstrong-Kuppel war recht groß, und das Dach der Kuppel war hoch genug, um Luftwagen zu einem durchaus praktischen Transportmittel zu machen. Zumindest das war erdähnlich genug, sie ein wenig zu beruhigen.
»Wie lange warten Sie schon?«, fragte der Mann neben ihr.
Costard schrak zusammen. Sie musterte ihn aus den Augenwinkeln, als ihr aufging, dass diese Art, ihn anzusehen, vermutlich recht verstohlen wirkte, also zwang sie sich, ihm ein Lächeln zu schenken. »Eine Weile.«
»Die haben hier immer einen Rückstau«, erklärte er. »Ich weiß wirklich nicht, warum ich mir immer so knappe Zeitpläne aufstelle.«
»Sie sind nicht von hier?«, fragte sie und dachte sogleich, dass das eine dumme Frage war. Warum sollte ein Einheimischer sich am Hafen einen Wagen leihen müssen?
»Ich komme aus den Randkolonien«, antwortete er, »aber ich bin oft geschäftlich in diesem Solarsystem. Kommt mir vor, als würde ich die Hälfte meiner Zeit in Armstrong zubringen.«
Sie schluckte, versuchte, sich diese Art des Reiselebens vorzustellen, und versagte kläglich. »In einschlägigen Informationsmaterialien heißt es, Armstrong werde von Menschen kontrolliert, richtig?«
Er sah sie verwundert an. »Das ist eine seltsame Frage.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Ich … ich hatte ein paar Probleme auf dem Mars. Mir war nicht klar, dass die Disty so viel Macht besitzen.«
»Das ist den meisten Leuten nicht klar.« Er wippte auf seinen Absätzen auf und ab und sah sich über die Schulter um, als halte er Ausschau nach seinem Wagen, ehe er wieder nach vorn blickte. »Sind Sie geschäftlich hier?«
»Ja.«
»Ich kann Sie ein wenig herumführen, wenn Sie möchten.«
Vor Monaten hätte sie sein Angebot zweifellos angenommen. Und vielleicht täte sie das immer noch, wäre sie in Tokio oder London. Aber sie war schon wieder in einer verdammten Kuppel, und sie wusste einfach nicht, wie sie sich verhalten sollte.
»Dafür werde ich nicht lange genug hier sein«, lehnte sie sein Angebot also ab. »Aber vielen Dank.«
Er nickte, als hätte er mit dieser Antwort gerechnet. »Sie stammen von der Erde, richtig?«
Woher wissen Sie das?, wäre sie beinahe herausgeplatzt, aber sie fing sich gerade noch rechtzeitig. »Warum?«
»Die Leute von der Erde stellen selten Nachforschungen über ihre Zielorte an. Wenn man außerhalb der Heimatwelt lebt, lernt man ziemlich schnell, dass es immer besser ist, genau zu wissen, was einen erwartet.«
Sie fühlte, wie ihre Wangen erglühten. »Sie haben meine Frage nicht beantwortet.«
»Über Armstrong? Die Stadt ist so menschlich, wie es eine Kuppelkolonie nur sein kann. Vielleicht wird sie bald noch mehr von Menschen dominiert sein. Ich weiß es nicht.«
»Wie meinen Sie das?«, fragte sie.
»Es sollen wohl neue Gesetze in puncto Sicherheit erlassen werden«, sagte er. »In den letzten beiden Jahren hat es zwei Anschläge hier in Armstrong gegeben. Die ganze Stadt ist inzwischen paranoid.«
Ein Luftwagen bog um die Ecke eines nahen Gebäudes und verringerte die Geschwindigkeit. Er schwebte kurz über dem Wartebereich, ehe er vor Costard auf das Pflaster herabsank.
»Sieht aus, als wäre das Ihrer«, stellte der Mann fest.
Sie nickte.
»Die Navigationsausrüstung in den Fahrzeugen ist, gemessen an irdischen Maßstäben, ziemlich alt, aber sie funktioniert immer noch recht gut. Das Einzige, worum Sie sich mit diesenBabys sorgen sollten, ist, dass sie sehr einfach aufzubrechen sind. Sie sollten nichts Wichtiges im Wagen zurücklassen.«
Er war freundlich. Er war hilfsbereit. Costard hätte dem Mann gern mehr Vertrauen entgegengebracht, aber sie wagte es nicht.
»Danke«, sagte sie, als sie um den Wagen herum zur Fahrertür ging.
Ein Angestellter von Port Rental in einer dunkelgrünen Uniform stieg aus. Er griff nach Costards Hand, genauso wie zuvor die Frau in dem Büro, und presste die Handfläche auf einen Schirm.
»Wie kommt es, dass sie keine Roboter benutzen oder die Arbeit den Computern überlassen?«, fragte sie, allmählich ein wenig verärgert über die Art und Weise, in der diese Leute sie einfach, ohne zu fragen, anfassten und ihre Hand auf irgendwelche Schirme zogen.
»Lebendiges Fleisch«, antwortete der Mann, ohne sie anzusehen. »Wir müssen
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